Charles entschied sich dazu, Erik noch etwas schlafen zu lassen. Allerdings hatte er noch keinen richtigen Plan, wie er leise das Sofa verlassen sollte. Außerdem stand sein Rollstuhl nicht da, wo er ihn zurückgelassen hatte.
Doch er hatte Glück es dauerte nicht mehr ewig, bis Erik zu gähnen begann und sich die Augen rieb.
"Guten Morgen...", sagte Erik.
"Guten Morgen.", sagte Charles.
"Brauchst du Hilfe?"
"Heute vielleicht schon... Du hast wahrscheinlich heute Nacht den Rollstuhl verschoben."
"Hab' ich das...", Erik brachte den Rollstuhl herüber. Er sah an sich herunter und fragte sich wahrscheinlich, warum er sich so angezogen hatte. Doch er war deutlich ruhiger in seiner Sprache und den Bewegungen im Vergleich zu gestern.
"Danke.", bedankte sich Charles.
"Selbstverständlich..."
Was für ein seltsames Gespräch, dachte Charles, der wieder aufrecht saß. Er folgte dem in den Flur laufenden Erik. Er sah etwas perplex aus.
"Wie geht es dir?", fragte Charles vorsichtig, während Erik seinen Mantel, den Hut und die Schuhe wegbrachte.
"Keine Ahnung.", antwortete er. Dann fuhr er sich durch sein Gesicht: "Ich habe irgendwie das Gefühl, dass ich diese Nacht irgendwas Seltsames gemacht habe. Du siehst einerseits besorgt aus und anderseits... Sieht es im Wohnzimmer aus wie... Sau."
"Kann man so sagen."
"Kann man so sagen, sagt er...", Erik nickte.
Er konnte doch nicht etwa alles vergessen haben? Alles, was er gesagt hatte. Alles, was er gemacht hatte. Das durfte doch nicht sein?
Doch das hatte er. Charles konnte die gestrige Nacht weder in seinem Kurzzeit- noch in seinem Langzeitgedächtnis finden. Vielleicht war sie irgendwo anders, wo Erik sie gerade nicht abrufen und Charles sie nicht finden konnte.
"Tut mir leid, wenn ich dir Angst gemacht haben sollte.", begann Erik.
"Schon gut. Du erinnerst dich an gar nichts?"
"Nicht so ganz. Wir waren im Fahrstuhl. Dann bin ich müde geworden. Dann habe ich geschlafen. Ich bin eigentlich auch immer noch müde. Was habe ich gemacht?"
"Nichts... Besonderes.", Charles wusste nicht, ob er davon erzählen sollte. Die beiden hatten sich mittlerweile in die Küche gesetzt.
"Das glaube ich dir nicht. Sag' bitte die Wahrheit. Warum habe ich so ein Chaos angerichtet und meine Koffer gepackt? Haben wir uns etwa gestritten? Das tut mir leid.", Erik ließ seine Schultern kurz kreisen, als wäre ihm ein Schauer über den Rücken gelaufen. Vielleicht hatte er sich aber nur versteift. Schließlich hatte er auf dem Sessel geschlafen.
Es war Charles schleierhaft, wie er auf diese Idee gekommen sei. Das hatte am Abend zuvor anders geklungen: "Nein, auf keinen Fall! Du ähm..."
"Ich ähm?", Erik wurde neugieriger.
"Es gab da so eine Art Missverständnis.", begann Charles.
"Eine Art Missverständnis, sagt er..."
"Ich sage mal so, die Enkelin der Vermieterin hat uns im Fahrstuhl gefragt, ob wir zusammen sind..."
"Stimmt das weiß ich noch, danach wird es dünn."
"Ja genau, und dann kam zur Sprache, dass die Vermieterin wusste, dass du schon einmal verheiratet warst. Und sie eine ziemlich neugierige Person ist, die viel über ihre Mieter herausfindet oder erfragt. Was ich so interpretiert habe, dass sie nur eine neugierige vielleicht etwas schwätzerische, aber harmlose ältere Dame ist. Bei dir... Hat sich irgendwie ein Schalter umgelegt."
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You are not alone: Even in your dreams
Fanfiction☀️ Es ist Sommer 1994 auf dem veränderten Zeitstrahl. Charles Xavier und Erik Lehnsherr haben sich ihre Liebe zueinandergestanden und leben in einer gemütlichen Wohnung in Paris. Doch Erik ist in letzter Zeit von Albträumen geplagt, die auch Charles...