Ich wusste nicht, wohin Silver mich brachte. In diesem Moment wollte ich einfach nur weg und ich wusste, Silver konnte mir helfen, nur für einen kleinen Augenblick meinem Leben zu entfliehen.
Mein Griff um seinen Oberkörper wurde enger, als die kalte Luft über meine Haut streifte, während wir mit seinem Motorrad die Straßen entlang fuhren. Ich schloss meine Augen, versuchte meine Tränen zurückzuhalten, denn ich wollte nun wirklich nicht seinen Helm vollheulen.
Ich spürte wie er abbog. Meine Augen öffneten sich.
Um uns herum war die absolute Dunkelheit. Ich hasste die Dunkelheit.
Als ich über seine Schulter nach vorne sah, erkannte ich, wie er einen Waldweg entlang fuhr, langsam und vorsichtig. Wo brachte er mich nur hin? Meine Sorgen waren wie vergessen, als meine Neugier Überhand nahm und ich beobachtete, wie er immer wieder abbog, immer weiter in den Wald hinein.
Nach weiteren fünf Minuten verlangsamte er das Motorrad. Nach ein paar Sekunden kamen wir an. Ich traute meinen Augen nicht.
Ein kleines Häuschen stand direkt vor uns, komplett überzogen mit Efeu. Es sah alt aus, aber gleichzeitig auch unglaublich gemütlich und einladend. Hier lebte Silver? Ich hatte mir was anderes vorgestellt.
„Komm, ich helfe dir." Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Silver bereits abgestiegen war, als er mich an den Hüften packte und hinunter hob.
Er nahm mir den Helm ab und reichte mir meine Brille, die er mal wieder in seiner Jacke verstaut hatte. Sofort zog ich sie an, und sah wieder zu dem Haus vor mir.
Kleine Gartenlampen erleuchteten den Weg zur Eingangstür. Der Boden war mit Steinen versehen, kleine Beete waren an den Seiten des Hauses, jedoch waren keine Pflanzen oder Blumen gepflanzt.
„Du lebst hier?", fragte ich ihn, als ich ihm zur Haustür folgte. Er antwortete nur mit einem Nicken, während er seinen Schlüssel aus seiner Jacke fischte und die Haustür aufschloss. Mit einer einladenden Handbewegung bat er mich hinein, was ich mir nicht zwei Mal sagen lassen musste. Augenblicklich umhüllte mich eine angenehme Wärme, weswegen ich aufgrund des plötzlichen Temperaturwechsels kurz erzitterte. Ich seufzte zufrieden auf, als mein Körper sich langsam wieder aufwärmen konnte. Erst jetzt wurde mir klar, wie kalt mir eigentlich gewesen war.
Der Eingangsbereich war schlicht gehalten. An der linken Seite stand ein riesiger Schrank, vermutlich für Jacken und Schuhe gedacht, während auf der anderen Seite ein Ganzkörperspiegel die Wand schmückte. Mir fiel jedoch sofort auf, dass die persönliche Note fehlte. Kein einziges Bild hing an den Wänden, um mir irgendetwas aus seinem Leben zu verraten. Stattdessen waren die Wände grau gehalten. Das Licht erleuchtete warm den Flur.
Höflich zog ich meine Schuhe aus, beugte mich hinunter und stellte sie auf die Seite, damit sie nicht im Weg herumlagen. Silver hielt anscheinend etwas von Ordnung und ich wollte ihn nicht sauer machen, in dem ich seine Ordnung ruinierte. Er hatte mich zu sich nach Hause mitgenommen. Der Ort, an dem wohl niemand anderes zuvor war. Meine Wangen erröteten.
„Lebst du alleine hier?", fragte ich weiter, wollte meine Neugier stillen, aber Silver antwortete mir nicht, sondern lief einfach an mir vorbei und durch eine Tür auf der rechten Seite.
Wie ein kleiner Welpe folgte ich ihm, schließlich kannte ich mich hier nicht aus. Interessiert sah ich mich um, erkannte, dass wir nun im Wohnzimmer waren. Aber wie schon der Eingang war dieses Zimmer genauso schlicht gehalten.
Nur ein großes Sofa stand in der Mitte des Raumes und gegenüber davon eine Kommode mit dem Fernseher darauf. Eine PlayStation 5 stand neben dem Fernseher sowie Musikboxen an jeder Seite der Kommode. Was für Musik Silver wohl gerne hörte?
„Möchtest du etwas zu trinken?", holte mich seine Stimme aus meiner Neugier. Sofort drehte ich mich zu ihm um. Er hatte seine Jacke ausgezogen, seine Ärmel des schwarzen Pullovers hatte er nach oben gekrempelt, weswegen man eindeutig die Adern seiner Unterarme erkennen konnte. Oh, um Gottes Willen.
„G-Gerne. Ein Wasser, falls du es hast?"
„Ich kann Wodka anbieten.", sagte er und sofort verzog ich mein Gesicht angewidert.
Ich hatte noch nie in meinem Leben Alkohol getrunken und ich würde heute auch nicht damit beginnen. „Das war ein Scherz, Alva. Natürlich habe ich Wasser." Nervös lachte ich und wandte mich wieder von ihm ab, damit er meine erröteten Wangen nicht sehen würde.
Keine zwei Minuten später kam er wieder in das Wohnzimmer zurück mit einem Glas Wasser in der Hand. Dankend entnahm ich ihm das Glas und trank es in einem Zug aus. Ich hatte wohl wirklich Durst gehabt, was sich Silver scheinbar auch dachte - seinem Blick nach zu urteilen.
„Sorry.", entschuldigte ich mich und lächelte beschämt. Und plötzlich lachte er.
„Ich hole dir mal mehr Wasser."

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SILVER
Teen Fiction"it's hard to resist a bad boy who's a good man. Jeder in der Stadt wusste wer er war. Jeder fürchtete sich vor ihm. Wenn man seinen Namen hörte zuckte jeder zusammen, denn sie wussten wie er war. Sie kannten ihn. Silver King. Jedoch, kannten sie ih...