Kapitel 8

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Ich war gerade dabei, mit Kenans Jacke um meine Schultern, den Picknickkorb zusammenzupacken, als Kenan, wie in einem Traum, durch die Tulpenwiese lief und alle möglichen Tulpen pflückte. Verwundert beobachtete ich ihn, aber ich nahm schon an, dass er die Tulpen für mich pflückte.

Aus meiner kleinen Handtasche nahm ich meine Digitalkamera heraus, um aus der Ferne ein Bild von Kenan zwischen den Tulpen zu machen. Hinter ihm hingen die Äste der Weidenbäume herab und der Himmel schimmerte in vielen verschiedenen Farben.

Mit einem riesigen Tulpenstrauß kam er zu mir und stand vor mir wie ein kleiner Junge, der seiner Mama etwas schenken will. „Die sind zwar nicht ansatzweise so schön wie du, aber etwas Schöneres als dich finde ich hier nicht."

„Danke, Kenanim." Mit Schmetterlingen im Bauch umfasste ich seine Hände mit meinen und gab ihm einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. Ich nahm die Tulpen in die Hand, während er den fertiggepackten Picknickkorb anpackte.

Wir stiegen wieder auf das Motorboot und er fuhr uns zurück zum Bootsverleih. Dort ging er noch kurz zum Hütteneingang und rief nach einer Person, die kurz darauf aus der Hütte trat. Ein kleiner Mann, um die 65 Jahre, begrüßte uns freundlich.

„Herzlichen Glückwunsch, Kenan. Ihr seid ein tolles Paar."
„Danke, Dirk." Er zog mich an meiner Hüfte zu sich und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. „Sie ist toll, nicht?"

„Genau, wie du schon erzählt hast." Perplex lächelte ich Kenan an, der mir nur einen kurzen Blick schenkte, bevor er sich von Dirk verabschiedete.

„Alles Gute euch beiden!" Ich bedankte mich auch bei Dirk und nachdem wir uns verabschiedet hatten, machten wir uns auf zum Auto.

„Du hast also einem Fremden schon von mir erzählt?"
„Du bist mein einziges Gesprächsthema, seitdem ich dich kenne."

Ich drückte ihm einen langen, liebevollen Kuss auf den Mund und wir mussten beide dabei lächeln. Kurz danach öffnete er mir die Beifahrertür und setzte sich dann auf den Fahrersitz.

Dort nahm er dann meine Hand in seine und wir fuhren los. „Yebba's Heartbreak" von Drake lief, während die Tulpen auf meinem Schoß lagen, die er für mich gesammelt hatte.

Ich konnte nicht anders, als noch einmal ihren Duft zu riechen. Als Kenan das sah, hob er unsere verschränkten Hände zwischen uns und schmiegte seine weichen Lippen liebevoll an meinen Handrücken.

Die ganze Fahrt über verteilte er kleine Küsse auf meinen Handrücken, und ich konnte ihn nur dabei beobachten. Schließlich sind wir am Hotel angekommen. Als wir aus dem Auto stiegen, war es schon komplett dunkel und man konnte die Sterne sehen.

Wir liefen Hand in Hand durch die Lobby, aber Arda und Semih liefen uns über den Weg, weshalb wir schnell voneinander losließen.

„Kenan lan, bütün gün nereleri gezdin?"{Alter Kenan, wo treibst du dich den ganzen Tag rum?}, fragte ihn Arda.

„Hesap soran sen misin?" {Du fragst ausgerechnet mich nach einer Erklärung?}, verstört guckte ich Kenan an, weil er extrem passiv-aggressiv war.

Auch Semih war verstört und suchte in meinen Augen nach Hilfe. Ich guckte ihn ebenfalls verwirrt an, aber die Spannung zwischen Kenan und Arda war nahezu erstickend.

„Montella saatlerdir seni ariyor, tabiki hesap soruyorum." {Montella sucht dich seit Stunden, natürlich frag ich dann wo du gesteckt hast.}

„Bugün herkesin boş günü'ydü. Montella beni arasaydı, acil olmalıydı. Acil olsaydı, telefonumu arardı." {Jeder hatte heute frei. Hätte Montella mich gesucht, wäre es dringend gewesen. Wäre es dringend gewesen, hätte er mich angerufen.}

Bild von Dir - [Kenan Yildiz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt