Silver
Der Ring an meinem Ringfinger fühlte sich an, als würde er mehrere Kilo wiegen, während mich der grüne Smaragd förmlich anstarrte und verspottete. Ich hasste diesen Ring. Er brachte eine Wut in mir hervor, die ich sonst nie gefühlt hatte. Am liebsten würde ich dieses Scheißding verbrennen, es auf jeglicher Art und Weise vernichten, damit es endlich aufhörte, mich so herablassend anzustrahlen. So oft wie ich es schon versucht hatte, ich konnte es nicht. Es war das Einzige, was mir geblieben war und es war auch das Einzige, was mir immer wieder zeigte, was meine größte Schuld war. Ich musste leiden.
Es waren keine Schmerzen, die ich empfand. Es war eine Dunkelheit, so düster, dass es keinen Ausweg gab. Und ich musste sie fühlen. Ich hatte es verdient.
Während ich das hässliche Grün des Steines betrachtete, wünschte ich mir, der Stein wäre braun. Im gleichen Farbton wie Alvas Augen. Braun war nie eine Farbe gewesen, die ich bewundert hatte. Sie schien für mich unscheinbar, doch seitdem ich in Alvas Augen gesehen hatte, wusste ich, es steckte mehr hinter dieser Farbe. Sie bedeutete Ruhe und diese konnte ich gerade wirklich gebrauchen.
Es war Falsch von mir gewesen, Alva einfach so in der Küche stehen gelassen zu haben. Aber gleichzeitig war es auch das Beste gewesen, sonst hätte sie mich in einem meiner schlechteren Momente wüten sehen und ich wollte sie nicht verschrecken.
Ob sie dachte, dass sie etwas Falsches getan hatte?
Der Gedanke ließ mich von dem Smaragd hoch schauen, direkt auf die Tür meines Zimmers. Ob sie noch in der Küche saß? Oder war sie bereits im Wohnzimmer?
Ich schwang meine Beine von meinem Bett, nachdem ich mich aufgesetzt hatte und lief aus meinem Zimmer hinaus, direkt die Treppe hinunter und ich die Küche. Niemand war hier, nur ein Teller mit dem eigentlichen Frühstück stand da, ein beschmutzter Teller war im Spülbecken zu erkennen. Hatte sie etwa das Frühstück fertig gekocht und mir einen Teller hingestellt?
Schnell wandte ich meinen Blick ab und ging hinüber ins Wohnzimmer aber auch hier war sie nirgends zu finden. Fuck, wo, zum Teufel, war sie nur?
„Alva?", rief ich, jedoch bekam ich keine Antwort. Ihr Smartphone war auch nirgends zu finden und sofort nahm ich meines aus meiner Hosentasche. Nachdem das Scheißding es endlich geschafft hatte, mein Gesicht zu erkennen, durchsuchte ich jegliche App, mit der sie mir vielleicht eine Nachricht hätte schreiben können aber da war nichts.
Seufzend packte ich mein Smartphone wieder in meine Hosentasche und raufte mir die Haare, als mir ein kleiner Zettel auf dem Tisch auffiel.,Danke für das einsame Frühstück. Wir sehen uns, wenn du dich wieder beruhigt hast. - Alva'
Hatte sie sich wirklich ohne ein Wort einfach so aus dem Staub gemacht? Fast hätte ich gelacht, wegen ihrer frechen Nachricht, wäre mir in diesem Moment nicht eingefallen, dass ich Mitten im Wald wohnte und die Strecke in die Stadt ziemlich weit war. Zudem dämmerte es bereits und wenn die Sonne erst einmal untergegangen war, würden die ganzen Tiere aus ihren Verstecken kommen.
Die Monster, die sich in der Dunkelheit versteckten, vor der mein Mauerblümchen solch eine Angst hatte.
Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte ich mir meinen Schlüssel und meine Lederjacke, ging aus meinem Haus heraus und sprang auf meine Kawasaki.
Ich fuhr nicht so schnell wie sonst, ich musste ja aufpassen, dass ich Alva auffinden würde, die sich hoffentlich nicht in diesem Wald verlaufen hatte. An manchen Stellen gab es Abzweigungen und alles hier sah genau gleich aus. Man musste erst einmal eine lange Zeit hier verbracht haben, um die kleinen Unterschiede erkennen zu können.
Nach einer kurzen Zeit blieb ich stehen, ich atmete schwer, als die Sonne nun komplett unter gegangen war und ich noch immer keine Alva entdecken konnte. Sie war doch nun wirklich nicht so dumm gewesen, Mitten in den Wald hineinzulaufen, oder?
Ich ließ mein Motorrad aufheulen, es schallte in den Bäumen wieder, worauf ich in der Ferne einen Ruf ausmachen konnte.
Sofort fuhr ich langsam weiter, immer mehr in die Richtung, aus der ich gemeint hatte, die Stimme gehört zu haben. Wieder ließ ich mein Motorrad aufheulen und nun konnte ich die Antwort genau hören.
„Silver!" In einem Raum voller Menschen würde ich ihre Stimme sofort erkennen.
Diesmal gab ich mehr Gas, fuhr weiter die kleine Strecke entlang, bis ich Alva erkennen konnte, die wie ein erschrockenes Reh in meinem Scheinwerferlicht vor mir stand.
„Scheiße, Alva. Was hast du dir dabei gedacht?" Ich schwang mich von meinem Motorrad hinunter und lief auf sie zu. Die Angst war deutlich in ihren Augen zu sehen, als sie mich betrachtete. „Weißt du wie gefährlich es hier draußen ist? Du kannst doch nicht einfach so blind in einen scheiß Wald rennen! Ich bin stinksau-" Ich stoppte in meinem Wutausbruch, als Alva die letzten Meter zwischen uns überbrückte und ihre Arme um meinen Oberkörper schlang.
Sie drückte sich gegen mich, sofort schloss ich meine Arme beschützend um sie, drückte sie noch mehr gegen mich, während sie ihr Gesicht in meiner Brust versteckte.
„Es tut mir leid.", murmelte sie, ihre Stimme zitterte. Sanft streichelte ich ihr über die braunen Haare, ihre Anspannung verschwand mit jedem Mal, wenn ich meine Hand über ihre weichen Haare streichen ließ.
„Du machst mich fertig, Alva." Ich legte meinen Kopf auf ihren ab, versuchte ihr Wärme zu spenden, als sie in meiner Umarmung anfing zu zittern.
Sie wandte sich aus meiner schützenden Umarmung, ließ jedoch ihre Hände auf meiner Brust legen und sofort legte sich meine Wut wieder.
„Mach das noch einmal und ich verliere mich." Der Gedanke, dass ihr etwas hätte passieren können..
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als sie mich unschuldig ansah. Kurz flammten Bilder von meinem geistigen Auge auf, wie Alva verletzt auf dem Boden des Waldes lag, blutend, völlig schutzlos.
„Es tut mir leid, Silver. Ich werde nie wieder so dumm sein.", versprach sie mir, sah mich noch immer mit ihren braunen Augen an, weswegen ich mich leicht entspannte. Ich glaubte ihr, dass sie so etwas nicht nochmals machen würde.
„Was hattest du überhaupt vor? Wo wolltest du hin?", wechselte ich das Thema, als sie sich einen Schritt von mir entfernte und die Ruhe mit sich nahm, die ich gerade noch verspürt hatte.
„Ich wollte nach Hause.", seufzte sie und zeigte auf ihre verschmutzte Kleidung. „Ich wollte duschen und mir etwas Frisches anziehen."
„Das kannst du auch bei mir.", sagte ich.
„Duschen vielleicht aber ich habe keine Klamotten dabei.", antwortete sie mir und fing wieder an, mit dem Ärmel ihres Pullovers zu spielen. „Außerdem warst du so schlecht drauf und ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen."
„Stattdessen bescherst du mir eine absolute Panik, weil du alleine in den Wald gegangen bist." Meine Worte kamen harscher herüber, als ich sie gemeint hatte, was ich daran bemerkte, dass Alva für einen Moment zusammen zuckte. „Verdammt, lieber gehst du mir auf die Nerven, Alva, als das du blind in einen Wald rennst, den du noch nicht einmal kennst."
„Ich weiß.", murmelte sie und wandte ihre Augen von mir ab, um auf den dreckigen Waldboden zu schauen.
„Wir fahren jetzt wieder zu mir." Ich hielt ihr meine Hand entgegen, die sie sofort annahm.
Als wir bei mir zu Hause ankamen, nahm ich wieder ihre Hand in meine, führte sie ins Haus und die Treppe hinauf, direkt in mein Schlafzimmer.
Es war etwas anderes, wenn Alva in meinem Wohnzimmer war, als in dem Raum, in dem ich schlief und die meiste Zeit verbrachte.
Neugierig schaute sie sich meine einfache Einrichtung an, während ich zu meinem Kleiderschrank lief und Klamotten heraussuchte für sie.
Ich hielt ihr ein schwarzes Shirt sowie eine Jogginghose entgegen.
„Die Sachen werden dir mit Sicherheit zu groß sein, aber es ist besser als nichts.", sagte ich, als sie die Kleidung entgegennahm. „Du weißt ja wo das Badezimmer ist." Mit einem Nicken wandte sie sich von mir ab und lief aus meinem Schlafzimmer hinaus.
Sie machte es mir wirklich schwer, sie zu beschützen.
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SILVER
Teen Fiction"it's hard to resist a bad boy who's a good man. Jeder in der Stadt wusste wer er war. Jeder fürchtete sich vor ihm. Wenn man seinen Namen hörte zuckte jeder zusammen, denn sie wussten wie er war. Sie kannten ihn. Silver King. Jedoch, kannten sie ih...