Take 9

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Sam erwachte am nächsten Morgen vor David. Dieser lag auf der Seite, ihm zugewandt, und sah im Schlaf friedlich aus. Sam dachte über den letzten Tag und die Nacht nach, Schuldgefühle überkamen ihn. Er fühlte sich schlecht, weil er Panik bekommen hatte, als David mit ihm schlafen wollte. Er hatte gedacht, er wäre längst über Michael hinweg, aber offenbar saß alles tiefer, als er angenommen hatte. Er hatte damals eine Therapie gemacht, hatte aber seine Panikattacken nie ganz abschütteln können. Über ein Jahr war aber die letzte her und so hatte er doch gehofft, langsam alles verarbeitet zu haben. Aber seine verdammte Psyche belehrte ihn mal wieder eines besseren. Sam drehte sich auf die Seite und sah wieder zu David. Er streckte die Hand aus und berührte den anderen sanft an der Wange. David öffnete die Augen und lächelte ihm verschlafen zu.

»Guten Morgen,« sagte er leise.

»Guten Morgen,« erwiderte Sam, beugte sich vor und gab David einen sanften Kuss. Dieser richtete sich ein wenig auf und sah Sam aufmerksam an.

»Wie fühlst du dich?«, wollte er wissen und die Sorge in seiner Stimme war kaum zu überhören.

»Es ist alles okay«, antwortete Sam und seufzte. »Ich möchte mich noch einmal für gestern Abend entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich so reagiert habe«, David schüttelte den Kopf und legte eine Hand auf Sams.

»Du musst dich nicht entschuldigen. Wirklich nicht. Ich möchte dir den Raum geben, den du brauchst. Was du erlebt hast, war furchtbar und es ist ganz normal, dass du eben Zeit brauchst.«, Sam sah ihn dankbar an, aber seine Augen verrieten eine Art tiefe Verzweiflung.

»A-Aber wir haben kaum noch Zeit«, sagte er. David verstand den Schmerz und die Unsicherheit in Sams Stimme, doch er wollte ihn nicht unter Druck setzen.

»Ich wünschte, ich könnte bleiben«, sagte Sam schließlich leise, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. David zog ihn in die Arme. Der andere kuschelte sich an ihn und David ließ sich mit Sam im Arm wieder in die Kissen sinken.

»Ich wünschte auch, dass du bleiben könntest. Aber ich weiß, dass du deinen Job hast, deine Freunde und zurück musst«, sagte er und seufzte leise.

»Ich selbst muss bald nach L.A. wegen des neuen Films und wäre erst an Weihnachten wieder in London«, während er sprach, durchzuckte David plötzlich ein Gedanke. Eine Idee, die ihn gleichzeitig aufgeregt und unsicher machte. Sein Herz schlug schneller, als er darüber nachdachte, was er sagen wollte. Die Vorstellung, Weihnachten ohne Sam zu verbringen, fühlte sich falsch an. Er wollte ihn näher bei sich haben, wollte ihm zeigen, wie wichtig er ihm war. Aber er war sich unsicher, wie Sam auf seinen Vorschlag reagieren würde.

»A-Arbeitest du über Weihnachten?«, fragte er vorsichtig, seine Stimme zitterte leicht. Sam richtete überrascht auf und schüttelte den Kopf.

»Nein, ab dem 16.12. habe ich frei. Ich muss dann erst wieder im neuen Jahr anfangen«, David nahm einen tiefen Atemzug, sein Herz hämmerte in seiner Brust.

»W-Wie wäre es, wenn du Weihnachten bei mir und meinen Eltern verbringst? Sie leben in einem ruhigen Vorort von London, in Shenley«, Sam blinzelte überrascht, überwältigt von dem Vorschlag. Die Idee, die Feiertage mit David und dessen Familie zu verbringen, war unglaublich. Er fühlte sich plötzlich von Wärme durchflutet und spürte, wie seine Augen vor Freude zu glänzen begannen.

»Ich... das klingt wundervoll«, sagte er schließlich. »Ich würde das wirklich gerne machen, aber bist du sicher, dass deine Eltern das wollen würden? Und was ist mit der Presse? Wäre das nicht gefährlich?« David lächelte beruhigend und legte eine Hand auf Sams Wange.

»Meine Eltern sind unglaublich herzlich und sie werden sich freuen, dich kennenzulernen. Was die Presse betrifft, wir werden vorsichtig sein. Shenley ist ruhig und abgelegen, da wird uns niemand stören«, Sam suchte in Davids Augen nach Unsicherheit, fand aber nicht dergleichen.

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