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Da Umbridge uns quasi nichts beibrachte, eröffnete Potter einen Club. Ich ging mit den anderen zu einem Treffen, in dem Potter uns davon überzeugen wollte, seinem Club beizutreten. „Ok, danke, dass ihr alle gekommen seid!" fing Granger an. Nachdem sie niemanden überzeugen konnte, stand Potter auf und hielt eine, da musste ich zugeben, ziemlich überzeugende Ansprache, und am Ende waren sogar wir überzeugt. Viele setzten sich auf die Liste von Dumbledores Armee; die Zwillinge fanden es auch ziemlich lustig, Annas Namen auf die Liste zu setzen. Wir überlegten lange hin und her, wo wir uns treffen konnten. Eine Weile später rief Potter uns zu unserem ersten Treffen und stellte uns den Raum der Wünsche vor.

Wir lernten in den nächsten Wochen vieles über Duellieren und Kämpfen. Potter war ein guter Lehrer, und an einem schicksalhaften Tag lernten wir sogar „Expecto Patronum". Draco hatte, zu unserer Amüsierung, ein Frettchen, Pansy hatte einen kleinen Kolibri, Blaise einen Jaguar und Matheo einen Donnervogel. „Expecto Patronum!" rief ich bisher erfolglos. Ich dachte an Cedric, doch auch die schönen Erinnerungen, die ich an ihn hatte, waren anscheinend nicht stark genug. Plötzlich stiegen mir die Gedanken an den Astronomieturm in den Kopf, als ich Matheo alles erzählte, was mich bedrückte, und von ganz allein fuhr ein blauer Schimmer aus meinem Zauberstab, den ich immer noch hochgehalten hatte. Ein imposanter Drache stieg bis zur Decke hoch und stürzte dann herab zurück zu uns. Er zerfiel zu blauem, schillerndem Staub, als eine Explosion ertönte und Umbridge, umrandet von Trümmern der Wand, erschien. Crabbe und Goyle standen neben ihr und schauten uns triumphierend an; sie zerrten Cho vor das Loch, und sie sah uns entschuldigend an.

„Wer von ihnen ist hauptverantwortlich?" fragte Umbridge immer noch ätzend freundlich. Potter, Weasley, Granger und ich traten vor. Potter sah mich verwundert an, doch dann verstand er wahrscheinlich meinen Gedankengang, dass diese Organisation verdammt nochmal Dumbledores Armee hieß und es daher nur logisch war, dass eine Dumbledore in der Organisation mit drin hing. Wir wurden von den zwei Slytherins in Umbridges Büro geführt. Anna dackelte treu neben mir her, bis Filch mit seinen verdreckten und durchaus kaputten Schuhen ausholte und sie treten wollte. „Depulso!" reagierte ich reflexartig, und Filch flog ein paar Meter gegen die nächste Wand.

„Ms. Dumbledore!!" quiekte Umbridge und sah mich empört an, doch ich ignorierte sie und hob die etwas verwirrte Anna hoch. Sie verdonnerte jedes der Mitglieder zum Nachsitzen in der großen Halle. Wir durften jede ihrer Regeln hundertmal abschreiben. Die jüngeren Mitglieder der Armee brachen nach der ersten Regel zusammen, und ich konnte es ihnen nicht übel nehmen. Der Blutverlust war enorm, und teilweise waren beide Arme von eingeritzten Schulregeln bedeckt. Keiner von uns sprach auch nur ein Wort mit Cho, als wir endlich entlassen wurden. Die kleine Weasley schaute sie mit einem Todesblick an, der wahrscheinlich sogar den Dunklen Lord einschüchtern würde. Matheo stand auch vor der Halle und sah uns unendlich sauer und traurig an.

„Es tut mir leid, ich habe versucht, sie umzustimmen, aber sie wollte einfach nicht auf mich hören. Sie darf mich nur nicht nachsitzen lassen, wegen meinem Vater. Sie ist eine seiner Anhängerinnen," fügte er am Ende leise hinzu. Als er unsere Arme sah, wurde er bleich und seine Augen weiteten sich. „Bei Merlins Bart! Es tut mir so, so, so leid... ich...!" Wir zogen ihn in unsere Arme und verschmolzen zu einem schwarz-grünen Knäuel. „Es ist nicht deine Schuld, Matheo!" sagte Theo, als wir wieder zu sechs verschiedenen Personen geworden waren.

Als wir zum Gemeinschaftsraum gingen, war er immer noch ungewöhnlich still. Und als ich am Abend, als wir alle in unseren Schlafsälen sein sollten, in den Gemeinschaftsraum ging, stand er an einem der großen Fenster, bei denen man in den schwarzen See sehen konnte. „Alles gut?" fragte ich und trat vorsichtig näher an ihn heran. „Ja, mir geht es gut, es ist nur..." „Dein Vater?" fragte ich ihn. Er nickte stumm und schaute dann in die Ferne. Ich konnte ihn wahrscheinlich besser verstehen als jeder andere, und ich schob es auf diese Tatsache, dass es mich so fertig machte, ihn so zu sehen. „Matheo! Es ist nicht deine Schuld! Diese blöde Chang hat uns verraten, und du hast wenigstens versucht, uns da rauszuholen!" Ich schaute ihn streng an, und er sah dankend zu mir. Ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Es war Liebe, keine Nächstenliebe, keine Empathie, keine Freundschaftsliebe; ich liebte ihn auf eine Weise, wie ich auch Cedric geliebt hatte, doch dieses Gefühl war tausendmal stärker. Und das war eine Tatsache, die mich mehr erschreckte als alles andere.

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt