>>Wieso muss das sein?<<
>>Weil sie selbstmordgefähretet ist, Mr Horan.<<
Der Arzt vor mir rückte mit ernster Miene seine Brille zurecht und blätterte durch die Zettel auf seinem Klemmbrett, welches Halt auf seinem runden Bauch fand.Kurz räusperte er sich, während ich hysterisch atmete und grübelnd durch die Gegend sah.
>>Mr Horan.Beruhigen sie sich.Sie wird bestimmt wieder herauskommen.<<
Ich sah ihn an und schüttlete stumm den Kopf.Sie wollten Olivia in die Psychatrie schicken.Natürlich sagen sie, sie würde bald wieder herauskommen, aber wer tat das wirklich?
>>Sagen sie, gibt es nicht persönliche Betreuer, die dann mit der betroffenen Person zusammenleben?<<
Der Arzt sagte nichts, sondern sah mich abschätzend und prüfend an.Nach einigen Sekunden der Stille, seufzte er laut und deutlich.
>>Sie wollen ihre Bezugsperson sein?<<
Ich nickte eilig und trat ein paar Zentimeter näher an ihn heran.Er kratzte sich an seinem kahlen Kopf, welcher nur ein paar kurze graue Haare hatte und schluckte schwer.
>>Ich muss das besprechen.Warten sie hier.<<
Er drehte sich um und ging den Gang hinunter.Seufzend ließ ich mich auf einen der dunkelblauen Stühle fallen, welche im Flur platziert waren und zog mir argwöhnisch die Kapuze meines grauen Hoodies über den Kopf.Meine Hände steckten in meinen Hosentaschen und meine Füße wippten auf dem grauen Boden.
Hin und wieder kamen ein paar Leute vorbei, doch allgemein war es still.Das einzige Geräusch kam von der Wanduhr, welche zwischen den Türen von Zimmer 310 und 311 hing.Mein Blick glitt zu dem Zimmer weiter rechts.Zimmer 314.Ich stellte mir vor, wie Olivia dort in ihrem Bett lag, die braunen Locken auf dem schneeweißen Kopfkissen verteilt und die eislauen Augen gebannt auf die Zimmerdecke gerichtet, während sich ihre schlanken Finger zu kleinen Fäusten bildeten.Als der Doktor wiederkam, war der schwarze Zeiger der Uhr neunzehn Minuten vorgerückt.
>>Es gab eine kleine Debatte, aber nach einem Test wird sich herausstellen, ob sie ein geeignter und vorallem von Mrs Morgan erwünschter Betreuer sind.<<
Ich strahlte den etwas älteren Mann vor mir an und musste mich beherrschen, ihn nicht zu umarmen.
>>Was für ein Test?<<
>>Kommen sie mit.<<
***
>>Olivia?<<
Das Mädchen vor mir starrte an das Bettende und erdrückte mich beinahe mit ihrem Schweigen.Alles, was zu hören war, war unser Atem und ein leises Brummen der Geräte um ihr Bett.
>>O-Olivia?<<
Sie rührte sich nicht.Nur ihr Brustkorb hob und senkte sich langsam.Sie saß mit dem Rücken an ihr aufgestelltes Kissen gelehnt da und tat nichts.Kurz zuckte sie zusammen, dann atmete sie tief ein.
>>Warum, Niall?<<
>>Was Warum?<<
>>Wieso machst du das für mich?Wieso kommst du an diesem einen Tag einfach hier herein und tust so, als wärst du ein Superheld?Ich kenne dich nicht.Du kennst mich nicht.Hast du jemals daran gedacht, dass ich meine Gründe habe?Ich liege hier nicht aus Langeweile.Du weißt nicht, was ich schon alles durchgemacht habe.Du kannst dich nicht in meine Lage versetzen, Niall.Soweit ich das einschätzen kann, bist du ein fröhlicher, aufgeweckter Junge.Aber obwohl du schon sechzehn bist, bist du naiv.Du siehst nur die fröhliche, die helle und positive Seite vom Leben.Du weißt nicht, wie dunkel und schwarz diese Welt sein kann.Es ist nicht nur negativ, so zu denken wie du, Niall.Eigentlich ist es sogar eine Begabung, diesen kleinen hellen Punkt auf der stockdunklen Welt zu sehen und den Rest zu ignorieren.Ich kann dich nicht verstehen.In meinen Augen, bist du ein kleiner, naiver Junge, der noch keine Erfahrung gesammelt hat.Du kannst nicht nachvollziehen, wie es ist, wenn man immer nur Pech hat.Sag mir wieso, wieso hast du immer nur Glück?Wenn du jemals die Schattenseite des Lebens kennengelernt hättest, wärst du nicht so glücklich.Weißt du, die Menschen, die am meisten lachen, sind die, die am kaputtesten sind.Was ich von dir nicht behaupten kann.Du trägst keine Maske.Du gehst durch die Welt, so wie du bist.Man könnte sich an dir in manchen Punkten wirklich eine Scheibe abschneiden.Ich wäre gerne so unschuldig und glücklich wie du.Du kannst jeden zum Lachen bringen, aber bist du dir sicher, dass du Menschenleben retten kannst?<<
Ich weine gleich.Ich sage gleich, dass das hier nur eine Geschichte ist und, dass die Meinungen der Charaktere nicht zwangsläufig meine Meinungen sind.Aber ich muss sagen, dass man sich an Nialls Lebenseinstellung wirklich eine Scheibe abschneiden kann.
'Er geht durch die Welt, so wie er ist.'
Er verstellt sich nicht.
xx Janina
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BLACK DAYS || Horan
Teen FictionNiall, der wahrscheinlich glücklichste Mensch auf dieser Welt, will seine große Liebe dazu bringen, ihr Leben zu lieben, obwohl sie es schon einmal fast beendet hätte. Eine Roadtour durch Frankreich und England soll dem suizidalen Mädchen zeigen, wi...