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Lyras Sicht----------

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fand ich mich in den Armen von Matheo Riddle wieder. Er schlief noch, und ich zog mich leise um und verließ dann das Zimmer. Im Gemeinschaftsraum saßen Pansy, Theo, Draco und Blaise. „Matheo schläft noch", sagte ich mit komplett rotem Gesicht, da Pansy mich interessiert anstarrte, doch Blaise, Theo und Draco sahen mich nur ernst an. Blaises Augen huschten immer wieder zu meinem Arm. Meine Rasierklinge lag in der Mitte des Tisches. Ich wollte sie nehmen, aber eine Person hinter mir kam mir zuvor. Ich drehte mich erschrocken um, und kein anderer als Matheo stand hinter mir und brach die Klinge ohne einmal zu blinzeln durch. „MATHEO!!!!!" motzte ich ihn an, und als Antwort brach er die Klinge einfach ein zweites Mal durch. „Die brauchst du nicht mehr!", sagte er nur trocken, als er fertig war. Ich setzte mich aufs Sofa, und Matheo tat es mir gleich. „Warum hast du das getan?", fragte er und deutete auf meinen Arm. „Geht dich nichts an!", fauchte ich und stand auf. „Warum?!", fragte er nochmals, und ich ging einfach zur Tür, doch er packte mich am Arm und zerrte mich zurück zu den Sofas. „LASS MICH LOS, RIDDLE!!!!!!!", schrie ich und versuchte, mich loszumachen. „Warum ist es so schwer, darüber zu reden?", fragte er. „ICH SAGE ES NICHT NOCHMAL, ES GEHT DICH NICHTS AN!!!" Nun hatte ich mich in Rage geschrien und hörte nicht mehr auf. „DU HAST KEINE AHNUNG, WIE ES SICH ANFÜHLT! ALSO VERLANGE NICHTS, WAS DU IN MEINER SITUATION AUCH NICHT TUN KÖNNTEST!" Sein Gesicht wurde steinhart. „Ach nein?", fragte er bedrohlich. „NEIN!", schrie ich ihn weiter an, doch nicht mehr so laut wie vorher. In seinen Augen blitzte Wut auf. „NEIN? NEIN!", nun fing auch er an zu schreien: „VOR EIN PAAR JAHREN BRACHTE MEIN VATER FAST JEDEN TAG EINEN MUGGLE UM, UND ICH HABE NICHT GERNE ZUGESEHEN! NEIN, DENKST DU, DAS HAT IHN INTERESSIERT? NEIN! UND JEDEN ABEND LAG ICH WEINEND IN MEINEM BETT, WEIL ICH ES NICHT MIT ANSEHEN KONNTE, WIE MEIN VATER EINFACH SO ZUM SPAß MENSCHEN TÖTETE UND FOLTERTE! UND JEDER VON IHNEN IST VEREWIGT IN EINEM BLUTIGEN SCHNITT AUF MEINEM ARM! ALSO DOCH, ICH WEIß, WIE ES SICH ANFÜHLT, VON SEINEN ELTERN GEHASST ZU WERDEN!!" Ich stockte, als er seinen Ärmel hochkrempelte und jede Menge Narben aus seinem Arm zum Vorschein kamen. „Ich hab auch mit keinem geredet, den Schmerz einfach in mich hineingefressen, und ich weiß auch, warum du es nicht willst. Du willst keine anderen Menschen mit deinen Problemen belasten, und du denkst höchstwahrscheinlich, dass du egozentrisch bist, wenn du mit jemandem darüber redest." Mir liefen mittlerweile heiße Tränen über die Wangen, und er umarmte mich. Er roch nach frischem Gras, nach Regen und Parfüm. Ich entspannte mich, und wir standen eine Weile einfach so da. „Können wir jetzt reden?", fragte er vorsichtig und wischte mit seinem Daumen eine Träne von meiner Wange. „OK...!" Er ging mit mir zum Astronomieturm, da sich der Gemeinschaftsraum langsam mit anderen Slytherins füllte. Oben angekommen konnten wir einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachten. „Also?", fragte er und lehnte sich gegen das Geländer. „Es ist nur, mein Vater... Ich weiß nicht, was passiert ist, aber seit ich denken kann, ist er immer so abweisend und kühl zu mir. Er ist mit nichts zufrieden. Und dann noch meine Fähigkeit. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber seit ich denken kann, ist er immer so kühl mir gegenüber, er ist mit nichts zufrieden, und dann noch meine Kräfte. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll!" Ich begann, mir nervös auf die Lippe zu beißen, und ich lehnte mich neben ihn. „Und du hast wirklich keine Ahnung?", fragte er, und ich schüttelte den Kopf. „Du hörst aber auf mit dem Ritzen?!" Ich konnte nicht ganz heraushören, ob es eine Aussage oder Frage gewesen war. „Ich weiß nicht, ob ich kann!", antwortete ich. „Jede Woche Armkontrolle!", setzte er nun fest. Wir gingen zurück und trafen uns mit den anderen im Schlafsaal der Jungs. „Lyra, Matheo, alles gut?", fragte Theo, als wir herein kamen. „Ja, Lyra, willst du erzählen? Oder überhaupt nicht?" Er sah mich an, und ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, dass jemand meine Entscheidung respektieren würde. „Also, ich habe eine bestimmte Fähigkeit, ich hab sie schon seit ich denken kann, und mein Vater hasst mich aus irgendeinem Grund deswegen. Ich bin quasi eine Zeitbombe, aber ich will niemanden verletzen. Ich weiß nicht, was ich falsch mache, denn egal wie sehr ich mich anstrenge, es ist nie genug und geht immer besser. Es wird euch wahrscheinlich voll eingebildet und aufmerksamkeitsuchend vorkommen, aber ich will einfach ein normales Leben mit den besten Freunden, und das seid ihr. Aber mein Vater will nicht, dass ich Zeit mit euch verbringe. Aber ihr seid die einzigen, mit denen ich glücklich bin!" In Pansys Augen glitzerten Tränen, und auch die anderen sahen gerührt aus. „Oh Lyra", sie umarmte mich. „Wir sind immer für dich da!", sagte nun auch Blaise. „Jede Woche Armkontrollen, falls Dumbledore wieder schlimm wird!", informierte Matheo nun auch die anderen, die nickten. „So, wer ist jetzt eigentlich Champion geworden?", fragte Matheo, und ich stimmte ihm mit einem Nicken zu. „Für Durmstrang ist es Viktor Krum geworden, für Beauxbatons Fleur Delacour und für Hogwarts Cedric Diggory und Potter", antwortete Draco, und wir stockten. „Potter auch?", hackte ich nach. „Ist er nicht noch zu jung dafür?", fragte nun auch Matheo. Sie nickten. „Keiner weiß, wie das passieren konnte. Aber am Wochenende ist schon die erste Prüfung", eröffneten sie uns. „Ok, es ist spät, wir sollten ins Bett gehen!", sagte Theo, und Pansy und ich gingen rüber in unseren Schlafsaal.

In dem Schlafsaal der Mädchen--------------

Pansy kam mit einem großen Grinsen ins Zimmer. „Pans, was ist los?", fragte ich vorsichtig, da ihre Freude manchmal etwas hysterisch war. „Rate mal, was Draco mich eben gefragt hat!", sagte sie und fächelte sich mit ihren Händen Luft zu. Ich zuckte die Schultern. „Was denn?" Sie hüpfte aufgeregt auf und ab. „Ob ich mit ihm zum Ball gehen will!" Nun wurde auch ich von Freude für sie erfüllt. „Echt? Sag mir, dass du ja gesagt hast, Pansy?" „JAAAA, hab ich gesagt!", rief sie mit Überschwung und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Läuft zwischen dir und Matheo was?", fragte sie. „NEIN!!", antwortete ich etwas zu schnell. „Wir sind nur Freunde, ok?", schob ich etwas langsamer hinterher. „OK, entschuldige!" Damit herrschte Stille zwischen uns, und bald schliefen wir ein. Das Wochenende kam schnell, und wir waren alle gespannt, was passieren würde. Es gingen viele Gerüchte um, wie Trolle oder Hippogreifen (zum Entsetzen von Draco; die anderen mussten mir danach die Geschichte ganz genau erzählen), aber wir waren alle nicht wirklich überzeugt davon. In letzter Zeit hingen wir überraschend häufig mit Diggory rum, und er eröffnete uns, dass es Drachen waren. Der Unterricht war in dieser Zeit das Langweiligste, und als es dann endlich soweit war, versammelten wir uns alle auf dem umgebauten Quidditchfeld. Der erste Champion war Diggory, und er schaffte es ziemlich knapp, seinen Drachen zu besiegen. Auch die anderen Kandidaten aus unseren Nachbarschulen schafften es und legten eine beeindruckende Show hin. Potter machte die ganze Sache viel spannender; der Drache riss sich während der Prüfung los, und eine wilde Verfolgungsjagd begann. Am Ende schaffte es Potter dann doch noch, und wir gingen alle in einer relativ guten Stimmung zu einer Party, die bei den Hufflepuffs stieg. Sogar Weasley kam und lästerte übel über seinen ach so besten Freund; wir lachten uns darüber einfach nur kaputt. Irgendwann gingen Pansy und Draco, und wenig später fielen auch wir in unseren Schlafsälen müde ins Bett.

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Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt