Eigentlich war Charles lange nicht mehr durch die Kneipenviertel von Oxford gezogen. Das Kopfsteinpflaster war nicht gerade leicht zu überwinden für jemanden, der im Rollstuhl saß. Zumindest war er nicht allein und das Pflaster lag nicht überall.
Erik hatte die Griffe seines Rollstuhls in den Händen. Er beugte sich leicht vor und fragte: "Sind wir nicht ein bisschen zu alt für so was?"
"Du wolltest doch etwas trinken gehen.", entgegnete Charles.
"Aber sieh dich mal um... Der Altersdurchschnitt hier liegt vielleicht bei 25.", Erik nickte zu den Gruppen von Studentinnen und Studenten, die aus den Bars hinein- und hinausströmten. Sie waren alle ziemlich laut. Charles hatte diesen Teil von Oxford ziemlich vermisst.
"Ich sag mal so... Wir machen mal eine Ausnahme, weil du viel nachzuholen hast. Hast du überhaupt schonmal ein Trinkspiel gespielt?", Charles drehte sich etwas zu ihm um.
Er schüttelte mit dem Kopf und sah etwas verunsichert aus.
"Dann, mein Freund, sind wir nicht zu alt. Los. Wir gehen zuerst zum Green Horse. Falls es die Bar noch gibt.", befahl Charles und zeigte in die Richtung, in die Erik sie bringen sollte.
Das Kopfsteinpflaster machte die Tour abenteuerlich. An einer Ecke mussten sie anhalten, um kurz zu lachen. Selbst Erik. Denn ein angetrunkener Student kommentierte die beiden mit: "Alta hä! Ich will auch! Der schwebt!" Seine Freundin verdrehte die Augen und erklärte, er hätte für den Tag wohl genug getrunken.
Am lustigsten waren nämlich die verwirrten Gesichter um sie herum, warum der Rollstuhl kaum mehr als ein Zentimeter über dem Pflaster schwebte und Erik gelassen nebenher ging. Er hatte nicht danach gefragt, ob er seine Kräfte nutzen durfte. Aber er blieb wirklich vorsichtig und achtsam.
Als sie vor der Bar angekommen waren, ließ Erik den Stuhl wieder hinab.
"Danke dir. Das war angenehmer.", bedankte sich Charles.
"Ich habe zu danken, dass du mich unter Leute bringst.", antwortete Erik. Er räusperte sich und ergänzte: "Hab' ich gebraucht. Komm', wir gehen rein."
Das Green Horse existierte tatsächlich noch. In der kleinen urigen Kneipe fanden sie zugleich einen Platz. Hier hatte er auch Moira das erste Mal getroffen. Erik sah sich neugierig um.
Plötzlich platzierte jemand eher kneifend als vorsichtig zwei ihm bekannte starke Hände auf Charles Schultern: "Professor Charles Xavier. Unglaublich, dass du dich hier blicken lässt. Und auch noch in Begleitung." Charles wand sich aus dem strammen Griff und erkannte die Stimme sofort. Es war Jonathan McCarthy.
"Es ist nicht das, was du denkst, also...", antwortete Charles hastig. Er fand die Kerze, die Jonathan anschleppte und anzündete, extrem peinlich. Was tat ausgerechnet er hier? Er hätte im Boden versinken können.
"Oh. Ah. Verstehe schon. Ich bin Jonathan McCarthy.", begrüßte er Erik mit einem kräftigen Händeschütteln.
"Erik.", entgegnete dieser perplex.
"Schön dich kennenzulernen. Ich habe mit Charles zusammen studiert. Also nicht hier... Am Cambridge College in den USA. Er hat dann irgendwann an die Oxford hier nach England gewechselt. Von einer Eliteuni zur nächsten sozusagen. Was hast du studiert?", fragte Jonathan, griff nach einem eigenen Stuhl und setzte sich ans Kopfende.
"Ich habe nicht studiert.", erwiderte Erik.
"Oh, wirklich nicht? Und was machst du dann beruflich?", fragte Jonathan ehrlich neugierig.
Charles räusperte sich: "Wa... Warum genau, kellnerst du jetzt hier?", fragte er und kratze sich verlegen am Hals.
"Ach, ich kellnere hier nicht.", erklärte Jonathan lachend. Charles fragte sich daraufhin, woher er dann die Kerze geholt hatte. Vermutlich von einem anderen Tisch. Doch die wichtigere Frage war eher, warum er die Kerze geholt hatte.
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You are not alone: Even in your dreams
Fanfic☀️ Es ist Sommer 1994 auf dem veränderten Zeitstrahl. Charles Xavier und Erik Lehnsherr haben sich ihre Liebe zueinandergestanden und leben in einer gemütlichen Wohnung in Paris. Doch Erik ist in letzter Zeit von Albträumen geplagt, die auch Charles...