Es war die letzte Woche vor den Schulferien. Meine Laune konnte nicht schlechter sein, was den bevorstehenden Stress dieser Woche nicht besser machte. Nach meinen Aufzeichnungen, die ich bis heute gemacht hatte, mussten meine Noten hervorragend sein und mehr als gut in meinen Bewerbungen für eine angesehene Universität und für ein Stipendium aussehen. Ich hatte schon angefangen, Bewerbungen zu schreiben. Ich hatte auch schon an ein paar Universitäten gedacht, die gut für mich sein könnten und wo ich eine gute Zukunft haben könnte.
Der Mittwoch war angebrochen, was bedeutete nur noch drei Tage und dann würde ich Mike jeden Tag im Copy-Shop aushelfen, weiter an meinen Arbeiten feilen, damit diese perfekt waren und bereits für das nächste Schuljahr vorarbeiten, was wenigstens meine Laune etwas hob.
Ja, es stimmte. Ich war eine richtige Streberin, aber ich schämte mich nicht dafür, denn mir war bewusst, der Stress und den Schweiß, den ich tagtäglich ins Lernen steckte, würde sich eines Tages auszahlen.
Cara erzählte mir in jeder freien Zeit, wie sehr sie sich auf das Campen freute und auf die coolen Menschen die dabei sein würden. Ich wusste, dass sie mit ihren Aussagen versuchte mir diesen Trip weiterhin schmackhaft zu machen, aber mein Interesse daran war schlichtweg nicht vorhanden.
Würde ich campen gehen wollen, könnte ich es auch in irgendeinem Wald machen, welcher in meiner Nähe wäre.
Jedoch hörte ich Cara zu, unterstützte sie in ihrer Freude, denn so etwas mochte Cara am meisten.
Wenn man ihr zustimmte und sich für sie freute.
Sie war ein einfacher Mensch. Wenn man sie nur ein wenig kannte, wusste man, worauf man achten musste.
„Wir sehen uns dann morgen? Ich kann es nicht mehr abwarten, bis wir dieses Gebäude für eine längere Zeit nicht mehr betreten müssen.", seufzte sie und fuhr sich durch ihre langen blonden Haare, die heute glatt über ihre Schultern liefen. Cara war kein Fan von der Schule. Sie war das komplette Gegenteil von mir.
„So schlimm ist es hier auch wieder nicht.", lachte ich und lief auf mein Spind zu, um meine Schulbücher darin zu verstauen. Die Lehrer machten keinen richtigen Unterricht mehr. Hausaufgaben waren auch keine auf, weswegen ich meine Utensilien ausnahmsweise in mein Spind verfrachte, statt sie mit nach Hause zu nehmen. Heute musste ich nämlich direkt nach der Schule zur Arbeit, da ich meine versäumten Stunden von letzter Woche wieder einarbeiten wollte.
„Oh doch. Es ist so schlimm hier." Wieder lachte ich. „Ich habe einfach keine Lust mehr auf diese ständige Probenschreiberei und blödem Gerede der Lehrer. Ich will meine Freizeit wieder haben.", schmollte sie, was mich grinsend zum Augenrollen brachte.
„Nur noch zwei Tage, dann hast du deine Freizeit vorerst wieder."
„Wohooo!", rief sie aus und streckte ihre Arme in die Luft. Dafür, dass sie diesen Ort hasste, war sie ganz schön gut gelaunt. „Also, bis morgen, Alva. Wie sehen uns!", verabschiedete sie sich nun endgültig, hauchte mir einen Luftkuss zu und stolzierte wie ein Model von mir weg.
Langsam verschwanden die restlichen Mitschüler aus dem Flur, während ich noch schnell meinen Spind umsortierte und ordentlich machte. Zufrieden mit dem Endergebnis schloss ich meinen Spind, sperrte ihn ab und blickte mich im leeren Flur um. Wenn keiner hier war, konnte die Schule wirklich gruselig sein.
Ich blickte auf die Uhr, welche an der Wand über mir hing und stellte erschrocken fest, dass ich mich auf den Weg machen musste, wenn ich in meinem Zeitplan bleiben wollte.
Hastig lief ich durch die Flure - und das alles andere als ein Model wie Cara, wenn man bedachte, wie oft ich fast über meine eigenen Füße gestolpert wäre. Ich war kein Mensch für stressige Situationen. Den einzigen Stress, den ich mochte, war der, den ich mir jedes Mal vor großen Klausuren machte.
Schwungvoll lief ich um die Ecke und knallte geradewegs direkt gegen eine harte Brust. Überrascht taumelte ich ein paar Schritte zurück, drohte mein Gleichgewicht zu verlieren, als warme große Hände mich an den Hüften packten. Sofort zuckte ich wegen diesem Schlag der Elektrizität zusammen, welcher durch meinen gesamten Körper schoss. Ein rauchiges Parfüm umschloss mich und sofort wurde mir bewusst, gegen wen ich mal wieder gerannt war.
Blaue Augen sahen mich an. Ich musste meinen Kopf in den Nacken legen, um auch nur ein Hauch der Schönheit mit meinen Augen einzufangen.
Genau dann merkte ich, dass ich meine Brille während dem Aufprall verloren hatte. Sie lag wahrscheinlich direkt vor meinen Füßen, aber mein Körper konnte sich keinen Millimeter bewegen, während ich Silver anstarrte. Dieser jedoch merkte direkt, dass etwas anders an mir aussah, als er seinen Blick abwandte und Ausschau nach meiner Brille hielt, die er auch sofort entdeckte und sie mit einer fließenden Bewegung aufhob. Wie konnte jemand mit jeglicher Bewegung so unglaublich geschickt aussehen?
Dieser Typ war doch von einem anderen Planeten hier her gekommen um die Frauenwelt zu erobern.
Meine Beine fingen an zu zittern, als Silver meine Brille auf Schädigungen betrachtete und leicht gegen das Glas pustete, als er wohl einen Fussel entdeckt hatte.
Er setzt die Brille sanft auf meine Nase und strich dabei meine Haare hinter meine Ohren, damit sie richtig saß.
Als er seine Finger durch meine Haare gleiten ließ, fühlte sich mein Mund trocken an und ein anderer Teil meines Körpers war regelrecht in Flammen.
Hilfe.
Keiner von uns hatte bis jetzt ein Wort gesagt, ich glaubte sogar, dass keiner von uns es überhaupt vorhatte.
In welche Situation war ich denn nun wieder geraten?
Abgesehen von meinem Körper, der nach seiner Berührung schrie, wollten meine Beine ganz schnell das Weite suchen. So viel Kontakt mit Silver - das konnte nicht gut sein.
Wie versteinert stand ich da, auch noch, als Silver sich plötzlich einen Schritt von mir entfernte, meine Hand in seine nahm und mir einen schwarzen Edding in die Hand drückte.
Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte ich ihm hinterher, noch immer den Edding haltend, als Silver um die Ecke bog, dafür aber Mr. Stone plötzlich hinter mir auftauchte.
„Alva Coleman! Was haben Sie sich denn bitte hierbei gedacht?", rief der Mann hinter mir aus und sofort riss er mich aus meiner Starre. Ich wandte mich zu ihm, fragend, was er denn meinte.
„Mr. Stone?"
„Ich kann es nicht fassen. Sie stehen kurz vor den Ferien, wollen Sie etwa bis dahin ihre Freizeit mit Nachsitzen verbringen?", fragte er mich fassungslos, während ich ihn verwirrt anstarrte. Nachsitzen? Für was?
„Was-?" Weiter kam ich nicht, da zeigte Mr. Stone auf den Spind neben mir.
„Ich erwarte Sie morgen nach dem Unterricht genau hier. Das werden Sie gefälligst wieder Saubermachen."
Mein Blick fiel auf den Spind und eine unerwartete Wut stieg in mir auf. Was, zum verdammten Teufel, sollte das?
Das wirst du mir büßen, Silver, dachte ich mir, als ich den schwarzen Edding in meiner Hand ansah, den ich nun fest umschloss und dann auf das Geschriebene am Spind.
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SILVER
Teen Fiction"it's hard to resist a bad boy who's a good man. Jeder in der Stadt wusste wer er war. Jeder fürchtete sich vor ihm. Wenn man seinen Namen hörte zuckte jeder zusammen, denn sie wussten wie er war. Sie kannten ihn. Silver King. Jedoch, kannten sie ih...