Chapter 28

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Lautes Hupen riss mich aus meinem Schlaf und ich schreckte verwirrt zurück, als ich bemerkte, dass ich während des Staus eingeschlafen war.Ein stechender, kurzer Schmerz durchzog meinen Rücken und ich löste hektisch die Handbremse.Als ich mit hoher Geschwindigkeit die Wagen vor uns einholte, glitt mein Blick zu Olli, welche mich müde anlächelte.Meine Brauen zogen sich zusammen.Die Uhr im Wagen zeigte an, dass es mittlerweile kurz nach Elf war und langsam wurde mir bewusst, dass Olivia nichts von diesem ganzen Tagebuchgeheimnis wusste.Es war alles nur ein Traum.Sie liebt mich.Sie hasst mich nicht.Mein Herz zog sich krampfhaft zusammen, als ich an die schmerzende Stille denken musste, die nach meinem Geständnis herrschte.Es hatte sich so echt angefühlt.

>>Niall?<<

>>Ja, Engel?<<

>>Bleiben wir denn lange in Calais?<<

>>Also eigentlich hatte ich einen Tag eingeplant.Wir nehmen die Fähre am Abend, also falls das in Ordnung ist.Wolltest du länger bleiben, oder wieso fragst du?<<

>>Nein, ich bewunder dich nur.Du hast alles bis in das kleinste Detail geplant.Ich könnte das gar nicht.<<

>>Oh, ich gehöre auch nicht zu den organisiertesten Menschen, aber...wenn man etwas wirklich, und ich meine wirklich will, dann kann man das schaffen, verstehst du?Du kannst so viele Träume haben, wie du willst.Sie können noch so groß sein und in den Augen anderer Menschen dürfen sie auch unrealistisch sein.Es ist völlig egal, solange du dir treu bleibst und dich immer daran erinnerst, warum du mit etwas angefangen hast.Warum du so hart arbeitest.Denn wenn du dich anstrengst, dann kannst du fast alles schaffen, mein Engel.Kennst du das Zitat von Jared Leto?

Work is the bridge between dreams and reality.

Und es stimmt.Man kann für ziemlich viel hart arbeiten und es schaffen.Natürlich kann man nicht jeden Traum erfüllen, aber das ist das Leben und seien wir mal ehrlich, mann muss immer einen Traum oder Wunsch haben, man muss nicht alles haben, denn wo wäre denn da der Spaß und die Freude, wenn du etwas wirklich erreichst?Das ist meine Meinung und deshalb glaube ich auch, dass man wunschlos glücklich sein kann, ohne alles zu haben, was man gerne hätte, verstehst du?<<

Fasziniert sah mich die Blauäugige an, bevor sie sanft nickte.

>>Du magst tiefgründige Gespräche, kann das sein, Nialler?<<

Sofort stieg mir die Röte in das Gesicht und meine Wangen fühlten sich an, als würden sie brennen.Zögernd nickte ich, zuckte dann jedoch mit den Schultern.Ein Seufzen verließ Olivias Lippen.

>>Du bist mir wichtig, Niall.<<

>>Du mir auch, mein Engel.<<

>>Wieso nennst du mich ständig Engel?<<

>>Weil du ein Engel bist.Du machst mich glücklich, du bist perfekt für mich.Du hilfst mir so sehr und du bemerkst es noch nicht einmal.Du erwartest nichts für deine guten Taten und für das Lächeln, das du mir auf die Lippen zauberst.Du bist einfach nur schön.Von innen.Und von außen natürlich auch.<<

Bei dem letzten Satz musste ich leicht lachen.Kurz schaute ich zu meiner Freundin, immernoch ein Grinsen im Gesicht, was sich allerdings schlagartig änderte, als ich die glasklare Träne auf ihrer Wang entdeckte.

>>Was..was ist falsch?Olli?<<

>>Niall, ich bin kein Engel.Ich wollte mich verdammt nochmal umbringen!Ich ritze mich, Niall.Auch jetzt noch.Du hast es doch gar nicht bemerkt.Du weißt nicht, wie sehr ich mich hasse!Ständig mache ich mir Vorwürfe, ständig mach ich alles falsch.Ich bin nicht hübsch oder sogar schön.Ich helfe dir nicht, ich mache dir alles nur schwerer.Weißt du, du denkst, du könntest mich dazu bringen, mich und mein Leben zu lieben, aber du wirst es nie schaffen.Ich bin ein Wrack und sie hätten mich einfach nur sterben lassen sollen.Wieso darf ich denn nicht einmal über das Ende meines Lebens entscheiden?<<

>>Siehst du!Das meine ich.Olivia!ich werde es schaffen und du wirst glücklich sein.Ja, wirklich glücklich.Das ist mein Traum und ich weiß, dass ich das schaffen kann.Im Gegensatz zu dir habe ich die Hoffnung noch nicht verloren und glaube mir, ich habe so viel Liebe für dich, ich bin mir sicher, du kannst etwas davon für dich nehmen und dich selber lieben.Denn das ist es, was du machen MUSST!DU musst dich selbst akzeptieren, sonst kann dich auch niemand anderes akzeptieren.Du musst den ersten Schritt machen, ich werde dir dabei helfen, aber du musst das schaffen.Ich weiß, dass du dein Leben beenden wolltest und ich weiß auch, dass du dich verletzt, aber ich weiß genauso sicher, dass es wieder aufhören wird.Du wärst doch nicht die erste, die es schafft.Es haben viele andere auch hinbekommen und ich werde bei dir sein.So lange, wie du mich bei dir haben willst.Ich will nicht mit dir streiten, ich liebe dich doch, Olli!<<

>>Danke...für alles, Niall.Ich liebe dich auch, aber du musst verstehen, dass...ich bin nicht so lebensfroh, wie du es bist.<<

Ohne meinen Blick von der Straße abzuwenden, strich ich über ihren Oberschenkel, wissend, dass sie das etwas beruhigen würde.

BLACK DAYS || HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt