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--------------Matheos Sicht--------------

Zimmer 205.............
Lyra...............
Blut....................
Rasierklingen.................

Wir standen vor ihrer Zimmertür, unschlüssig, wer die Tür aufmachen sollte. Ich ergriff den Türgriff und drückte schließlich die Tür auf. Das Zimmer war ganz okay. Die Möbel waren beschränkt, und in einer Ecke standen Blumenkübel. Lyra lag in dem Bett, das in der Mitte des Raumes stand. Wir umringten das Bett und wussten nicht so recht, was wir tun sollten. Pansy war die Erste. Sie umarmte den schlaffen Körper ihrer besten Freundin und wandte sich dann ab. Blaise und Theo taten unnahbar, aber auch in ihren Augen glitzerten Tränen. "Tut uns leid, dass wir dir nicht helfen konnten", sagte Draco für die Gruppe, und nun liefen jedem die Tränen herunter. Wir waren eine Familie gewesen, Menschen, bei denen man nicht perfekt sein musste, keine Muggelhasser, bei denen man sich nicht verändern musste. Sie war für die meisten das Licht in der Dunkelheit gewesen und hatte uns geholfen, nicht zu sehr von unseren Eltern gebrainwashed zu werden. Die vier ließen mich allein im Zimmer zurück, nicht imstande, länger zu bleiben. "Wir treffen uns im Anwesen!", sagte Theo, noch bevor er die Tür hinter sich schloss. Ich setzte mich an ihr Bett und erlaubte mir einen kurzen Moment der Schwäche. Ich blickte in ihr blasses Gesicht. "Bitte bleib bei mir... bitte, Lyra..." Ich brach mit jedem Piepen, das der Herzmonitor in viel zu großen Abständen von sich gab. "Bitte, du darfst nicht sterben..." Ich wollte noch so viel mehr sagen, aber ich konnte nicht. Ich erinnerte mich schwach an einen Zauber, der meine letzte Hoffnung sein könnte. "Rennervate!" Es handelte sich um einen Wiederbelebungszauber, von dem ich in einem Buch des Malfoy-Manors gelesen hatte. "Dieser Zauber bringt nichts!" erklang die Stimme des Doktors hinter mir. "Wir haben ihn schon an den verschiedensten Zauberern und Hexen ausprobiert, er ist ein Mythos!" Bieb... bieb... bieb... Mein Kopf fuhr herum, und der Herzmonitor zeigte tatsächlich wieder einen normalen Herzschlag an. Doktor Turner starrte mich erstaunt an. "Wie hast d-?" "Mit Liebe! Dieser Zauber funktioniert nur mit Liebe!" Die Stimme kam von Dumbledore, der nun auch in der Tür stand. "Es tut mir leid, junger Riddle, ich muss mich wohl in dir getäuscht haben..." Ich nickte ihm zu und drehte mich sofort um, als ein Stöhnen aus Richtung Lyra kam.

-----------Lyras Sicht------------------

"Lyra?" Ich vernahm Matheos dampfe Stimme. Sie zog mich etwas aus der Dunkelheit, die mich umgab. "Lyra...?" Seine erstickte Stimme ließ vermuten, dass er geweint hatte. Vorsichtig durchbrach ich auch das letzte bisschen der Dunkelheit, die mich zurückhielt, und öffnete langsam die Augen. Es war hell, und als sich meine Augen an das grelle Licht gewöhnten, sah ich Matheos glückliches Gesicht. Er lächelte, aber ich konnte die nassen Spuren, die seine Tränen auf seiner Wange hinterlassen hatten, erkennen. "Matheo-" Ich flüsterte seinen Namen, und er hörte sich besser auf meiner Zunge an als jemals zuvor. "Lyra, du hast uns so einen Schreck eingejagt. Versprich mir, dass du das nie wieder versuchst!" Ich setzte mich auf. "Ich kann nic-" "Doch, du kannst! Versprich es!" Ich atmete einmal tief durch. "Ich verspreche es." Mir fiel mein Brief wieder ein, und sofort stieg mir die Röte ins Gesicht. "Mein Brief... hast du?" "Ja..." Er schaute mich für einen Moment einfach nur an. Seine Augen huschten abwechselnd von meinen Augen zu meinen Lippen, bis er sich vorlehnte und mich küsste. Ich konnte im ersten Moment gar nicht glauben, dass es wirklich passierte. Seine Lippen waren rau und schmeckten nach dem vertrauten Geruch seines Parfums, das nach süßer Vanille roch und dem Duft von nassem Gras nach einem Regenschauer. Meine Hände legten sich ganz automatisch um seinen Nacken und vergruben sich in seinen braunen lockigen Haaren. "Habt ihr es auch endlich kapiert?" fragte Pansys amüsierte Stimme, die uns sofort auseinanderfahren ließ. Alle unsere Freunde traten ein und grinsten uns an. "Anscheinend?" sagte ich unsicher. "Mach das bloß nie wieder!" rief Pansy aus und warf sich in meine Arme. Sie deutete auf meinen Arm, auf dem ein Pflaster über einem genähten Stich klebte. "Ist gut!" sagte ich nun etwas ernster. "Es geht Ihnen ja wieder gut!" sagte der Doktor nach einigen Tagen, die ich in Beobachtung bleiben musste. Doch nun wurde ich entlassen, um endlich den Rest der Sommerferien mit meinen Freunden zu verbringen. Matheo wartete am Eingang auf mich und hatte wie immer Susan auf der Schulter. "Na, ihr beiden?" Ich kraulte Susan am Kopf, und Matheo hielt mir seine Hand hin. "Wollen wir?" Ich nickte und nahm sie. Als wir beim Zabini-Anwesen waren, kam uns Draco mit sorgenvollen Gesicht entgegen. "Matheo, ich hab einen Brief bekommen, wir werden ins Manor gerufen!" Matheos Gesichtsausdruck wurde steinhart. "Lyra, wir werden-" "Nein," unterbrach ihn Draco, "sie soll mitkommen!" Matheo knirschte mit den Zähnen, und ich erahnte, was los war. "Wir sollen zu deinem Vater?" Er nickte, und wir gingen ins Haus. Die anderen warteten schon am Kamin, dessen Feuer schon grün leuchtete. Draco ging zuerst. "Malfoy Manor!" Er ließ das Pulver fallen, und mit einem Aufstoßen von grünen Magiefunken war er verschwunden. Pansy folgte, danach Blaise, dann Theo. Matheo drehte sich noch einmal zu mir. "Tut mir leid, er dringt manchmal einfach in meinen Kopf ein, und ich kann nicht-" Ich nahm seine Hand. "Es ist nicht deine Schuld!!" Wir stellten uns zusammen in die Flammen, und er ließ das Pulver fallen. "Malfoy Manor!" Der Raum, in dem wir rauskamen, war ziemlich beeindruckend. Er hatte dunklen Marmorboden und ebenfalls jede Menge Marmorsäulen. Es gab viele Ornamente im Stein, die golden waren. "Komm, wir müssen in den Salon!" Er führte mich durch Gänge und Räume, die mich staunend zurückließen. Es war wunderschön. Als wir den Salon durch eine edel aussehende braune Flügeltür betraten, bemerkte ich die Kälte sofort. Obwohl ein Feuer im Kamin das Zimmer etwas wärmte, war die Luft trotzdem kurz vor Minusgraden. "Matheo, Ms. Dumbledore, wie schön, dass Sie zu uns gefunden haben!" sagte die kalte Stimme unseres Hauslehrers. "Der Lord wünscht, dass Sie alle Teil seiner Armee werden, und Sie, Ms. Dumbledore, möchte er persönlich sprechen." Pansy, Draco, Theo, Blaise und Matheo krempelten ihre Ärmel hoch und hielten sie Snape hin. Einer nach dem anderen legte er den Zauberstab auf den Arm und flüsterte eine kurze Zauberformel, woraufhin sie anfingen, sich zu krümmen und zu zittern. Mit Grauen erblickte ich, wie einer nach dem anderen zusammenbrach und sich ein schwarzes Muster auf ihrem Arm bildete. "Nun, Ms. Dumbledore, der Dunkle Lord möchte Sie sprechen." Matheo richtete sich mühsam auf und trat an meine Seite. "Ich komme mit!" sagte er mit entschlossener Stimme. Snape hob eine Augenbraue, ließ diese jedoch schnell wieder sinken. "Na gut, dann folgen Sie mir!" Er führte uns immer tiefer ins Anwesen, und wir liefen durch noch mehr Gänge. Ich war froh, dass Matheo bei mir war, denn ohne ihn hätte ich mich ziemlich klein in diesem großen Haus gefühlt. Vor einer riesigen schwarzen Flügeltür blieben wir stehen. "Er wartet im Inneren auf Sie." Ich ging langsam auf die Tür zu. Es wurde immer kälter, und die Präsenz des Dunklen Lords war deutlich zu spüren.

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt