Take 19

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Sam erwachte aus einem tiefen Schlaf, als Ben ihn sanft an der Schulter rüttelte.

»Wir landen bald«, sagte Ben leise. Sam blinzelte und setzte sich auf.

»Wie lange habe ich geschlafen?«

»Fast 10 Stunden«, antwortete Ben mit einem Lächeln. »Das hast du wohl gebraucht«, Sam streckte sich und blickte aus dem Fenster. Der Landeanflug auf Mexiko bot einen atemberaubenden Blick auf die Landschaft, die unter ihnen vorbeizog. Alles war in das helle Licht der Morgensonne getaucht. Der Pilot kündigte die bevorstehende Landung an, und Sam schnallte sich wieder an, während das Flugzeug langsam an Höhe verlor. Kurz darauf setzte das Flugzeug sanft auf der Landebahn auf und rollte zum Privatterminal des kleinen Flughafens. Sam fühlte eine Mischung aus Aufregung und Nervosität, als sie sich auf das vorbereiteten, was vor ihnen lag. Ben legte eine beruhigende Hand auf seine Schulter.

»Alles klar?«, fragte er und Sam nickte.

»Dann komm. Mein Mietwagen steht vor dem Flughafen. Wir müssen noch so eine Stunde fahren«, sagte Ben dann und sie verließen das Flugzeug. Ein Angestellter brachte sie schnell und ohne Probleme durch den Zoll und die Passkontrolle.

Ben fuhr den Wagen und Sam sah fasziniert nach draußen. Die Hitze in Mexiko war drückend aber die Farben in den kleinen Orten, die sie durchquerten, boten einen wundervollen Kontrast zu den sich abwechselnden kahlen, wüstenartigen Landschaften. Im Hotel angekommen überreichte Ben, Sam eine Zimmerkarte zu Davids Zimmer.

»Also, das Essen im Hotel ist den ganzen Tag über kostenlos. Bestell dir gern was aufs Zimmer«, sagte Ben. »Mach es dir gemütlich. David wird später am Nachmittag zurück sein. Ich schreibe dir, wenn er auf dem Weg ist«, Sam nickte dankbar und machte sich auf den Weg zu Davids Zimmer. Als er die Tür öffnete, wurde ihm sofort klar, dass es David nicht gut ging. Normalerweise war David sehr ordentlich, aber hier lagen Kleidung und andere Gegenstände verstreut herum. Nur das Bad und das Bett waren ordentlich hergerichtet, wahrscheinlich von den Zimmermädchen. Ein Shirt von David lag auf einem Sessel. Sam nahm es und roch daran. Der vertraute Duft brachte ihm ein Gefühl von Zuhause und ließ ihn lächeln. Er setzte sich für einen Moment auf das Bett und dachte über Bens Worte nach. Die Idee der Seelenverwandtschaft, dass er und David füreinander bestimmt waren, berührte und tröstete ihn zugleich. Nach einer Weile stand er auf und beschloss, eine Dusche zu nehmen. Das warme Wasser entspannte seine Muskeln und beruhigte seine Gedanken. Er fühlte sich erfrischt und bereit für den Tag, als er das Badezimmer verließ. Er zog sich frische Kleidung an und bestellte ein Frühstück aufs Zimmer. Das recht üppige Frühstück kam schon nach nur fünfzehn Minuten. Besonders den starken Kaffee, der in einer kleinen Kanne kam, hatte Sam gebraucht. Trotz des vielen Schlafes im Flieger, spürte er den Jetlag bereits. Nachdem er gegessen hatte, entschied er sich, den Hotelpool zu besuchen. Er brauchte eine Ablenkung und wollte sehen, was das Hotel zu bieten hatte. Der Poolbereich war ruhig und friedlich, ein Ort der Erholung. Sam setzte sich einen Moment auf eine Liege und ließ seinen Blick über das Wasser gleiten. Die Sonne schien warm und hell, und er war hier fast allein. Den Rest des Tages verbrachte er dann aber doch lesend auf dem Balkon des Hotelzimmers. Obwohl der Pool verlockend aussah, war die Angst vor Entdeckung zu groß. Er wollte keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen und riskieren, dass jemand seine Anwesenheit sofort mit David in Verbindung brachte. Das Buch in seinen Händen half ihm, die Zeit zu vertreiben, doch seine Gedanken kehrten immer wieder zu David zurück. Gegen Nachmittag summte sein Handy. Eine Nachricht von Ben blinkte auf dem Bildschirm:

Ben: David ist auf dem Weg. Er sollte in etwa 20 Minuten da sein.
Sofort legte Sam das Buch beiseite und ging zurück ins Zimmer. Eine Welle von Nervosität überkam ihn. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug, und seine Hände begannen leicht zu zittern. Er hatte David in den letzten Monaten so sehr vermisst, und nun, wo sie sich endlich wiedersehen würden, war die Anspannung fast unerträglich. Er ging im Zimmer auf und ab, versuchte, seine Nervosität in den Griff zu bekommen. Er blickte sich um und versuchte, das Chaos ein wenig zu ordnen um sich Abzulenken. Als er schließlich alles einigermaßen aufgeräumt hatte, setzte er sich auf die Bettkante und atmete tief durch. Jede Minute fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch schließlich hörte er Schritte auf dem Flur. Das Geräusch der Zimmertür, die sich öffnete, ließ Sams Herz noch schneller schlagen. Er stand auf. David trat ein, erschöpft und müde. Als er Sam sah, hielten seine Schritte inne, und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Die Erschöpfung wich aus seinem Gesicht, und ein Ausdruck tiefer Überraschung und Ungläubigkeit trat an ihre Stelle.

Flashlight LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt