❆ Kapitel 33 ❆

218 31 39
                                    

HARRY

THE PERSON YOU ARE BECOMING IS MORE IMPORTANT THAN THE PERSON THAT YOU HAVE BEEN.

In der nächsten Woche bin ich viel bei Louis. Wir haken einige Punkte vom Adventskalender ab, wie zum Beispiel Pizza selber machen und Briefe an unsere Freunde schreiben. Louis ruht sich viel aus und erledigt Aufgaben für die Uni. Wir tauschen uns viel über unsere sexuelle Orientierung aus und es hilft mir, zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, der so empfindet.

Ich treffe mich am Mittwoch mit Taylor. Wir besorgen einige Weihnachtsgeschenke, doch keiner von uns spricht über den Kuss. Sie wagt immer wieder Annährungsversuche, greift nach meiner Hand oder umarmt mich länger, als nötig, aber mehr war es nicht.

Donnerstag geht Louis wieder arbeiten. Ich bestehe darauf, ihn zu begleiten und ihn nicht aus den Augen zu lassen. Ich fahre ihn hin, gehe mit in seine Umkleide, verfolge die Proben und helfe ihm dabei, ein Outfit herauszusuchen.

Er öffnet den kleinen Kleiderschrank und durchforstet seine Kleidung. Ausgerechnet heute ist wieder eine Strippernight. Ich habe bereits bei den Proben gemerkt, dass Louis sich unwohl fühlt und die Trainer haben auch kein Feingefühl für Abstand. Einer der Kerle kam Louis immer wieder nah und hat ihn ohne Nachfrage angefasst.

Louis zieht eine schwarze Jeans hervor, ebenfalls eine Krawatte und ein schwarzes Shirt, welches so dünn ist, dass man die Haut hindurch sehen kann. Er legt sie auf den freien Stuhl neben meinem. Ich kann sehen, wie unwohl er sich fühlt, weshalb ich meine Arme ausbreite und ihn zu mir winke. „Komm her"

Seine Schultern hängen völlig und er sieht einfach nur müde aus. Ich verstehe nicht, weshalb er sich wieder dazu aufgerafft hat, arbeiten zu gehen. Er schlürft auf mich zu, setzt sich seitwärts auf meinen Schoß und sinkt in meine Umarmung.

Ich halte Louis fest und spüre, wie angespannt er ist. Seine Atmung ist flach und er drückt sich zögernd an mich, als würde er um Erlaubnis bitten. Mit sanften Bewegungen streiche ich über seinen Rücken und spüre, wie seine Schultern sich allmählich entspannen.

„Du musst das nicht machen, weißt du?", murmle ich in sein Haar, das nach seinem vertrauten Shampoo duftet. Eigentlich möchte ich ihn nur hochheben, aus dem Club tragen und nach Hause fahren. Dann lege ich ihn in mein Bett, mache ihm eine Wärmflasche, was in der vergangenen Woche zur Routine geworden ist und wir schauen uns gemeinsam eine Serie an.

Louis seufzt tief, seine Arme um meinen Nacken geschlungen. „Ich weiß, aber... ich brauche das Geld. Und wenn ich noch länger ausfalle, werde ich ein großes Problem haben."

„Wie wäre es, wenn wir mal zusammen nach einem anderen Job schauen? Vielleicht kannst du ja trotzdem tanzen, aber eben nicht strippen." Ich denke oft an unser Gespräch zurück, als er mir eröffnet hat, dass er das Tanzen vermisst, aber es vorziehen würde, nicht mehr zu strippen. Und es muss irgendeinen Ausweg für ihn geben.

„Okay", stimmt er leise zu.

„Kommst du nachher mit zu uns?", frage ich vorsichtig. Als ich wieder über seinen Rücken streiche, fahre ich ausversehen unter seinen grünen Hoodie. Seine Haut ist warm und weich, doch sobald ich sie berühre, fühlt es sich an, als würde ich mich verbrennen und ich ziehe mich zurück.

Er schüttelt leicht den Kopf. „Asher bleibt heute bei mir, deswegen muss ich gleich wieder nach Hause."

Mein Herz macht einen unangenehmen Satz und am liebsten würde ich aufspringen und zu Asher fahren, um ihn persönlich in die nächste Stadt wegzuschaffen. „Okay", murmle ich und ich bin mir sicher, dass er die Enttäuschung heraushören kann. „Ist es hier immer so warm?" Die Frage ist unnötig, aber ich möchte nicht weiterhin an dem vorherigen Thema festhängen.

Louis streckt den Kopf zurück und mustert mich. „Es ist nicht warm. Aber nicht jeder kann so lange, wuschelige Locken haben, die einem die Ohren warmhalten." Er zwinkert mir zu und grinst breit.

Ich schlucke hart bei dem Anblick seines Gesichts. „Jap, muss wohl an den Haaren liegen. Nur leider habe ich kein Haargummi mitgenommen."

Er versteht den Wink mit dem Zaunpfahl. „Ich habe keine Haargummi da, aber... warte." Er steht auf, stellt sich hinter mich und durch den Spiegel erkenne ich, wie er das Band aus seinem Hoodie zieht.

Er greift nach seiner Bürste und kämmt meine Haare behutsam durch. Dann greift er sie, dreht sie zu einem Dutt und bindet die Schnur umständlich um meine Locken. Konzentriert streckt er die Spitze seiner Zunge heraus und sieht dabei so verdammt süß aus, dass ich ihn wieder in meine Arme ziehen möchte.

„So, fertig.", kündigt er an und dreht den Stuhl noch etwas herum, damit ich mich vollends im Spiegel betrachten kann. Dafür, dass er es mit einer Schnur gemacht hat, sieht es ziemlich gut aus. Ich bedanke mich bei ihm und er macht sich für seinen Auftritt fertig.

Ich versuche nicht in seine Richtung zu schauen, als er sich den Hoodie abstreift und stattdessen das durchsichtige Shirt anzieht. Fuck, dieser Kerl ist alles. Heiß, süß, kuschelig, sexy und wäre mein Wortschatz größer, würde ich noch so unzählig viele Synonyme mehr aufzählen.

Irgendwann muss er dann auf die Bühne. Er trinkt noch einen großen Schluck Wasser, ehe ich ihn zur Bühne begleite. „Bleibst du in der Nähe?", fragt er voller Unsicherheit und mein Herz zerbricht gleich mit.

Ich nicke sofort. „Ich stelle mich an den Rand der Bühne, okay?"

Er nickt und atmet tief durch, bevor er zur Bühne geht. Ich sehe ihm nach, meine Hände zittern leicht vor Sorge.

Die Show beginnt und die Lichter blitzen auf, der Beat der Musik dröhnt durch den Club. Louis bewegt sich im Takt, aber ich kann sehen, dass seine Bewegungen mechanisch und gezwungen sind. Es ist, als wäre er in einem Kampf mit sich selbst, versucht, die Rolle zu spielen, die von ihm verlangt wird, während er innerlich gegen jeden Schritt ankämpft.

Einmal schweift mein Blick zur Theke, doch Taylor scheint heute Abend nicht zu arbeiten, weshalb ich erleichtert bin. Ich habe keine Ahnung, was ich noch machen soll, um ihr klar zu machen, dass ich sie nicht möchte.

Einer der anderen Tänzer nähert sich ihm, kommt ihm zu nah, und ich sehe, wie Louis' Körper versteift. Der Typ legt eine Hand auf seine Hüfte, zieht ihn näher, und ich sehe, wie Louis' Kiefer sich anspannt. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, und ich muss mich zusammenreißen, um nicht auf die Bühne zu stürmen und den Typen wegzuzerren.

Endlich ist die Nummer vorbei, und Louis verlässt die Bühne. Ich dränge mich durch die Menge zu ihm und sehe, wie er schwer atmend gegen eine Wand lehnt. Schweiß perlt auf seiner Stirn, und seine Augen suchen nach mir.

„Hey", sage ich sanft, als ich bei ihm ankomme. „Du warst gut."

Er schüttelt den Kopf und wischt sich den Schweiß von der Stirn. „Das war schrecklich. Ich... ich kann das nicht mehr."

„Dann hör auf", sage ich und lege eine Hand auf seine Schulter. „Hör endlich auf, dich zu quälen."

„Ich kann-"

„Blue!", donnert es durch den Backstagebereich. Der Kerl, der Louis in den Proben immer wieder näher kam, stürmt auf ihn zu. „Du musst vorne sein. Lapdances vergeben. Verschwende nicht deine Zeit."

Bevor Louis etwas sagen kann, grätsche ich dazwischen. „Ich habe ihn gebucht. Er hat gerade keine Zeit.", erwidere ich.

„Für was hast du ihn gebucht? Kauernd an der Wand zu hocken? Ich denke nicht. Also Blue, schwing deinen heißen Arsch und gib diesem Kerl eine Latte."

Meine Augen werden groß. Wie sprechen sie bitte mit ihm? Ich will gerade etwas erwidern, als Louis mich von ihm wegzieht und mich durch die Menge in einen der kleinen Räume zieht. Er drapiert mich auf dem Stuhl in der Mitte. „Willst du dieses Mal wirklich einen Lapdance?"

„Louis, ich- es war nur-"

„Ja oder nein?", knurrt er und der Wandel in seiner Stimmung überrascht mich etwas.

Fuck, Louis ist so heiß und ich kann ihm nicht widerstehen. Meine Stimme ist rau und kratzig, als ich nicke. „Ja"

Enraptured - Larry Stylinson (Best Friend's Brother)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt