Out of Control

~11~

---------Lyras Sicht-----------------

Die Halle, in der der Ball stattfand, war weitläufig, mit Hauselfen, die als Kellner dienten. Es glitzerte quasi überall in dunklen oder hellen Farben, beziehungsweise schwarz, weiß und grün. Mehr Farben waren nicht einmal in dieser wunderschönen Halle, denn ja, sie war schön, verdammt schön. Matheo geleitete mich galant durch die Halle, und die meisten machten uns Platz. Das Geflüster der Leute, an denen wir vorbeigingen, war nur ein kleines Rauschen in meinen Ohren.

Wir kamen bei unseren Freunden an, und auch an ihnen schien das Geflüster zu hängen. "Hi, wie geht's so?" begrüßten sie uns. "Hi, ganz gut, was ist mit euch?" "Wir wollen heute über so nichtige Dinge nicht reden!" sagte der dunkle Lord hinter uns. Wir drehten uns um, und er bedeutete uns, ihm zu folgen. Er blieb auf der Bühne stehen, die eigentlich fürs Orchester gedacht war. Von dort oben konnten wir die ganze Menge überblicken. Es jagte mir einen Schrecken ein, als ich sah, wie viele Menschen da waren. "Meine Freunde, wir haben heute einen Grund zu feiern." Als der dunkle Lord angefangen hatte zu sprechen, wurde es totenstill im Saal. "Die jungen Parkinsons, Zabinis, Notts, Malfoys und mein eigener Sohn haben ihr dunkles Mal erhalten!" Ein kurzer Applaus erschallte, und meine Freunde traten nach vorne. "Wir können auch eine ganz neue Familie in unseren Kreisen begrüßen. Die junge Dumbledore hat sich gegen ihren Vater und für uns entschieden!"

Als meine Freunde zurücktraten, trat ich vor, und Gemurmel machte sich breit. "Nun wird das Aufnahme-Ritual starten. Bringt die Muggel herein!" Die Türen öffneten sich, und fünf höchst verängstigte Muggel kamen herein. Ich starrte Matheo verstört an, und er drückte meine Hand. "Was wählt ihr, Avada Kedavra oder Crucio?" Einstimmig entschieden wir uns für Avada, was uns einen missbilligenden Blick des Lords einbrachte. Jedem von uns wurde einer der Muggel gegenübergestellt. "Malfoy?" Draco stand ganz vorne in der Reihe, und seine Zauberstab-Hand zitterte. "A...Av...Avada Kedavra!" Ein grüner Lichtstrahl löste sich blitzschnell aus seinem Zauberstab und raste auf den Muggel zu. Ich konnte ihn nicht ansehen, als er zusammenbrach, und die anderen entsetzt aufwimmerten. "Parkinson?" Ich schaute Pansy an und konnte die Tränenschleier erkennen, die sie hinter einem perfekten Stone Face versteckte. "Avada Kedavra!" sagte sie tonlos, und auch der nächste Muggel brach zusammen. Bei Blaise, Theo und Matheo das gleiche Spiel. "Dumbledore?" Ich atmete einmal tief ein und versuchte, den Muggel nicht anzusehen. "Avada Kedavra!" Ich zögerte. Ich wusste, wenn ich zögerte, würde der dunkle Lord mich töten. Es war keine Entschuldigung, aber manchmal tun Menschen grausame Dinge, um sich selbst zu schützen aus Angst, und dieser Moment war so einer. Mich überwältigten die Schuldgefühle, aber ich schaute den dunklen Lord nur emotionslos an. "Gut, nun amüsiert euch, meine Frischlinge!" Wir durften von der Bühne herunter und wurden sofort von den verschiedensten Personen angesprochen.

Marcus Flint kam auf mich zu, als ich mich etwas am Rand mit einem Champagnerglas befasste. Die Todesser hatten es wohl nicht so mit "Man darf erst ab 18 trinken." "Na, Dumbledore, amüsierst du dich?" Er lächelte mich zuckersüß an. "Was willst du, Flint?" Ich konnte seine Alkoholfahne bis zu mir riechen, und er kam mir immer näher. "Ich glaube, dass du etwas Spaß brauchst, wenn du schon immer mit diesen Langweilern abhängst." Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht, und ich schlug seine Hand weg. "Fass mich nicht an!" fauchte ich ihn an, und seine Augen wurden groß. "Oh, ich muss dich überzeugen?" Er wackelte mit seinen Augenbrauen, und ich zog meinen Zauberstab. "Wag es, dich mir noch einmal so zu kommen, und du hast zwei Eier weniger!" Er schaute mich irritiert, aber auch schockiert an, und ich drehte mich um und stieß fast mit Matheo zusammen. "Alles okay?" fragte er mich, während er Flint feindselig ansah. "Ja, ich hab alles im Griff!" Er nickte, und wir gingen auf einen der weitläufigen Balkone. Von hier konnte man prima die Sterne beobachten, und sie leuchteten heute, wie es mir schien, noch etwas heller. "Was wollte Flint?" Matheo lehnte sich an die Brüstung und verdrehte auch die Augen. "Kam mit ein paar echt schlechten Andeutungen, dass er mit mir ins Bett will. Ich habe ihm gesagt, wenn er mir noch einmal so kommt, hat er zwei Eier weniger." Er sah mich mit leuchtenden Augen an. "Ich bezweifle, dass er überhaupt welche hat bei dem Ego." Ich fing an zu lachen, und er gluckste. "Wurdest du schon etwas wegen unserer Beziehung gefragt?" fragte er immer noch lachend. "Nein?" Ich wusste nicht genau, worauf er hinaus wollte. "Die meisten älteren Todesser haben mich gefragt, wann wir heiraten, da wir ja schon 15 sind?!" Ich verschluckte mich und fing an zu husten. "Was hast du gesagt?" fragte ich ihn, als ich mich wieder gefangen hatte. "Wann sie sich endlich Gehirne kaufen, die nicht im Mittelalter festgebacken sind." Wir fingen wieder an, lauthals zu lachen.

Wir verbrachten noch einige Minuten auf dem Balkon und gingen dann wieder hinein. Zu meinem Entsetzen wollte mich Matheo dann auf die Tanzfläche zerren. Ich blieb versteinernd stehen, und er hob mich hoch und trug mich zur Tanzfläche, während ich seine Schulter mit meinen Fäusten bearbeitete. Der Song war langsam und klassisch. Ich hatte keine Ahnung, welche Schritte der Tanz hatte. Matheo tanzte, als hätte er nie etwas anderes getan, und ich starrte ihn verblüfft an. "Du kannst tanzen?" Er schaute mich nun amüsiert an. "Ja, mein Vater hat auf Tanzstunden bestanden, als ich klein war." Ich lachte leise und stellte mir Lord Voldemort vor, der einer kleineren Version von Matheo das Tanzen beibrachte. Nach dem Tanz zwang ich ihn, mich gehen zu lassen, was er nach einigen Protesten auch tat. Ich gesellte mich natürlich mit Matheo im Schlepptau zu Pansy, die sich gerade mit einem etwas betrunkenen Theo stritt. "Aber ich will auch einen pinken Mini-Muff... und einen grell grünen und einen grell gelben uuunnnndd einen blauen." Er schaute sie mit Hundeaugen an. "Nein, Theo, du bist verdammt nochmal betrunken, morgen bereust du die Entscheidung!" "Du willst einen Mini-Muff?" fragte Matheo lachend, und Theo nickte begeistert. "Du kannst doch nicht mal deine Eule versorgen!" sagte Blaise, der sich von hinten auf Theos Schulter stützte. "Das ist eine Lüge!" säuselte der Slytherin und warf Blaise einen bösen Blick zu.