*Eine Woche später*
Unser Mathelehrer versuchte irgendwelche Formeln an der Tafel zu erklären, aber meine Gedanken waren völlig woanders.Ich musste die ganze Zeit an die Tagebucheinträge von O.M. denken.Vielleicht steigerte ich mich etwas zu sehr in diese ganze Sache hinein, aber gestern Abend saß ich in meinem Zimmer und habe geweint.19.03.2013.Es war der Tag, an dem sie sich zum ersten Mal verletzt hatte.Immer wieder erzählte sie in ihren Einträgen, wie sehr sie gemobbt wurde und wie sehr sich hasste.Jeden Tag fand sie etwas anderes an sich, das sie nicht mochte.Ob es ihre Beine waren, die angeblich zu dick sind oder ihre Stimme, die viel zu tief für ein Mädchen ist.Sie hatte an diesem Tag ihre beste und einzige Freundin angeschreien, weil die beiden einen heftigen Streit hatten.Wahrscheinlich war es der Auslöser dafür, sich selbst zu verletzten.Es war wie der Punkt auf dem i.Egal, was jetzt noch passiert wäre, es hätte sie dazu gebracht, sich zu verletzten.Mich hatte das ganze wirklich sehr mitgenommen und ich machte mir Sorgen um sie.Ich wusste schließlich nicht, ob es ihr nun besser ging oder ob sie immernoch in der gleichen, beschissenen Lage war.Ich raufte mir meine blonden Haare und ließ meinen Blick über die Tafel schweifen.Ich verstand kein Wort.Kurz schielte ich zu Louis, welcher unter seinem Tisch Handy zockte.Ich glaube nicht, dass ich erwartet hatte, er würde im Unterricht aufpassen.
***
>>Die da hinten mit den langen, braunen Haaren wäre doch was für dich.Ohhh schau mal, wie groß ihre Brüste sind.<<
Louis saß neben mir in dem kleinen Café, welches nur drei Straßen von der Schule entfernt war und beäugte eines der Mädchen am Nebentisch.Zum Glück waren die Mädchen so in ihre Gespräche vertieft, dass sie es nicht mitbekamen, dass mein Freund neben mir kurz davor war, zu geifern.
>>Louis, ich will nicht verkuppelt werden.<<
Böse zischte ich ihn an,doch er schenkte mir nur kurz seine Aufmerksamkeit, da der Kellner kam und uns zwei große Tassen heiße Schokolade vor die Nasen stellte.
>>Du solltest mehr Respekt vor Mädchen haben.<<
>>Und du solltest mal lockerer werden.<<
Amüsiert schaute Louis mich an, während ich ihm diesen sarkastischen Blick zuwarf.Mittlerweile hatte ich die Hoffnung verloren, aus ihm einen anständigen Jungen zu machen.
>>Wieso macht Harry nichts mehr mit dir, Lou?<<
Er zog die Augenbrauen hoch und stützte sich auf seinen Ellenbogen, als er sich näher zu mir lehnte.
>>Lou?<<
>>Ja, ist jetzt dein Spitzname.<<
Ein Grinsen huschte über seine Lippen.Doch als ich ihn fragend anschaute, da ich immernoch auf eine Antwort zu meiner Frage wartete, verfinsterte sich seine Miene.
>>Muss das jetzt sein?<<
>>Naja, ich dachte, ich wäre jetzt dein bester Freund.Da kannst du mir soetwas doch erzählen.Aber du musst natürlich nicht.Ich muss dir ja auch nicht erzählen, wie viele ich schon im Bett hatte.<<
Ich wusste, dass es nicht gut war, ihn zu erpressen, aber als ich das Leuchten in seinen Augen sah, musste ich grinsen.
>>Nagut...<<
>>Du bist so pervers!<<
>>Du hast gesagt, du erzählst es mir dann.<<
Ich fragte mich, wie er wohl reagieren würde, wenn ich ihm sagte, dass ich noch Jungfrau war.Ich blickte kurz auf meine Finger und hoffte, ich wurde nicht rot, doch dann sah ich wieder auf.Louis knetete nervös seine Finger und sein Blick huschte hektisch durch das Café.
>>Ist alles in Ordnung?<<
>>Ja, ja.Ich überlege nur, wie ich es dir sage.<<
***
Anscheinend war dieser Harry gerade ziemlich abweisend gegenüber Louis, aber er hatte ja jetzt mich.Ich konnte nicht verstehen, wie man seinen besten Freund gegen ein paar billige Mädchen eintauschen konnte.Was ist denn mit "Bruder vor Luder" passiert?
Ich ließ kopfschütteln in meinem Zimmer umher.Louis hatte erzählt, dass Harry wahrscheinlich nur eine Phase durchlebte.
Nur eine Phase.
Meine Gedanken glitten wieder einmal zu dem unbekannten Mädchen.Ich wollte endlich herausfinden, wie sie hieß, wie sie aussah, wo sie im Moment war und ob es ihr jetzt besser ging.Meine Finger umklammerten den schwarzen Ledereinband des Tagebuches und zogen es zwischen ordentlich gefalteter Bettwäsche heraus.Das Versteck des Tagebuches wechselte ich fast täglich.Die Angst, dass es mir jemand wegnehmen könnte war zu groß.Schnell blätterte ich durch das Buch.Ich übersprang ein paar Tage, hoffend, dass dort nichts Entscheidendes geschrieben stand und stoppte bei einem großen Tintenfleck auf einer der Seiten.Es war im Juni 2013 geschrieben worden und mein Blick überflog interessiert den Text.Verwirrt zog ich die Augenbrauen in die Höhe.Für mich machte es keinen Sinn.Immer nur schrieb sie soetwas wie
Warum ich?
oder
Vielleicht ist sie ein Engel
Meine Finger schlugen die Seite um.Die untere Ecke war eingerissen und auf der nächsten Seite war ein Zeitungsartikel eingeklebt.Ein großes Foto stach mir ins Auge, welches ein ziemlich kaputtes Auto zeigte, das gegen einen Baum gefahren war.Es war dunkel und rot-weißes Absperrband markierte eine Grenze zwischen dem Auto und Polizisten.Mein Herz zog sich zusammen, als ich mir den Artikel konzentriert durchlas.
Es war eine Frau am Steuer.
Sie war alleine.
Sie hatte es nicht überlebt.
Beth Morgan.
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BLACK DAYS || Horan
Teen FictionNiall, der wahrscheinlich glücklichste Mensch auf dieser Welt, will seine große Liebe dazu bringen, ihr Leben zu lieben, obwohl sie es schon einmal fast beendet hätte. Eine Roadtour durch Frankreich und England soll dem suizidalen Mädchen zeigen, wi...