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---------Lyras Sicht---------

Wir liefen sofort in den Gemeinschaftsraum. Als wir eintraten, hörten wir schon Gelächter von den Sofas kommen. Ich erkannte die Stimmen meiner Freunde sofort: Pansy, Draco, Blaise, Theo, Matheo... und Lydia?! Sie saßen auf der Couch und beömmelten sich über etwas, das Lydia wohl gerade gesagt haben musste. Als Draco seinen Blick zufällig in unsere Richtung gleiten ließ, entdeckte er uns fast sofort. „Hallo Lyra, hallo Cousin", winkte er uns zu. „Hi Leute", begrüßte ich alle und ignorierte Matheo und Lydia absichtlich. Howard und ich pflanzten uns zu Draco und Pansy aufs Sofa, während Lydia mich von der anderen Seite abwertend anstarrte. „Was gibt's da zu starren, Reynolds?", fragte ich, denn ich hatte natürlich bemerkt, wie offensichtlich sie mich anstarrte.

„Hey Leute, lasst uns doch Veritaserum oder Pflicht spielen!", schlug Pansy vor, um die Stimmung im Raum aufzulockern. Überraschenderweise stieß ihr Vorschlag auf große Zustimmung, und sie zog eine Phiole aus ihrem Umhang heraus. Theo fing an mit Fragen: „Lyra, Veritaserum oder Pflicht?" Er grinste mich mit seinem typischen Theo-Grinsen an. „Veritaserum", antwortete ich und nahm einen Schluck aus der Phiole, bereit für seine Frage. „Wen in diesem Raum hasst du am meisten?" Er schaute mich interessiert an, und ich antwortete in kürzester Zeit, da mir diese Frage nicht wirklich schwerfiel: „Lydia", sagte ich trocken und startete schon meine Fragerunde. „Lydia, Veritaserum oder Pflicht?" Sie blickte mich triumphierend an, konnte ja nicht ahnen, dass ich hinter ihr dunkles Geheimnis gekommen war. „Veritaserum", sagte sie und trank. „Hast du Matheo mit einem Liebestrank verzaubert?" Sie wurde kreidebleich in dem Moment, in dem ich die Frage ausgesprochen hatte. Es wurde still in unseren Reihen, und alle warteten gespannt auf ihre Antwort. Alle keuchten überrascht auf, als Lydia durch zusammengebissene Zähne ein schwaches „Ja" herausbrachte. Da die anderen immer noch sehr perplex schienen, machte ich mit meiner Aktion einfach weiter. „Matheo, Veritaserum oder Pflicht?"

„Pflicht", antwortete er mir, und ich konnte ihm aus dem Gesicht ablesen, dass er diese ganze Situation nicht so ganz verstanden hatte. „Trink das!", sagte ich und reichte ihm die Phiole, die mir noch ein paar Stunden vorher gegeben worden war, mit dem Versprechen, dass die blaugrüne Flüssigkeit ihn von dem Liebestrank befreien würde. Er stürzte die Flüssigkeit in einem Zug herunter und verzog danach angeekelt das Gesicht. Als ich ihm in die Augen schaute, konnte ich erkennen, dass das milchige Braun verschwand und seine Augen ihren Glanz zurückbekamen. „Was... was ist passiert?", schaute er sich verwirrt um, als wäre er gerade erst aus einem bösen Traum aufgewacht.

„Lydia hat dich mit einem Liebestrank verzaubert", ließ Howard ihn wissen, und Matheos Blick fuhr überrascht und wütend zu ihm. „Was macht der denn hier?", knurrte er und suchte meinen Blick. „Er ist mein Freund und hat mir geholfen, dich zu retten!"

„Er hat Violett Snapes Tochter ge-"

„NEIN!", erhob ich nun meine Stimme, und alle sahen mich an, was mir aber herzlich egal war. Pansy lächelte stolz. Ich schrie nicht oft, und wenn ja, dann nur aus Hilflosigkeit. Dieses Mal war es anders. Nun strahlte ich vor Autorität und Selbstbewusstsein. „KEINER IST SCHULD! KAPIERT ES DOCH ENDLICH! KEINER VON EUCH KONNTE AHNEN, DASS ES SO ENDEN WÜRDE, ALSO SPRINGT ÜBER EUREN SCHEIßSTOLZ UND BEGRABT DAS KRIEGSBEIL!" Matheo und Howard sahen sich dennoch misstrauisch an. „Für Lyra und Violett!" Howard streckte Matheo die Hand entgegen, die dieser nach kurzem Zögern auch ergriff. „Danke", sagte ich nun in meiner normalen Stimmlage. Danach sahen alle Lydia vorwurfsvoll an. „Warum?", fragte Matheo, doch sie ignorierte ihn, fegte eine Schüssel grüner Äpfel vom Tisch und haute ab. Wir störten uns daran ganz und gar nicht.

„Hasst du mich wirklich?", fragte Matheo mit stotternder Stimme und sah mir tief in die Augen. „Nein, ich... nachdem ich im Gang die Kontrolle verloren hatte und dich fast getötet hätte, sagte auch mein Vater, ich wäre eine Gefahr für dich. Also dachte ich, es wäre am besten, wenn ich mich von dir fernhalte, und das war die Lösung, die mir am schmerzlosesten schien."

„Du bist keine Bedrohung für mich. Speziell ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Es ist alles gut, aber versprich mir, dass du das nicht mehr tust!" Er drückte mich an sich, und wir wollten uns nie wieder loslassen. „Ich liebe dich!", flüsterte er leise gegen mein Haar. „Ich dich auch!", flüsterte ich zurück.

„Wie weit seid ihr eigentlich mit ihr, wisst schon was?", fragte er nun die anderen mit ernster Stimme, während wir uns wieder hinsetzten. „Wir haben es jetzt schon öfters mit den verschiedensten Dingen getan, aber nichts hat funktioniert." Matheo nickte stumm über Pansys Bericht, und wir beschlossen, ins Bett zu gehen.

Am nächsten Morgen klopfte es hektisch an meiner Tür, was mich weckte, und ich schälte mich aus dem Bettlaken. „Herein!", rief ich der Tür zu. Ein über beide Ohren grinsender Matheo betrat mein Zimmer. „Hast du deine Einladung bekommen?", fragte er mich, als ich mich streckte und aufstand. „Einladung?"

„Zu Slughorns Party! Ich habe meine gerade bekommen. Blaise und Theo auch. Pansy und Draco gehen nicht wegen, du weißt schon was!" Als wäre das ein Stichwort gewesen, flog eine Eule herein und ließ einen lilanen Brief fallen. Darauf stand in goldener Schrift mein Name und ein ebenso goldenes Siegel, das ich brach und den Brief öffnete. Darauf stand:

„Liebe Ms Dumbledore,

da Sie zu einem meiner besten Schüler gehören, lade ich Sie herzlich zu meinem alljährlichen Slugh-Ball ein. Diese Einladung dient als Eintrittskarte, also bringen Sie diese am besten mit. Ich hoffe, wir sehen uns auf dem Ball. Bis dahin,

liebe Grüße,

Horace Slughorn"

Ich legte die Einladung zur Seite. „Gehen wir zusammen?", fragte ich ihn, und er begann zu grinsen. „Eben das wollte ich gerade fragen", antwortete er mir enthusiastisch, und ich schmunzelte.

---------3 Monate später am Tag des Balles---------

Matheo und ich zeigten dem griesgrämigen Filch, der als Türsteher für die Party hinhalten musste, unsere Einladungen, und er ließ uns durch. Slughorns Büro war viel weitläufiger als normalerweise, und viel mehr Personen standen im Raum. Ich sah die verschiedensten Personen aus verschiedenen Altersgruppen und Häusern – ein bunt gemischtes Publikum aus mindestens 30 Schülern. Nach ungefähr 10 Minuten, als anscheinend alle Gäste eingetroffen waren, klopfte er gegen sein Glas, und alle Gespräche erstarben.

„Guten Abend, meine Freunde! Ich freue mich, dass so viele von Ihnen gekommen sind. Ich—" Weiter kam er nicht, da Lydia vorstürzte und sich an seine Stelle begab. „Ich entschuldige mich sehr für die Unterbrechung und dass ich mich reingeschlichen habe, aber ich muss einfach mal etwas sagen. Ich bin Lydia Reynolds und ich bin schwanger. Der Vater ist hier unter euch, doch er hat mich verlassen, um mit einem anderen Mädchen zusammen zu sein." Sie zog ein trauriges Gesicht, und das Geflüster wurde laut. „Sein Name ist Matheo Riddle!"

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt