Chapter 12

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Ich wollte sofort anfangen.

Ich wollte sie jetzt auf der Stelle dazu bringen, ihr Leben zu leben.

Ich wollte sie jetzt mitnehmen und ihr die Welt zeigen.

Doch ich hatte versprochen, dass es helfen wird und dazu brauchte ich einen Plan.Ich drehte auf meinem Schreibtischstuhl im Kreis und blies meine Wangen auf, während ich schielte und andere Grimassen zog.Auf meinem Schreibtisch lag ein karierter Collegeblock und ein grauer Bleistift daneben.Ich brauchte Stichpunkte.Ich überlegte, was ich überhaupt machen wollte.Und das wichtigste, wie groß mein Budget war.Ich sprang auf und riss die unterste Schublade meiner Kommode auf, in der ich Geld aufbewahrte.Gespannt ließ ich die Scheine durch meine Finger gleiten.Kurz sah ich an die Decke und rechnete alles zusammen.Das mit dem, was ich noch auf meinem Konto hatte.Ihr Vater würde nichts zusteuern, er würde ja nicht einmal bemerken, dass seine Tochter weg ist.Ich ließ das Geld wieder in meiner Schublade verschwinden und ging zurück zum Schreibtisch.Mit dem Stift tippte ich nachdenklich auf dem Papier umher.Ich musste es so billig wie möglich halten, damit wir mehr unternehmen könnten.Tausende Gedanken flogen durch meinen Kopf, aber irgendwie war er doch leer.Da kam mir der entscheidende Gedanke.Mit einem Ruck sprang ich auf, riss meine Zimmertür auf und rannte hinunter zu meinen Eltern.

***

>>Niall, mein Schatz, ich weiß ja nicht.Bist du dir da auch ganz sicher?<<

>>Ja Mum, wie oft denn noch.Wirklich.<<

Lieb lächelte ich sie an und sie erwiderte es auch, doch mein Dad saß etwas skeptisch am Tisch und hatte seine Hände auf die Tischplatte gelegt.Bis jetzt hatte er geschwiegen.Er musste es erlauben.

>>Was ist mit Schule?<<

>>Es sind doch sowieso Ferien.<<

>>Nein, nein, nein.So weit kommt es noch.Du gehst schön zur Schule.<<

Mein Dad war aufgestanden und sah mich nun etwas wütend an, doch plötzlich wurden seine Gesichtszüge weicher und er lächelte.

>>Na gut.Aber pass auf dich auf,Niall.<<

Ich umarmte ihn fest und auch meine Mutter und ging grinsend auf die Treppe zu, bis mir noch etwas durch den Kopf ging.Schnell machte ich auf dem Absatz kehrt und ging nocheinmal zurück in die Küche zu meinen Eltern.Fragend zogen sie die Augenbrauen hoch, als ich immernoch grinsend mit meinem Finger auf sie zeigte.

>>Kann ich morgen Früh zu Opa fahren und dann Abends wieder kommen?<<

>>Warum?<<

>>Ich habe eine Bitte an ihn.<<

>>Na dann...<<

***

Ich knallte die Tür des Wagens meines Vaters zu und ging auf das Hofhaus meiner Großeltern zu.Sie wohnten eine Stunde von uns entfernt, aber nun waren wir näher an ihnen, als früher.Es war ein kalter Tag und die Pferde, die sie hatten, waren alle im Stall.Ich klingelte und die dunkelblaue Holztür öffnete sich.Meine Granny stand vor mir, eine Schürze um die Hüfte und ein Lächeln auf den Lippen.

>>Niall, mein Schatz!Lass dich drücken!<<

Sie zog mich in eine feste Umarmung.

>>Was führt dich zu uns?Komm rein, komm rein!<<

Sie war glücklich, mich zu sehen und fuchtelte aufgeregt mit ihren Händen herum, während sie ununterbrochen grinste.Ich ging mit einem Lächeln ihr vorraus in die Küche, wo mein Großvater am Tisch saß und in der Zeitung blätterte.Das Frühstück stand auf dem Tisch und auf dem Herd dampfte ein dunkelgrüner Teekessel.Die alt eingerichtete Küche wirkte immernoch so bequem wie früher.Es hatte sich nicht viel geändert, seit ich das letzte mal hier war.Schon früher saßen wir immer auf der Eckbank und haben gegessen, was Granny gekocht und gebacken hat.Es sind schöne Erinnerungen.Oft waren meine Cousinen auch da und dann war es immer lustig.Manchmal ist man als Einzelkind echt alleine.

>>Mein Junge!Was machst du denn hier?<<

Er wollte aufstehen, doch ich ging schnell zu ihm und hinderte ihn daran.Ich klopfte ihm auf die Schulter und er rückte seine Brille zurecht.

>>Hey.Ich wollte euch mal wieder besuchen.<<

>>Na, das ist ja mal ein Ding.Setz dich!Du kannst auch etwas essen.Hast du denn schon gefrühstückt?Ist ja ganz schön früh.<<

Mein Blick fiel auf die Uhr über der Tür.Es war halb Neun.Ich lag gut in der Zeit.

>>Ja, ja ich habe schon gefrühstückt.<<

>>Tee?<<

Granny hielt fragend den Kessel über einer Tasse die sie aus dem Schrank geholt hatte und wartete auf eine Antwort.Ich nickte und sie lächelte sanft.Bei meinen Großeltern lag immer ein süßer Geruch in der Luft.Es war unbeschwert.Das Gefühl von Erleichterung und Genugtuung umgab einen.Es war schön hier.Vielleicht sollte ich diesen Ort auf meine Liste setzten mit den Orten, an die ich einmal mit Olivia möchte.

>>Uhm, was ich fragen wollte...<<

>>Aha, wusste ich es doch, dass unser lieber Enkel nicht ohne Grund kommt.<<

Meine Großeltern lachten leise und widmeten sich dann wieder mir.Beschämt schaute ich auf meine Hände, welche unter dem Tisch in meinem Schoß lagen.

>>Ja..also..Grandpa, du hast doch diesen alten Truck...ich wollte fragen, ob...ob ich ihn mir mal für längere Zeit ausleihen darf.<<

>>Den Truck?<<

>>Ja, bitte.Er ist perfekt für das, was ich vorhabe.<<

>>Ja, nagut.Ich vertraue dir mal, Niall.<<

>>Hält er noch längere Strecken aus?<<

>>Jaaaa, der ist noch gut in Schuss.Pass aber bitte darauf auf, ja mein Junge.<<

Ich nickte und lächelte ihn an.

>>Kann ich zu ihm?<<

***

>>Hier ist das Baby!<<

Ich lachte heiser und ging um den dunkelblauen lackierten Truck umher.Mit meiner Hand strich ich über ihn.Hinten legte ich ein paar Seile aus dem Anhänger und sprang darauf.Ich hüpfte leicht und Grandpa lachte.Schnell sprang ich wieder hinunter und setzte mich hinter das Steuer.Behutsam fuhr ich über das schwarze Leder  des Lenkrads und fuhr über die Armatur.Ich ließ mich etwas weiter in den Sitz sinken und schloss kurz die Augen, um den Geruch des Trucks einzuatmen.

>>Gefällt er dir?<<

>>Ja, Grandpa.Danke, dass ich ihn ausleihen darf.<<

>>Wenn du willst..also..ich schenke ihn dir.Ich kümmer mich um die Versicherung und du kannst damit tun, was du willst.Ist das gut?<<

>>Oh mein Gott, ja!<<

Ich stieg aus und umarmte ihn erneut.

>>Danke, danke, danke!<<

>>Aber-<<

Er hob warnend seine Hand.Ich zog die Augenbrauen hoch und schaute verwirrt zu ihm.

>>Nur unter einer Bedingung,<<

>>Und die wäre?<<

>>Die Elvis-Figur bleibt!<<

Er zeigte auf die Gummifigur, die Elvis Presley darstellen sollte, welche im Fahrerraum vom Dach baumelte und wir lachten beide.

>>Geht klar.<<

BLACK DAYS || HoranWo Geschichten leben. Entdecke jetzt