❆ Kapitel 36 ❆

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HARRY

I'LL WAIT

Ob ich die ganze Nacht von Louis geträumt habe? Vielleicht.

Ob es dabei um den Lapdance ging? Vielleicht.

Ob ich mit einem Ständer aufgewacht bin? Definitiv.

Am liebsten würde ich mir einen runterholen und dabei an Louis denken, aber dann kommen mir die Bilder von unserer Verabschiedung in den Sinn und wie verletzlich und traurig er war. Also gönne ich mir stattdessen eine Dusche – eiskalt, wohl angemerkt – und ziehe mir eine Jogginghose und einen Hoodie über.

In der Küche bereite ich mir ein ausgiebiges Frühstück vor, da ich zum Glück heute eine Spätschicht habe. „Morgen, Harry", begrüßt meine Mum mich.

Ich spinkse über die Schulter zu ihr und bemerke ihren erschöpften Ausdruck. „Alles okay? Du siehst müde aus.", sage ich besorgt und lege meinen Teller zur Seite, den ich gerade aus dem Regal genommen habe.

Sie schüttelt den Kopf. „Robin hat Louis auf der Bank gefunden. Auf der Veranda. Er hat scheinbar die Nacht darauf verbracht und war völlig unterkühlt. Wir haben seine Temperatur hochbekommen, er schläft jetzt."

Louis? Mein Louis? Pumpkin? Die ganze Nacht? In der Kälte? Ich schlucke hart, als die Bilder von dem Abend, an dem er zusammengeschlagen worden ist, zurückkommen. Wie er inmitten des Schnees lag und so verloren aussah.

„Wo ist er?", frage ich. Alles an und in mir zittert.

„Im Wohnzimmer. Er wird bei Harper unterkommen, bis er eine neue Wohnung gefunden hat."

„Neue Wohnung?" Ich male meinen Kiefer aufeinander. „Hat Asher ihn einfach aus der Wohnung geschmissen?" Fuck, wenn ich diesen Kerl unter die Finger bekomme, kann ich für rein gar nichts mehr garantieren.

Mum schüttelt den Kopf. „Louis ist ausgezogen. Sie haben sich getrennt und-"

Ich höre ihr nicht weiter zu. Das Bedürfnis, Louis zu halten, ist viel zu groß, um dem nicht nachzugehen. Mit schnellen Schritten eile ich ins Wohnzimmer. Mein Herz pocht heftig in meiner Brust, während die Sorge um ihn größer wird. Die Erinnerungen an den gewissen Abend, die ihn bis in die Knochen erschüttert haben, durchziehen meinen Geist.

Als ich das Wohnzimmer betrete, sehe ich ihn. Louis liegt auf dem Sofa, in eine dicke Decke gehüllt. Sein Gesicht ist blass, seine Wangen wirken eingefallen, und selbst im Schlaf wirkt er angespannt. Meine Brust zieht sich zusammen bei dem Anblick. Vorsichtig setze ich mich auf den Rand des Sofas, um ihm nahe zu sein.

„Louis", flüstere ich und lasse meine Finger in seine Haare gleiten. „Pumpkin?"

Seine Augenlider flattern leicht und dann öffnet er langsam die Augen. Einen Moment lang wirkt er desorientiert, aber dann trifft sein Blick meinen. Ein Hauch eines Lächelns huscht über seine Lippen, bevor es wieder verschwindet. „Hazza..." Seine Stimme ist rau und leise, als ob er die Worte kaum herausbekommen kann.

„Ich bin hier", sage ich sanft und lege meine freie Hand auf seine. „Was ist passiert?"

Er seufzt tief und versucht, sich aufzusetzen, aber ich halte ihn sanft zurück. „Bleib liegen, du musst dich ausruhen.", murmle ich und kraule seinen Kopf. Am liebsten würde ich mich einfach zu ihm legen.

Er schließt kurz die Augen, bevor er zu sprechen beginnt. „Es ist aus mit Asher. Endgültig. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen und es war ihm nicht fair gegenüber, eine Spiel zu spielen, von dem ich den Ausgang kannte, aber er nicht. Also bin ich gegangen. Alleine kann ich mir die Wohnung sowieso nicht leisten. Ich wusste nicht, wohin ich sonst sollte... und dann bin ich einfach hier gelandet."

Meine Kiefermuskeln spannen sich an. Ich hätte warten sollen, bis Louis das Gespräch mit Asher beendet hat. Stattdessen bin ich einfach gefahren und eingeschlafen. „Du hast das Richtige getan. Du bist nicht allein, okay? Wir sind alle für dich."

Er schließt für einen Moment die Augen, ehe er sie wieder öffnet, und sieht mich an. Seine blauen Augen glitzern vor Tränen. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde."

„Zum Glück musst du das nie herausfinden", sage ich und lächle ihn an. „Ich werde immer hier sein, egal was passiert."

Eine Weile sitzen wir einfach nur da, in Stille, die nur von unseren Atemzügen unterbrochen wird.

„Willst du etwas essen?", frage ich schließlich. „Ich kann dir etwas Frühstück machen."

Louis schüttelt den Kopf. „Vielleicht später. Ich bin einfach so müde."

„Dann ruh dich aus", sage ich und ziehe die Decke noch fester um ihn. „Ich bleibe hier bei dir."

Er nickt dankbar und schließt die Augen wieder. Ich sehe ihm zu, wie er langsam wieder in den Schlaf gleitet, und mein Herz schmerzt bei dem Gedanken daran, wie viel er durchgemacht hat.

Irgendwann kommt Harper wieder nach Hause. Sie hat sich beeilt, nur um bei ihrem besten Freund zu sein und ich kann ihre Sorge gut nachvollziehen. Sie bittet mich, meinen Platz zu räumen, damit sie sich zu Louis setzen kann.

Natürlich gewähre ich es ihr und gehe in der Zeit in ihr Zimmer, um eine Matratze und Bettzeug vorzubereiten. Es wäre mir zwar lieber, würde er bei mir schlafen, aber das kann ich nicht von ihm verlangen und außerdem würden Harper und meine Eltern Fragen stellen, auf die ich keine Antwort parat hätte.

Am Abend ist Louis wieder auf den Beinen. Meine Mutter ist bei meinem Vater in der Tierarztpraxis, um ihm etwas auszuhelfen. Harper ist zu Louis' Wohnung gefahren, um ihm einige Klamotten zu holen und er hat ausdrücklich darum gebeten, an den Adventskalender zu denken.

Er sitzt auf der Couch, noch immer in eine Decke eingewickelt und starrt auf den Kamin, den ich angemacht habe. „Soll ich dir einen Hoodie von mir geben?", frage ich, damit er sich endlich von der Decke lösen kann.

Er nickt leicht. Ich sprinte die Treppen hinauf und durchsuche meinen Kleiderschrank nach einem passenden Oberteil, in dem er süß aussehen wird und ich somit etwas zum Starren habe. Louis zieht ihn sich über, aber seine Augen bleiben weiterhin starr auf den Kamin gerichtet.

„Ich habe morgen frei. Wollen wir einen Harry Potter Marathon machen? Du weißt schon... ich muss mir nochmal alle Teile anschauen, um alles zu verstehen." Ich lächle ihm sanft zu und hoffe, ihn aus seiner Traurigkeit herausziehen zu können.

Er lacht auf. „Du bist unglaublich, Harry"

Ich ziehe die Stirn kraus. Meint er das abfällig? Ist es ein Kompliment?

„Ich habe jahrelang eine Beziehung geführt und war nie ganz glücklich und dann schneist du in mein Leben und es ist, als würde ich endlich wieder etwas Licht sehen. Du könntest mich fragen, ob ich dir die Sterne vom Himmel hole und ich würde es tun. Also ja, natürlich gucke ich Harry Potter mit dir."

„Okay, wenn du mir die Sterne vom Himmel holen würdest, habe ich eine andere Bitte.", sage ich langsam. Ich habe schon länger darüber nachgedacht, es ihn zu fragen, mich aber nie getraut. Da war immer noch Asher, aber nun? Was habe ich zu verlieren? Selbst wenn er mich zurückweist, werde ich bald sowieso nicht mehr in Breckenridge sein.

„Okay..." Er zieht die Augenbrauen zusammen. „Was ist los?"

Meine Atmung geht schneller und so wie Louis mich kennt, kann er mir die Furcht in den Augen ablesen. Ich komme mir vor, wie ein verliebter Teenager. Wenn ich ehrlich bin, stimmt der erste Part. Ich bin verliebt. Nur bin ich kein Teenager mehr.

„Willst du mit mir zum Lantern Dance gehen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: 9 hours ago ⏰

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Enraptured - Larry Stylinson (Best Friend's Brother)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt