Kapitel 4

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"Hier sind wir!", kündigt Kayumi an und lässt ihre Hand los. Ayame mustert das große, metallische Tor. Die Tür ist mit mehreren Schlössern verziert und sieht ziemlich stabil aus. Kayumi holt einen Schlüsselbund aus ihrer Tasche und öffnet alle einzelnen Schlösser. "Komm her, du musst deine Hand hier rauf legen.", sagt Kayumi und holt Ayame zu sich ran. An der Seite, neben der Tür ist eine Art Bildschirm oder Touchpad. Die beiden legen nach einander ihre Häde rauf und drücken einen kleinen Schalter, bevor sich das Tor endlich öffnet. "Woah.. Die Halle ist ja riesig.", staunt Ayame, als sie zusammen hinein treten. "Klar, wir brauchen ja auch viel Platz zum trainieren!" Kayumi läuft zu einem anderen Touchpad, innerhalb der Halle. Die Tür schließt sich und sie tippt für ein paar Sekunden auf dem Bildschirm herum. Plötzlich verändert sich der Raum komplett. Unter ihren Füßen wächst Gras und Bäume ragen aus dem Boden. Erstaunt schaut sich Ayame um. "Es ist alles Illusion. Man kann es sehen und anfassen aber es ist eigentlich gar nicht da.", erklärt Kayumi und zieht sie zu einer Bank. Die Halle hat sich in wenigen Sekunden in eine Art Park verwandelt. "Oh wow... Ich wusste nicht, dass es sowas gibt.", murmelt Ayame. "Die Regierung, geheime Organisationen, sowie auch wir verfügen alle über solch Technologie, aber es wird von den normalen Bürgern fern gehalten. Sie sind nicht in der Lage für so weit entwickelte Mechaniken Verantwortung zu tragen, deshalb bleibt es in den Händen der großen.", erzählt Kayumi und lächelt. "Oh.. Das ist... Interessant.", antwortet Ayame und schaut zu Boden. "Alles gut? Bedrückt dich etwas Ayumi?" "Ich.. Es ist einfach so viel auf einmal. Es passieren so viele Dinge in so kurzer Zeit und ich weiß einfach nicht mehr, wie ich mich fühlen soll. Meine Emotionen sind so durcheinander. Ich hatte überhaupt keine Zeit, diesen Moment zu verarbeiten, bei dem ich fast gestorben war. Und das war gestern! Und jetzt bin ich in nem Bunker voller Hybriden, vor denen ich doch eigentlich mein ganzes Leben Angst hatte. Ich wollte doch einfach nur ganz entspannt mein Leben leben... Wie konnte ich nur hier landen?", bricht aus ihr heraus. Ayumi klingt verzweifelt und verwirrt. "Ich verstehe schon was du meinst.. Du hast seit gestern einiges erlebt, einiges negatives. Keiner würde das wollen." Kayumi legt tröstend eine Hand auf ihre Schulter. "Es macht einfach alles keinen Sinn. Ich dachte ihr Hybriden seid Monster, ich war so ungerecht. Dabei seid ihr doch genauso, wie Menschen...", fährt Ayumi in einem wehleidigen Ton fort und Kayumi seufzt. "Es stimmt doch. Wir sind Monster, zumindest zur Hälfte. Und... Wir töten, ohne zu zögern. Mord... Wir tun schreckliches und bringen unfassbar viele Opfer. Und andere Hybriden sind noch viel schlimmer. Mord ist eine Sünde. Wir sind Monster und Sünder, aber damit sind wir nicht allein. Auch Menschen morden, auch Menschen sündigen.", wispert sie mit aufgezwungenen Lachen, "Damit will ich natürlich nicht das Töten verherrlichen." Ayumi nickt zögernd. "Ihr habt keine andere Wahl. Es zählt nun mal fressen oder gefressen werden. Ich wäre immerhin auch fast erschossen worden.", entgegnet sie. Für ein paar Minuten sitzen sie einfach auf der Bank, im stillen. Eine leichte Brise zieht durch die Halle, die wie ein unendlicher Park wirkt. Die Stürmung ist erdrückend, beide schauen ins nichts. "Was denkst du?", fragt Kayumi plötzlich, "Wer ist der böse in dieser Geschichte. Wer ist im Unrecht und war verteidigt das richtige?" Ayame denkt kurz nach, bevor sie antwortet: "Ich weiß nicht... Ich denke, man sollte gut und Böse nicht so allgemein nehmen. Nicht jeder Mensch ist böse und nicht jeder Hybrid gut, stimmts?" "Hm... Denkst du, ich bin eine gute Hybridin?", fragt Kayumi, man kann ihr ansehen, wie sie ihre Tränen zurück hält und ihr Gesicht ist schmerzerfüllt. "Dafür kenne ich dich noch nicht lang genug. Aber... Bisher bist du meine Lieblings Hybridin!", bestätigt Ayame. Sie nimmt Kays Hand und drückt sie ein wenig. "Du tötet nicht, weil es dir Spaß macht, sondern, weil du musst. Natürlich ist es schrecklich aber du hast immerhin einen Grund." Kayumi versucht zu Grinsen und schluchzt kurz. Auf einmal öffnet sich die Tür. Beide schauen überrascht zu den 3 Leuten, die in den Raum gelaufen kommen. Eine der Personen ist ein dunkelhäutiges Mädchen mit lockigen, schwarzen Haaren und leuchtend blauen Augen, der Junge neben ihr hat kurze, schwarze Haare und seine roten Augen starren genervt in Ayames Richtung. Etwas hinter ihnen läuft eine Person mit länglichen braunen Haaren, einer eckigen Brille und ein paar Pflastern im Gesicht. Das Mädchen läuft freudig auf die beiden zu und winkt. "Hey Kayumi!", ruft sie. "Aiko! Schön dich zu sehen!", entgegnet sie dem Mädchen und läuft auf sie zu. Sie umarmen sich kurz, bis der angepisst aussehende Junge sie unterbricht: "Wir haben die Halle zum trainieren gebucht. Ihr müsst also raus hier." "Ach, sei doch nicht so harsch zu ihnen! Sieh doch, Kayumi hat die Neue bei sich.", lächelt Aiko und tippt ihm ein paar Mal glücklich auf den Kopf. Der Typ atmet genervt aus. "Sag schon, wie heißt du?", fragt das Mädchen in Ayames Richtung. Sie steht auf und kommt nun auch zu der Gruppe. "A-ayame Soledad.", stellt sie sich vor. Überrascht mustert Aiko sie und auch die dritte Person, die bisher eher schüchtern schien, scheint nun interessiert. "Soledad? So wie Hana Soledad?!", erkundigt sich Aiko. Nervös nickt Ayame. Mit einem lauten wow greift sie ihre Hände und redet weiter: "Unglaublich! Hana ist mein größtes Vorbild!! Sie war immer so cool und stark!" "O-oh echt..?", murmelt Ayame. Aiko nickt aufgeregt. Überfordert lächelt Ayame und geht einen kleinen Schritt zurück. "Sorry, falls ich n bisschen zu aufdringlich bin! Mein Name ist Aiko Motoyo, Hybridin, 19 Jahre alt.", stellt sie sich vor. "Komm schon, jetzt du!" Der Typ, zu dem sich Aiko richtet schnauft aber verrät trotzdem, wie er heißt: "Yuto Sakaye. Mensch. 20. Reicht das?" Die dritte Person tritt vorsichtig vor. "Yuki Satoshi, ich bin auch ein Mensch und erst 16. Freut mich dich kennen zu lernen.", wispert er freundlich und ruhig, während er seine Brille etwas richtet. "F-freut mich auch, euch kennen zu lernen.", erwidert Ayame. "Können wir jetzt endlich mit dem Training anfangen?", zischt Yuto und Aiko lächelt nur und nickt als Antwort. "Wollt ihr zu sehen?", bietet sie Ayame und Kayumi. "Ach nein. Ich möchte Ayame noch ein wenig rum führen. Aber danke für das Angebot." Sie verabschieden sich und verlassen zu zweit den Raum. Bevor das Tor sich schließt, blickt Ayame nochmal zurück. Der Park löst sich auf und ein Trainings Gelände entsteht. "So, wohin jetzt?", fragt Kayumi freudig. Ayame schaut auf das Touchpad neben der Tür, auf dem ebenfalls die Zeit steht und sie schaut nachdenklich in die Luft. "Vielleicht.. Könnten wir etwas essen gehen? Ich hab demnächst ein Treffen mit dem Boss. Kay nickt. "Perfektes Timing! Die Mensa sollte seit 19 Minuten schon offen sein. Wir können also gern Mittag essen!", lächelt sie und läuft voraus. Diesmal sitzen sie nur zu zweit an einem Tisch. Beim Essen reden sie eher wenig. Ayame konzentriert sich voll und ganz auf das leckere Gericht, was ihren Gaumen zum Tanzen brachte. Sie wiederholte immer wieder, wie gut es ihr schmeckt, was Kayumi etwas zum Lachen bringt. "Gibt es noch etwas, das du gern sehen würdest?", erkundigt sie sich, als die beiden den Speisesaal verließen aber Ayame schüttelt sofort den Kopf. "Es ist schon fast 17 Uhr. Ich muss zu eurem Boss. Er will mit mehr über meine Mutter erzählen.", erklärt sie. "Alles klar, dann bringen wir dich mal dort hin!"

A field of yellow carnationsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt