❆ Kapitel 10 ❆

155 31 15
                                    

HARRY


I WILL NEVER BE THAT ME AGAIN❞

„Anderes Thema.", schneide ich an, als wir uns noch über einige belanglose Themen unterhalten haben. Belanglos scheint mir jedoch das falsche Wort, wenn jedes einzelne Wort von Louis unheimlich bedeutsam ist. „Wir haben bald Dezember... Hat dir Asher schon einen Adventskalender besorgt?" Louis ist ein absoluter Adventskalenderfanatiker und irgendwie war es in Breckenridge schon immer eine stille Tradition, seinen Partnern selbstgemachte Adventskalender zu schenken.

Er schüttelt den Kopf. „Nope. Ich glaube, dass es an mir liegt. Im letzten Jahr hatte ich keine Freude an Weihnachten, denn der Verlust von meinen Eltern war wie ein Verlust des Weihnachtsgeists. Wir haben kein Weihnachten gefeiert und ich wollte damit nichts am Hut haben. Asher hat das kapiert. Aber irgendwie..." Louis beißt sich auf die Unterlippe. „Aber es ist die Jahreszeit, die ich immer am meisten geliebt habe, weil ich das Gefühl hatte, dass es meine Zeit war. Also dachte ich, wenn ich vielleicht anfange, Dinge zu tun, die ich früher gerne mit meiner Familie gemacht habe, auch wenn es alleine ist, dann gewinne ich den Geist zurück."

„Inwiefern?"

„Na ja... ein Adventskalender, aber als eine Art Bucket List?"

Ich schürze die Lippen. „Also machst du jeden Tag etwas andere?"

Er nickt.

„Zeig es mir."

„Was meinst du?"

„Zeig es mir. Was hast du vor?", frage ich interessiert.

„Es ist dumm, Harry. Du hältst mich wahrscheinlich für ein Kind."

Ich schnaube und schüttle sofort den Kopf. „Nein. Niemals. Also?"

Er zückt sein Handy und hält mir seine Liste vor die Nase. Ich lese mir jedes Türchen genau durch und versuche mir, die Aktivitäten zu merken. Am ersten Dezember möchte er Kekse backen, an einem anderen Tag möchte er einen Spieleabend veranstalten, dann möchte er noch Eislaufen gehen und am fünfundzwanzigsten möchte er Weihnachten mit seinen Liebsten feiern.

Kann dieser Kerl noch süßer werden?

Als ich zu ihm sehe, ist seine Nase rot und seine Wangen glühen... vor Scham? „Ich finde es cool. Machst du das alleine oder mit Asher zusammen?"

„Asher ist kein großer Weihnachtsfan. Vielleicht mache ich ein paar Dinge mit meinen Geschwistern und Harper." Er zuckt mit den Schultern und trinkt den letzten Rest seines Tees.

Ich nicke bloß, doch mein Kopf rattert bereits vor Ideen.

Louis steht auf. „Ich muss jetzt los. Du weißt schon, die Arbeit ruft." Er lächelt zaghaft und drückt mir Geld in die Hand. Ich möchte schon intervenieren und ihm das Geld zurückgeben, doch er schüttelt den Kopf und sagt Mund halten.

Ich komme aus dem Grinsen nicht mehr heraus, als er sich die Jacke anzieht und sich fertig macht, um zu gehen. „Pass auf dich auf. Melde dich, wenn etwas ist.", sage ich und verabschiede mich von ihm mit einer Umarmung.

„Ich bin schon groß.", erwidert er daraufhin nur und verdreht die Augen.

„Was auch immer dich nachts schlafen lässt, Pumpkin."

„Sicherlich nicht dein Gesicht."

Okay. Definitiv eins zu null für Louis. Manchmal vergesse ich, dass hinter dem kleinen Zwerg ein schlagfertiger Mann steckt. Ich pruste leise und nehme seine Stichelei nicht wirklich ernst.

Louis grinst schelmisch und winkt mir zum Abschied, bevor er die Tür hinter sich schließt. Ich lasse mich zurück auf die Couch fallen, immer noch grinsend über unsere kleine Plauderei. Ich nehme mein Handy zur Hand und speichere mir heimlich Louis' Adventskalender-Bucket-Liste ab.

„Ich möchte dich ja nur ungern stören, Schätzelein, aber du bist noch immer auf der Arbeit.", erinnert mich Danielle und zieht mich damit aus meinen tief versunkenen Gedanken.

„Warum störst du mich, wenn du es nur ungern tust?", frage ich mit erhobener Augenbraue und starre sie herausfordernd an.

„Ich weiß nicht... vielleicht liegt es daran, dass du Tee kochen solltest, statt auf der Couch zu hocken und in deinen Gedanken Louis Tomlinson nach zu lechzen. Ich meine, ernsthaft, Harry... es ist der beste Freund deiner Schwester, er ist vergeben und absolut tabu.", sagt sie mit einem warnenden Unterton.

Meine Augen verdrehen sich ganz von selbst. „Ist mir klar. Ich mag ihn eben und in meinem Kopf ist er immer noch der kleine, unbeholfene Junge, der vor der Welt beschützt werden muss."

Danielle lacht auf. „Glaube mir, diesen Mann musst du vor niemanden beschützen. Wenn überhaupt musst du andere vor ihm beschützen. Louis ist wirklich süß, aber wenn er sich verteidigen muss, dann wird er von ganz allein zu einer Furie."

Pff. Das glaube ich erst, wenn ich es sehe.

Statt weiter auf ihren Kommentar einzugehen, mache ich mich zurück an die Arbeit. Die Rushhour beginnt und ich stehe völlig unter Strom. Dennoch bleibt mir ein Gesicht glasklar vor Augen hängen und ich frage mich, warum ich ihn nicht aus dem Kopf bekomme. Was ist so besonders an ihm? Wieso bleibt er mir so prägnant im Gehirn hängen?

Als die Arbeit vorbei ist und ich mich auf den Heimweg mache, schwirrt Louis immer noch in meinen Gedanken herum wie ein hartnäckiges Echo. Ich versuche, mich auf die Straße zu konzentrieren, aber sein Lächeln, seine Worte, seine ganze Art lenken mich immer wieder ab.

Gegen dreiundzwanzig Uhr liege ich im Bett. Natürlich zieht mein Kopf mich immer wieder in Louis' Richtung, der gerade im Club tanzt und vermutlich angebaggert wird.

Mein Herz verkrampft bei der Vorstellung. Am liebsten würde ich wieder aus dem Bett springen und zu ihm fahren, nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Vermutlich ist das aber mehr als übergriffig. Er ist alt genug. Er weiß sich zu verteidigen. Zumindest ist es das, was ich mir einrede, um mich einigermaßen zu beruhigen.

Immer wieder stiere ich auf mein Handy, um mich zu vergewissern, dass er mich nicht anruft und Hilfe braucht. Das wäre sowieso Schwachsinn. Er würde eher Asher kontaktieren.


Enraptured - Larry Stylinson (Best Friend's Brother)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt