Wie jedes Wochende kniet Ayame vor dem Grab. Es ist schon etwas spät und die kühle Frühlingsbrise zieht durch ihr Haar. Sie hält einen Strauß Blumen in der Hand und starrt bedrückt auf die Inschrift des Grabsteins. "Hey... Mama? Ich hab dir wieder Blumen mitgebracht. Hier.", sagt sie ruhig und legt die Blumen auf das Grab. Sie atmet noch ein mal tief durch und fährt fort: "Ich hab eine 1 im Test geschrieben... Ich Frage mich, ob du jetzt stolz auf mich wärst." Sie setzt sich hin und schaut in den Himmel. "Papa wurde diese Woche kaum handgreiflich. Er hat mich nur ein paar Mal geschlagen... Er mag es auch nicht besonders, dass ich dein Grab Besuche. Aber keine Sorge! Ich lass ihn nicht so gemein über dich reden! Ich glaube an dich... Was er sagt, sind alles nur leere Anschuldigungen.. Du würdest uns doch niemals einfach so im Stich lassen.", murmelt sie traurig. Ayame erzählt noch einige Zeit von ihrem Tag in der Schule, bis die Sonne kurz vorm Untergehen ist. Auf dem Weg nach Hause fängt es auch noch an zu regnen. Die Tropfen sind deutlich auf ihren grauen Klamotten zusehen, ihre schwarzen, langen Haare kleben an an ihrer Stirn. Sobald ihr Wohngebäude in Sicht ist, läuft sie etwas schneller. Ayame schließt die Tür auf und geht durch das Stille Treppenhaus. Ihre Schritte Hallen durch das Gebäude. Sie will gerade die Wohnungstür öffnen, als die Klinke von der anderen Seite runter gedrückt wird. "AyaMe! WaS sOLl DEr SchEIß!", schreit der Mann, der aus der Tür tritt. "Papa? I-Ich-", stottert Ayane nervös. "WeNn Du SchON sO sPät kOMmsT, brInG DocH BiEr mIT!", brabbelt er genervt und greift ihren Arm. Er zieht sie rülpsend in die Wohnung und taumelt zu einer Flasche Bier auf dem Esstisch. Überall auf dem Boden liegen kaputte Flaschen und Müll. "Wo WaRSt dU dIe gAnZE ZeiT?!", krächzt er und nimmt noch einen Schluck. "I-ich war bei Mamas Grab...", erklärt sie und schaut zu Boden. "HÄH!? BeI diEsEM ekElHafTeN AbkLAtSch Von WeIb? DU geHsT iMMeR nOch zU dIeSEm StEin?! HAst dU VerGeSSeN, DaSS siE uNsER gaNzES GeLd mITgenOMmen hAt bevOR siE abGeHAueN IsT?!", schreit er sie an und wirft eine Glasflasche in ihre Richtung, die neben ihr an der Wand aufschlägt. Ayame zuckt zusammen. "LOs AyaNe, hOL mIr nOCh n BiEr!", befiehlt er seiner Tochter. "Papa.. Ich würde gern-" "DU BisT gEnAUso ScHLimM wiE DeiNe MuTtER!", schreit er wütend. Ayame geht zitternd und betrübt in die Küche, an den Kühlschrank. Sie gibt ihm die Flaschen und versucht sich so schnell es geht in ihr Zimmer zu verziehen. Sie schließt schnell ab und rollt sich in ihrem Bett zusammen. "Mama.. Wieso...? Papa hat nicht recht stimmts? Du hattest sicher einen Grund...", murmelt sie, als ihr die Tränen kommen. Sie weint bis sie in den Schlaf fällt, immer noch in ihrer dreckigen Straßenkleidung. Am nächsten Tag zieht sie sich schnell um und packt ihre Sachen. Sie nimmt sich ein wenig Geld, um sich unterwegs etwas zu Essen zu kaufen und schließt ihren Raum wieder auf. Ein kurzer Durchatmer und sie läuft schnell aber leise durch die Wohnung. Die Tür knarzt ein wenig und sie tapst geschwind die Treppen hinunter. Sie geht die Straßen entlang, die sie ach so gut kennt. Als Ayame bemerkt, wie spät es schon ist, legt sie einen Zahn zu. Sie läuft durch eine eher engere Gasse zwischen zwei Häusern. Es ist eine gute Abkürzung, die sie manchmal benutzt. Es ist etwas dunkel und sie schaut nicht nach vorn, als vor ihr plötzlich jemand schreit. Überrascht schaut sie hoch. "Huh?! W-was macht ihr da?!", fragt sie panisch. "Fuck! Los, legt sie um. Wenn sie das rum plappert, kriegen wir Anschiss vom Boss!", befiehlt einer der bewaffneten Leute. Am Boden liegt eine junge Frau, schwer verletzt. Aber darum kann sich Ayame nicht konzentrieren. Locker 12 bewaffnete Männer stehen vor ihr. "U-um legen? W-wie bitte?!", stottert sie ungläubig. "Ganz genau~", antwortet ein anderer Mann und zielt auf sie. "N-nein! Lauf Weg! Schnell!", ruft ihr die Frau am Boden zu, woraufhin jemand ihr in eine große, offene Wunde tritt. Ein schmerzerfüllter Schrei entweicht ihr. Ayame will Rennen aber kann sich einfach nicht bewegen. Wird sie jetzt wirklich sterben? Soll sie nun wirklich ihrer Mutter ins Grab folgen? Würde man ihre Leiche je finden? Würde überhaupt jemand nach ihrer Leiche suchen? Die Angst steigt ihr zu Kopf und sie versucht ihr Gesicht mit ihren Armen zu schützen. Sie hört den Knall der Waffe aber nichts passiert. Sie spürt keinen Schmerz. Stattdessen hört sie wie die Männer aufschreien und vor Schmerzen stöhnen. "Scheiße!", brüllt einer und sie hört wie sie und auch die Waffen zu Boden fallen. Ayame will hinschauen aber traut sich einfach nicht, die Arme aus ihrem Gesicht zu nehmen. Vielleicht ist sie ja auch schon Tod. "Das muss einer dieser Rebellen sein!", schreit einer. "Was?! Ein Hybrid?! Ist diese Organisation nicht schon durch?! Wurde ihr Stützpunkt nicht zerstör-", fragt einer panisch bevor auch er vor Schmerz auf schreit. Schüsse fallen und Ayame kniet sich auf den Boden. Es fühlt sich an, wie eine Ewigkeit bis sie sich traut hoch zu gucken. Was sie sieht ist ein unfassbares Massaker. Die meisten der Männer liegen am Boden, in ihren Köpfen, riesige Wunden. Ein Schauer überkommt Ayame. "Erschießt das Mädchen!", schreit einer und Ayame schaut zu ihm. Es geht alles so schnell. Ein Schuss landet genau neben ihr aber bevor der nächste sie treffen kann, stellt sich jemand vor sie. "Was soll der Scheiß?! Warum jucken dich die Kugeln nicht??!", brüllt der Mann bevor auch er blutend umfällt. Ayame zuckt zusammen als sein lebloser Körper auf den Boden kracht. "Bist du verletzt?", fragt der Junge, der vor ihr steht. "W-was..?" "Ich hab gefragt, ob du verletzt bist!", wiederholt er etwas gestresst. Ayames Herz rast. "Nein.. A-aber die Frau... Sie-", antwortet sie. "Keine Sorge, ich kümmer mich drum.", verspricht er und verschwindet plötzlich vor ihren Augen. Sichtlich voller Angst schauen sich die Angreifer um. Einem nach dem anderen Sticht er ein Messer durch ihre Köpfe und lässt sie sich gegenseitig erschießen. Verstört schaut Ayame dem blonden Jungen zu. Was sie sieht, ist das brutalste, was sie je in ihrem Leben gesehen hat. Überall Blut und Leichen. Ihr wird fast ein bisschen schlecht bei dem Anblick. Als alle bewaffneten Männer am Boden liegen, geht der Junge auf die Frau zu. "Keine Sorge. Nori wird gleich da sein, ich kann leider nicht deine Wunden versorgen. Du musst noch kurz durchhalten.", erklärt er der verletzten Frau, die zitternd nickt. "W-Wer bist du?", fragt Ayame nervös. Der Junge kommt auf sie zu und hilft ihr hoch. "Ryota Kumagai. Profi agent der Rebellen. Tut mir Leid, dass du das ganze sehen musstest. Das ist sicher nicht einfach für.. Oh.", stoppt er plötzlich. "Sag mal... Wie ist dein Name hm?", fragt er plötzlich. "A-ayame..", antwortet sie und redet weiter, als er sie erwartungsvoll ansieht, "Soledad..?" Er schaut Ayame ungläubig an. "Soledad also...", flüstert er vor sich hin. Er schaut ihr in die Augen und Ayame bemerkt die Leere in seinen Smaragd Grünen Augen. "Hey Ryota!", ruft jemand von der Mauer runter. "Da bist du ja. Die Frau dort ist schwer verletzt. Na los, hilf ihr, Nori.", erklärt der Ryota dem Mädchen auf der Wand. Sie springt herunter und Ayame kann sie erkennen. Sie hat weiße Dreadlocks, in einem Zopf zusammen gebunden, trägt einen sweater mit Sternen und eine Gasmaske. Ihre Ohren sind lang gezogen, wie eine Elfe. "Hey Lady, zeig mir deine größte Wunde!", sagt sie motiviert durch ihre Maske. Die verletzte Frau versucht auf ihre Wunde an ihrer Seite zu zeigen. Ayame und Ryota schauen zu, wie sie in ihre Wunde rein fässt. Die Frau schreit auf und sie zeigt kurz ihre Maske runter, um das Blut von ihrer Hand zu lecken. In diesem Moment, als die Wunden der Verletzten Frau zusammen wachsen, realisiert Ayame wieder, wo sie eigentlich ist und mit wem. Nori steht auf und lächelt. "Oh man.. Ich glaube ich... Muss mich kurz ausruhen.", sagt sie und wird von dem blonden Jungen gefangen, bevor sie zu Boden fällt. Ayame wird panisch. Stimmt ja. Der eine Mann hatte es gesagt... Hybriden. Sie sind Hybriden! "Ihr seid- ihr seid Hybriden!"
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A field of yellow carnations
AksiAyame ist ein Mensch oder zumindest denkt sie das. Vor einiger Zeit verschwand ihre Mutter spurlos, zusammen mit dem gesamten Ersparten der Familie. Kurz darauf wurden sie über ihren Tod informiert. Anders als ihr Vater, will Ayame unbedingt herausf...