Chapter 30

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>>Niall.<<

Leicht wurde ich auf die Stirn geküsst.Meine Lieder flatterten, dann schlug ich meine Augen auf, um direkt in die eisblauen Iris meiner wunderschönen Freundin zu blicken.

>>Wir müssen zum Wagen, Niall.Wir sind in Dover!<<

Grummelnd richtete ich mich auf und gähnte hinter vorgehaltener Hand.Meine andere wurde von Ollis Hand umschlossen und zügig zog sie mich mit.Einige Menschen hatten sich schon an den Treppen und Aufzügen versammelt, welche hinunter zum Parkplatz führten.Olivia wurde immer schneller, bis wir schließlich rannten.Laut lachend drückte sie sich an den anderen Passagieren vorbei und die kleinen Lachfalten, die sich um ihre Augen bildeten, machten mich auf eine komische Art und Weise glücklich.Manchmal fragte ich mich, ob ich es endlich geschafft hatte.Dann wurde ich wieder enttäuscht, aber ich bin stolz.Stolz, weil ich sie für einige Stunden, wenigstens Minuten, zum Lachen gebracht habe.

***

Die anderen Autos zogen an uns vorbei, als ich die Abfahrt Hampshire nahm.Müdigkeit machte sich in mir breit und ich wollte einfach nur noch schlafen.Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich seit zwei Stunden durchfuhr.Gleich hätte ich es geschafft.

In wenigen Minuten hatten wir City of Winchester erreicht.Ein B&B entdeckten wir auch relativ schnell und nur ein paar Minuten später ließ ich mich auf ein weiches Bett fallen.Alle Glieder weit von mir gestreckt schloss ich meine Augen und fiel noch in meinen Kleidern in einen ruhigen Schlaf.

Schlaftrunken stand ich auf, Olli lag eingerollt neben mir im Bett.Leise tapste ich zu dem kleinen Fenster und zog den schweren Vorhang zur Seite.Draußen herrschte noch Dunkelheit, vereinzelt konnte ich Straßenlaternen in den Straßen Winchesters erkennen.Ein Seufzen verließ meine Lippen und ich schätzte, wieviel Uhr es war.Blinzelnd sah ich die Digitaluhr an, welche auf einer kleinen Kommode neben dem Fenster stand.

6:22 am

Die Wangen aufgeplustert fuhr ich mir durch die Haare und trottete in Richtung Badezimmer, während ich die Luft wieder aus meinen Wangen ließ. Noch etwas abwesend stellte ich mich in die Dusche, meine Augen nur halb offen.Warmes Wass floss meinen Nacken hinunter über meinen Rücken.Es war mir egal, dass ich noch meine Kleider vom vorherigen Tag trug.Nie häte ich gedacht, dass diese Tour so anstrengend werden könnte.Meine nassen Haare klebten an meiner Stirn, klares Wasser tropfte von meinen Wimpern.Das Shirt klebte an meinem Körper, die Jeans wurde immer schwerer.Meine weißen Socken sogen sich mit Wasser voll und ich starrte den cremefarbenen Duschvorhang an.

Vielleicht lag sie richtig.Vielleicht bin ich wirklich...naiv.

Meine Hände bildeten sich zu Fäusten und ich spannte meinen Kiefer an.Aus einem mir unbekannten Grund konnte ich mich nicht mehr beherrschen.Mein ganzer Körper spielte verrückt, Gedanken schossen wild durch meinen Kopf und es fühlte sich an, als würden sich hunderte von Schlangen um mich schlängeln.

Naiv.

Wie konnte ich das zulassen?

Warum hatte ich so eine Idee?

Wie sollte ein normaler Junge wie ich es war, ein suizidgefährdetes Mädchen retten können?

Warum tat ich das überhaupt?

Weil ich sie liebe.Die Schlangen wurden wie Schlingen zugezogen, ich fühlte mich eingeengt.Feuer flimmerte auf meinen Fingerkuppen und eine Gänsehaut breitete sich über mir aus.Plötzlich sah ich bunte Lichter, die Schlangen drückten zu und das nächste, was ich bemerkte, war, dass eine aufgelöste Olivia von meinem Schrei aufgeweckt meine Knöchel verarztete, welche bluteten, da ich mit voller Wucht gegen die weißen Fließen in der Dusche geschlagen hatte.Es brannte, wenn ich meine Finger streckte, doch in diesem Moment war ich sowieso taub.

Erst, als Olivia mich sanft küsste, wachte ich aus meiner Trance auf.Fragen schwirrten durch meinen Kopf und ich wollte nur noch weitermachen.Weg aus diesem Haus, mein Leben weiter leben, als wäre das gerade nicht passiert.Es war mir unangenehm und ich wollte nicht darüber sprechen.

***

>>Und es geht dir nun wirklich besser?<<

>>Ja, Olivia.Vergess die letzten Stunden einfach, okay?<<

>>Tut mir leid, ich mache mir nur Sorgen.<<

>>Schon okay, Prinzessin.<<

>>Niall?<<

>>Olli?<<

>>Ich habe mich nicht mehr geritzt.<<

Kurz verriss ich das Lenkrad, doch fing mich wieder.Ein Blick reichte mir, um dieses stolze Lächeln meiner Freundin für immer in meinem Kopf zu haben.

>>Das ist-oh mein Gott!Das ist unglaublich..das ist-<<

>>Alles wegen dir, Niall.<<

Mit wässrigen Augen parkte ich in der Innenstadt.Es war an diesem verregneten Sonntag nicht schwer, einen Parkplatz zu finden.

>>Ich lieb dich so sehr, Olivia!<<

Schnell schlang ich meine Arme um sie.

>>Ich dich auch, Schatz.<<

***

>>Danke Max.Du hast wirklich etwas gut bei mir!<<

Freudig klopfte ich meinem Cousin auf die Schulter.Glücklichweise hatte er ein Tattoostudio mitten in Winchester, was auch der Grund für meine Stadtwahl war.Ich wollte etwas Besonderes , etwas für die Ewigkeit.Und was passt da besser als ein Tattoo?

>>Niall, du willst ein Tattoo?<<

>>Ja, aber nicht nur ich.Du wirst auch eines bekommen.Allerdings darfst du erst das fertige Tattoo auf deinem Unterarm sehen.Ich hoffe, du möchtest das.Vertraust du mir?<<

>>Niall, ich..ja, ich vertraue dir, aber soetwas ist für die Ewigkeit..<<

>>Ich weiß, aber es ist ein besonderes Tattoo, vertraue mir.Außerdem musst du unseren Enkelkindern doch später mal erzählen, was du alles für aufregenden Blödsinn gemacht hast.<<

Ein Grinsen bildete sich auf meinen Lippen und mit meinem besten Hundeblick schaute ich sie an.Seufzend nickte sie und ich sprang vor Freude herum.

>>Nialler, beruhig dich!<<

Lachend reinigte mein Cousin noch ein paar Geräte und zog sich dann Handschuhe über.Bereit mit der Nadel in der rechten Hand saß er neben dem Stuhl, auf welchem sich meine Freundin zögernd niederließ.

>>Schließ die Augen und genieß es.<<

BLACK DAYS || HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt