HARRY
☼
❝SOME GOODBYES ARE NOT ENDS BUT RELEASES❞
Es war eines der schönsten Gefühle, die ich seit einer langen Zeit empfunden habe, als Louis gegen mich gesunken ist. Es hat sich so vertraut und warm angefühlt und mal wieder erwische ich mich dabei, wie ich einfach mit ihm kuscheln möchte.
Genau dieses Bedürfnis hält mich wach. Ich finde einfach nicht in den Schlaf und als ich irgendwann das gedämpfte Schluchzen aus dem Nebenzimmer wahrnehme, bin ich innerhalb weniger Sekunden auf den Beinen und laufe zu Louis.
Er liegt einrollt auf dem Bett. Die Decke hängt halb auf dem Boden und sein Körper bebt. Ich eile zu ihm, setze mich auf die Kante des Bettes und greife mit meiner Hand nach seinem Arm. „Pumpkin?"
Er schnieft und nimmt meine Hand von seinem Arm. Für einen Moment glaube ich, dass ich ihm zu nah gekommen bin, doch stattdessen legt er meine Hand an seine Wange und lehnt sich vollends in die Berührung.
Just in diesem Moment wird mir bewusst, wie gebrochen der Mann vor mir ist. Er hat seine Eltern verloren, kümmert sich um seine Geschwister, muss seinen Lebensunterhalt und sein Studium finanziert bekommen und nun denkt er über eine Trennung mit seinem langjährigen Freund nach. Es ist mir ein Rätsel, wie er noch immer nicht unter all der Last zusammengebrochen ist.
Ich spüre, wie seine Tränen über meine Haut fließen und kann dabei hören, wie mein Herz in den Trümmern seines zerklirrt. „Was ist los?", frage ich hauchzart und streichle mit dem Daumen über seine Wange.
Er atmet so zittrig aus, dass ich für einen Moment glaube, er wolle damit das Beben aus seinem Körper schieben. „Ich kann nicht mehr, Haz.", flüstert er und dreht sich in seiner Fetus-Pose zu mir herum. „Es ist zu viel."
„Darf ich dich in den Arm nehmen?" Mir ist in den letzten Wochen klar geworden, dass Louis viel mehr körperliche Nähe braucht, als er momentan bekommt, weshalb ich nicht davon ausgehen, dass er meinen Vorschlag ablehnen würde, jedoch möchte ich sicherstellen, dass es mit unserer beider Einverständnis passiert.
„Bitte", wimmert er. Ich rücke an ihm und schlinge meinen noch freien Arm um ihn. Als sein Zittern nicht abebbt, greife ich nach der Decke und lege sie über uns beide. Louis klammert sich an mich, seine Tränen tränken mein Shirt. Seine Atmung ist immer noch unregelmäßig.
Warum fühlt es sich so heimelig an, in seinen Armen zu liegen? Seine Haare, die lediglich von dem fahlen Mondschein beleuchtet werden, sind nun vollends getrocknet und sie sehen weich aus, weshalb ich nicht lange genug über meine Geste nachdenke und meine Nase in seinem Haar vergrabe.
Ich schließe die Augen und atme tief ein, der Duft seines Shampoos erfüllt meine Sinne. Louis' Zittern nimmt langsam ab, seine Atmung wird gleichmäßiger. In diesem Moment ist die Welt auf eine seltsame Weise in Ordnung, als ob wir beide in einer Blase der Ruhe existieren, die den Sturm draußen abschirmt.
Als seine Tränen versiegen, wage ich mich, es zu hinterfragen. „Was ist dir zu viel?"
„Alles", sagt er. „Der Tod meiner Eltern, die Verantwortung über meine Geschwister und dass ich mich eventuell von Asher trennen werde, der so perfekt ist, macht mich verrückt. Ich habe die Menschen alle gar nicht verdient. Meine Eltern sind tot, ich empfinde meine Geschwister zu Zeiten als anstrengend und ich habe das Gefühl, ich würde Asher zu wenig lieben. Ich bin ein schlechter Mensch, weil ich sie nicht so schätze, wie ich es tun müsste."
Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Louis ist der selbstloseste und fürsorglichste Mensch, den ich kenne und doch fühlt er sich schuldig und ungenügend. Mein Herz bricht für ihn und ich möchte nichts lieber, als ihm zu zeigen, dass er falsch liegt. Aber die Wege, die in meinem Kopf herumschwirren, um ihm genau das zu beweisen, sind für unsere Beziehung zueinander nicht legitim.
„Du bist kein schlechter Mensch", sage ich, meine Stimme fest, aber sanft. „Du trägst so viel auf deinen Schultern, mehr als die meisten Menschen je ertragen könnten. Dass du trotzdem weitermachst, zeigt, wie stark und wundervoll du bist."
Er schüttelt den Kopf und schnieft. Louis blickt mich mit seinen verweinten Augen an und ich sehe den Schmerz darin. „Aber ich schaffe das alles nicht mehr, Haz. Es ist zu viel. Ich schäme mich dafür, dass ich darüber nachdenke, einfach abzuhauen und alles hinter mir zu lassen, weil ich denke, dass es mein einziger Ausweg ist."
Ich streichle seine Wange und halte ihn fest. „Ich schätze, ich bin nicht die richtige Person, um es dir auszureden. Ich bin schließlich das beste Beispiel dafür, abzuhauen, wenn es zu viel wird."
„Warum bist du damals überhaupt abgehauen? War es wirklich nur das Studium und ein normaler Umzug?", fragt er in die Dunkelheit hinein und vergräbt sein Gesicht an meiner Brust.
Ich nehme einen langen und tiefen Atemzug und entschließe mich, ihm die Wahrheit zu sagen. „Weil du mir heute ein Geheimnis von dir offenbart hast... du weißt schon, mit dem Tanzen, habe ich auch etwas, dass ich dir gestehen muss."
„Hat es etwas mit Houston zu tun?"
Ich nicke leicht und weiß, dass er die Bewegung spürt. „Ich bin bisexuell."
Er schnappt nach Luft, versucht es aber durch ein Räuspern zu verdecken. „Ach so, okay"
„Mehr nicht? Einfach nur ach so, okay? Du bist der vierte Mensch in Breckenridge, dem ich mich oute."
„Hast du dich bei deiner Familie schon geoutet?"
Ich schüttle den Kopf. „Nur Liam, Niall und Zayn wissen es. Und ich bin damals gegangen, weil ich Angst vor den Reaktionen hatte. Breckenridge ist so klein und die Menschen zerreißen sich über alle Kleinigkeiten das Maul und ich habe befürchtet, mich würde alle versuchen aus der Stadt zu ekeln."
Louis drückt sich noch fester an mich, als wolle er sicherstellen, dass er meine Worte auch wirklich versteht. „Danke, dass du es mir gesagt hast", flüstert er schließlich. „Konntest du denn wenigstens in Houston du selbst sein?" Sein Körper entspannt sich merklich in meinen Armen.
Ich räuspere mich, da der Gedanke an meinen Ex-Freund mein Inneres zerspaltet. „Ich war zwei Jahre lang offen mit einem Mann zusammen. Ben hieß er, aber wir haben uns eine Woche, bevor ich wieder Heim kam, getrennt."
„Das tut mir leid. Wie geht es dir mit der Trennung?"
Er fragt mich, wie es mir geht? All meine Freunde, die ich oberflächlich in Houston über die Jahre kennengelernt habe, haben mich gefragt, was der Grund ist. Dass Louis mich zuerst nach meinem Befinden fragt, zeigt nur, wie empathisch er ist. „Ich bin froh, dass es vorbei ist. Er hat mir viel Energie geraubt."
„Dann bin ich froh, dass du ihn los bist. Es ist so anstrengend, wenn Menschen, die dir Energie geben sollten, sie dir rauben."
Eine warme Welle macht sich in mir breit.
Louis lächelt schwach, als er sich ein wenig zurückzieht und mich ansieht. „Du verdienst jemanden, der dich zu einhundert Prozent liebt. Vielleicht hast du ja mit Taylor Glück."
„Mhm", mache ich nur und glaube kein bisschen daran, dass es Taylor für mich ist. Dass sie mich glücklich macht und mir die Liebe geben kann, die ich brauche.
Wir schweigen und ich genieße das Geräusch von Louis' sanfter Atmung, die die Stille füllt. Er kuschelt sich mehr in meine Seite und nach einer Weile fällt er erschöpft in den Schlaf. Langsam schließen sich auch meine Augen und ich lasse mich von der Müdigkeit überwältigen.
Und irgendwie fühlt es sich so friedlich an, ihn in meinen Armen zu halten.
DU LIEST GERADE
Enraptured - Larry Stylinson (Best Friend's Brother)
Fanfiction❝𝐌𝐚𝐧 𝐬𝐚𝐠𝐭 𝐣𝐚 𝐢𝐦𝐦𝐞𝐫, 𝐝𝐚𝐬𝐬 𝐞𝐢𝐧 𝐒𝐭𝐞𝐫𝐧 𝐧𝐮𝐫 𝐝𝐚𝐧𝐧 𝐥𝐞𝐮𝐜𝐡𝐭𝐞𝐧 𝐤𝐚𝐧𝐧, 𝐰𝐞𝐧𝐧 𝐞𝐬 𝐝𝐮𝐧𝐤𝐞𝐥 𝐢𝐬𝐭. 𝐒𝐢𝐞𝐡𝐬𝐭 𝐝𝐮... 𝐬𝐨 𝐯𝐞𝐫𝐳𝐞𝐫𝐫𝐭 𝐢𝐬𝐭 𝐝𝐢𝐞𝐬𝐞 𝐖𝐞𝐥𝐭, 𝐏𝐮𝐦𝐩𝐤𝐢𝐧. 𝐈𝐜𝐡 𝐰𝐢𝐥𝐥 𝐧𝐢𝐜�...