❆ Kapitel 11 ❆

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LOUIS

YOU SURVIVED TOO MANY STORMS TO BE BOTHERED BY RAINDROPS.

Die Nacht ist kalt und nass. Viel lieber würde ich gerade zu Hause sein, mich in eine Decke kuscheln und einen Film anschauen. Asher würde bei mir sein und mich in seine Arme ziehen und vielleicht wäre dann für wenige Stunden alles in Ordnung. Es würde sich anfühlen, als würde mein Leben in geordneten Bahnen ablaufen und als hätte ich nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste.

Doch ich bin nicht zu Hause. Ich arbeite heute im Club und ausgerechnet an diesem Abend findet die wöchentliche Stripnight statt. Am liebsten würde ich wieder umdrehen und weglaufen, doch ich bin auf das Geld angewiesen und gerade an Abenden wie diesen, ist das Trinkgeld essentiell.

Ich laufe durch den Nebeneingang in den Club hinein, werde sofort von stickiger Luft umhüllt und der Geruch von Alkohol und Schweiß, der nie zu verschwinden scheint, zieht bestialisch in meine Nase. Mit einem leisen Seufzen begebe ich mich in meine Umkleide. Ich teile sie meistens mit Isabel, doch heute Abend ist sie nicht da. Sie wehrt sich strickt gegen die Stripnächte, was ich gut nachvollziehen kann.

Nicht alle Anwesenden sind respektlos, sobald wir auf der Bühne stehen, doch einige Menschen nehmen es sich heraus, uns ungewollt anzufassen oder an unserer Kleidung zu zerren. Irgendwann hat der Chef die Preise für die Lapdances angehoben, um zu verhindern, dass jeder, der uns mal austesten möchte, die Chance bekommt. Statt auf alkoholisierte Schmierlappen zu treffen, schlagen wir uns zumeist nun mit alten, reichen CEOs rum, die denken, sie könnten uns mit ihrem Geld dazu umstimmen, mit ihnen heimzugehen.

Wir sind Tänzer. Keine Sexarbeiter. Und doch vergessen am Ende des Tages die meisten Menschen, dass Sexarbeiter auch Menschen sind und keine Objekte, die es verdient haben fair behandelt und entlohnt zu werden, sofern sie diesen Job aus freien Stücken ausüben möchten.

Ich schließe die Umkleidekabine mit meinem Schlüssel auf und trete in den engen kleinen Raum hinein. Mein Rucksack wird mitsamt meiner Wertsachen in einem kleinen Spind verstaut und mithilfe eines Codes abgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand in meine Kabine kommt und etwas klaut, ist gering, schließlich wird der hintere Bereich auch von Security überwacht. Doch man weiß nie, welche Mittel und Wege Menschen finden können und wollen.

Ein dumpfer Bass dringt durch die Wände, das erste Anzeichen dafür, dass der Club nun geöffnet ist. Die erste Stripshow findet erst in einer halben Stunde statt und da ich der Dritte bin, habe ich noch Zeit.

Isabels Abwesenheit ist immer wieder aufs Neue zu spüren. Sie ist ein sehr lauter und hibbeliger Mensch, der es keine Sekunde aushält, nichts zu tun. Statt sich im Sitzen fertig zu machen, läuft sie die kleine Kabine auf und ab, hält den Handspiegel in der einen Hand und ihr Make Up in der anderen. Sie ist eine gute Freundin geworden, doch aufgrund dessen, dass sie außerhalb der Stadt kommt und nur für die Arbeit in Breckenridge ist, treffen wir uns kaum außerhalb des Clubs.

Ich krame meine Kleidung für den heutigen Abend hervor. Da wir kein Motto vorgegeben bekommen haben, ziehe ich ein dunkelblaues Hemd hervor, knöpfe es zu, nur um es nachher zu zerreißen und völlig kaputt zu machen. Dann schlüpfe ich in eine schwarze Jeans, die sich eng an meinen Hintern schmiegt. Der Chef stellt uns in diesen Nächten nur Kleidung zur Verfügung, die eine Nummer kleiner ist, da er sichergehen möchte, dass sie eng und attraktiv auf den Zuschauer wirkt.

Als er mir das zum ersten Mal erklärt hatte, habe ich meine Augen verdreht und bin wieder gegangen. Die enge Kleidung ist nicht attraktiv. Mein Körper kann darin nicht atmen und alles ist eingequetscht. Bewegungen darin fallen mir schwer und ich bin froh, sobald ich sie mir vom Körper reißen kann.

Enraptured - Larry Stylinson (Best Friend's Brother)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt