Take 18

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Es war Anfang April, und Sam und David hatten sich seit Februar nicht mehr gesehen. Obwohl sie sich jeden Tag schrieben, war das Telefonieren aufgrund von Davids hektischem Zeitplan und der Zeitverschiebung kaum möglich. Die Dreharbeiten fanden in der malerischen Stadt Guanajuato, Mexiko, statt, bekannt für ihre bunten Häuser und engen Gassen. Trotz der idyllischen Umgebung war das Leben für David eine Herausforderung. Er kämpfte täglich mit der Distanz zu Sam. Seine Tage waren erfüllt mit intensiven Dreharbeiten, die ihn körperlich und emotional auslaugten. Die Einsamkeit und der Druck lasteten schwer auf ihm, und obwohl er sich bemühte, professionell zu bleiben, war seine Stimmung oft aufbrausend und gereizt. Kleinste Dinge brachten ihn zur Weißglut, und seine Geduld war praktisch nicht vorhanden. Jonathan Groff, sein Filmpartner und das restliche Team gaben ihr Bestes, um David zu unterstützen, aber sie konnten die Leere, die Sam hinterlassen hatte, nicht füllen. Während der Arbeit versuchte David, seine Gefühle zu unterdrücken, doch das ständige Gefühl des Vermissens und die Sehnsucht nach Sam nagten an ihm.
Sam litt ebenso unter der Trennung. In Berlin zog er sich immer mehr zurück. Die Tage schienen endlos und leer ohne David. Er verbrachte viel Zeit damit, alte Fotos und Nachrichten zu durchstöbern, in der Hoffnung, sich dadurch David näher zu fühlen. Seine Freunde bemerkten die Veränderung in ihm; er war stiller geworden, weniger interessiert an gemeinsamen Aktivitäten. Selbst seine Arbeit, die ihm normalerweise Freude bereitete, fühlte sich nun wie eine lästige Pflicht an. Die wenigen Telefonate, die sie führen konnten, waren oft von Müdigkeit und emotionaler Erschöpfung geprägt. Sam konnte spüren, wie schlecht es David ging, und es zerriss ihm das Herz, dass er nichts tun konnte, um ihm zu helfen. Die Gespräche endeten oft mit dem Versprechen, dass sie diese schwierige Zeit gemeinsam durchstehen würden, aber die Worte klangen hohl angesichts der unerträglichen Distanz zwischen ihnen. Die Liebe zwischen ihnen war stark, doch die physische Abwesenheit des anderen machte jeden Tag zu einem Kampf. David fühlte sich wie ein Schatten seiner selbst, und seine Leistung am Set litt darunter. Nur Jonathan schien in der Lage zu sein, ihn ab und zu aus seiner Dunkelheit zu holen, doch auch seine Geduld war nicht grenzenlos. Sam hingegen fand Trost in kleinen Gesten – einem zurückgelassenen Shirt von David, das er nachts bei sich hielt, oder der Kette mit dem Kompass, die er immer um den Hals trug. Am Ende war die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen, das Einzige, was sie durch diese schwierige Zeit trug.

In einem kleinen, charmanten Café in der Innenstadt von Guanajuato traf sich Ben zum Lunch mit Carla, der Assistentin von Davids Agentin Lucy. Carla, eine junge Frau in ihren späten Zwanzigern, hatte kurze, dunkelbraune Haare, die in einem modischen Bob geschnitten waren. Ihre braunen Augen strahlten normalerweise vor Energie, doch heute wirkten sie müde und besorgt. Sie trug eine schlichte, aber elegante Bluse und eine dunkelblaue Jeans, die ihren professionellen, aber dennoch entspannten Stil widerspiegelten. Ihre Stirn war in Falten gelegt, während sie gedankenverloren ihren Kaffee umrührte.

»Ben, ich mache mir wirklich Sorgen um David«, begann Carla, ihre Stimme leise, aber ernst. »Er ist unausstehlich, aufbrausend und ständig schlecht gelaunt. Keiner hier kennt ihn so«, Ben seufzte und nickte.

»Ich weiß. Es ist, als wäre er ein ganz anderer Mensch geworden. Er macht einen tollen Job vor der Kamera, aber hinter den Kulissen ist er kaum wiederzuerkennen«, Carla sah sich nervös um, als wollte sie sicherstellen, dass niemand sie belauschte.

»Jonathan ist der Einzige, der irgendwie an ihn rankommt. Wenn er nicht wäre, hätten wir wahrscheinlich noch mehr Probleme.«

»Ja, Jona hat diese beruhigende Wirkung auf ihn«, stimmte Ben zu und lehnte sich zurück. »Aber ich frage mich, wie lange das noch gut geht. David ist nicht glücklich, und das wirkt sich auf alle aus«, Carla nickte zustimmend.

»Ich habe Lucy schon informiert, aber es ist schwer, aus der Ferne etwas zu tun. Sie steht ebenfalls unter großem Druck, weil die Produktion immer mehr Druck auf sie ausübt. Sie wollen, dass David wieder in Topform ist, und das so schnell wie möglich«, Ben runzelte die Stirn.

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