~14~

73 12 2
                                    

Lyras Sicht

Einige Tage später stürzte ich durch die Gänge zum Unterricht in Zaubertränke. Ich hatte verschlafen, und Pansy hatte die Nacht bei Draco verbracht. Ich versuchte, mir im Laufen schnell die Krawatte zu binden. „Oh, Miss Dumbledore, verschlafen?" fragte Slughorn freundlich, und ich nickte. Ich hatte Glück, dass ich zu den Schülern gehörte, die Slughorn sehr gerne mochte. Ich stellte mich zu Pansy, die mich entschuldigend anschaute. „Tut mir leid, ich hab voll vergessen, dass du deinen Wecker nicht gestellt hast." Ich winkte ab und stellte meinen Fokus wieder auf den Unterricht.

„So, meine Lieben, in der heutigen Stunde werden wir uns mit dem Trank Armontensia beschäftigen. Wer kann mir etwas darüber erzählen?" Grangers Hand schoss in die Luft, und auch ich hob meine Hand. „Ja, Miss Dumbledore?"

„Es handelt sich um einen der stärksten Liebestränke. Er riecht bei jeder Person nach der Person, die sie lieben."

„Vielen Dank, Miss Dumbledore. Möchten Sie uns ein Beispiel geben?" fragte er und schaute mich freudig an. Mir stieg die Röte in die Wangen, als ich den Geruch nur zu gut wiedererkannte, den ich roch, als ich näher an den Trank trat. „Bei mir riecht er nach Vanille, Gras nach einem Regenschauer und..." Ich schaute kurz ins Leere, als ich den Geruch versuchte zu beschreiben. „Eine süße und doch bittere Note." Mein Blick striff Matheo eine Sekunde zu lange, und fast jedes Mädchen aus allen Häusern schaute mich wütend an. Es war kein Geheimnis, dass Matheo ein sehr beliebter Junge bei den Mädchen war. Er lächelte mich verschmitzt an, und als ich mich wieder neben Pansy stellte, spürte ich seinen Blick immer noch auf mir.

„Mr. Riddle, kommen Sie doch mal nach vorne, Sie scheinen sehr abgelenkt!" sagte Slughorn, und Matheo trat vor. Er roch kurz und legte dann seinen Kopf in den Nacken. „Lavendelshampoo, honiggetränkte Erdbeeren und Schokolade." Er schaute mich an, während er das sagte, und ich musste unverhohlen grinsen, da mein Shampoo tatsächlich nach Lavendel roch.

„Schön, schön. Dann fangen Sie bitte mal damit an, die Seite 166 im Buch zu lesen und dann die Aufgaben, die ich gleich anschreiben werde, zu bearbeiten." Wir bewegten uns alle an unsere Plätze. Ich saß neben Pansy, und wir schafften es gerade noch, die Seite fertig zu lesen, bis wir anfingen, leise zu reden.

„Du liebst ihn also?" fragte Pansy, und als ich sie in die Rippe stieß, kicherte sie leise. „Was ist so falsch daran?" fragte ich leise, und sie schüttelte den Kopf. „Nichts, aber vor ein paar Monaten hast du es noch vehement verweigert!" Ich verdrehte die Augen, woraufhin sie wieder lachte.

Nach dem Unterricht lief ich durch die Gänge zur Bibliothek, da Matheo und ich dort für die nächsten Prüfungen lernen wollten. Ich stieß mit jemandem zusammen und ließ meine Tasche fallen. Zum Glück hatte ich den Reißverschluss zugemacht, und so hob ich sie einfach wieder hoch. „Na, sieh mal einer an, ist das nicht die kleine Dumbledore?" fragte einer der zwei Jungs, die mir den Weg versperrten. Es waren Julius Brown und Thomas Miller, zwei Gryffindors, die dieses Jahr ihren Abschluss machen würden und bekannt dafür waren, sich mit Slytherins anzulegen.

Ich wollte um sie herumlaufen, aber sie versperrten mir abermals den Weg. „Ist das nicht Riddles Kleine?" fragte Julius, und Thomas nickte lachend. „Was würde wohl passieren, wenn seiner kleinen Freundin etwas passieren würde?" fragte nun Thomas, und die beiden kamen langsam mit gezückten Zauberstäben auf mich zu. Ich legte den Rückwärtsgang ein und stieß schnell gegen eine Wand. „Ihr seid solche Psychos!" rief ich aus, als sie mir immer näher kamen. Nun fiel mir auch mal mein Zauberstab ein, der mir jedoch sofort aus der Hand flog, als ich ihn zückte. Sie standen nun unmittelbar vor mir und grinsten mich mit funkelnden Augen an.

„Erinnerst du dich nicht an den Brandzauber, den wir im letzten Jahr gelernt haben, Thomas?" fragte Julius, ohne seine Augen von mir abzuwenden. Vor Angst brach mir kalter Schweiß aus, und ich hob meine Fäuste. „Geht weg, oder ich kämpfe!" Als Reaktion lachten die beiden nur und traten noch näher. Ich schlug zu, aber Thomas wehrte meinen Schlag mühelos ab. Nun richtete Julius seinen Zauberstab auf mich und murmelte eine Formel. Einige Sekunden später durchdrang ein stechender Schmerz meine Schulter, und als ich hinsah, war diese rot geschwollen und warf Brandblasen.

„Nah, nah, nah! Man soll doch nicht mit Feuer spielen!" sagte Thomas und sah mich vorwurfsvoll an. Wieder traf mich der Schmerz, und das ging ein paar Minuten so weiter, bis sie mich mit Arresto Momentum an die Wand festnagelten, da ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Der Schmerz stellte irgendwann meine Gedanken auf stumm oder nur negativ, und aufgrund dieser Tatsache wichen meinem Blickfeld wie seit Monaten nicht mehr seine Farben. Meine Sicht wurde immer verschwommener vor Tränen, und der Schmerz ließ irgendwann meine Sicherungen durchbrennen, und mehrere Magistrale fuhren einfach überall hin.

In dem Moment, als ich sie aussandte und den Verursachern meines Schmerzes ein Ende setzen wollte, kam jemand um die Ecke gesprintet. Es war der Junge, den ich liebte und nicht verletzen wollte, aber da war es tragischerweise zu spät. Alle drei Jungs wurden getroffen, und ich fiel zu Boden. Sofort rappelte ich mich hoch, fiel über die Körper der Gryffindors und stolperte weiter zu Matheo. Ich brach neben ihm zusammen und fühlte seinen Puls. Er war schwach, aber das gab mir einen kleinen Hoffnungsschimmer. Ich murmelte den Signalzauber, der dafür da war, so schnell wie möglich zu Madame Pomfrey zu gelangen, die einige Sekunden später neben mir erschien.

„Oh, bei Merlins Bart, Miss Dumbledore!" Sie fasste sofort die drei Jungs und mich am Arm und apparierte in den Krankenflügel. Ich saß taub vor Sorge und immer noch erschöpft von dem Energieausbruch auf einem Stuhl neben Matheos Bett und war schockiert darüber, dass die beiden Jungs beide umgekommen waren. Noch größer wurde meine Sorge um Matheo, und ich konnte nur hoffen.

Out of ControlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt