Bild von Dir - [Kenan Yildiz]

Kapitel 10

Lidya's POV

Mit einem schlechten Bauchgefühl stand ich am Morgen auf, um mich für das Training anzuziehen, bei dem ich die Mannschaft wieder fotografieren sollte. Ich zog ein Top mit einer Strickjacke darüber an und kombinierte es mit einer schwarzen Sportleggings. Viel Mühe gab ich mir nicht, da es keinen besonderen Anlass gab.

Am Trainingsplatz angekommen, sah ich Kenan, der wegen eines kurzfristigen Meetings das Training unterbrechen musste. Aus der Ferne lächelten wir uns an, aber mehr dachte ich mir nicht dabei. Wir hatten noch keinem von uns erzählt, was bedeutete, dass wir nicht viel miteinander zu tun hatten, wenn andere dabei waren. Es war ein beidseitiger Wunsch, der keinem schaden sollte.

Das schlechte Bauchgefühl verging jedoch nicht. Am Platz dachte ich an meine Entdeckungen vom Vortag.

Ich lag da mit Kenan in meinem Bett, während wir uns die Rückmeldungen für den Instagram-Post, den ich am Tag davor geteilt hatte, durchlasen. Sämtliche Gossip-Seiten begannen, mich als seine offizielle, unbekannte Freundin zu betiteln. Im Nachgang sahen wir aber, dass die Gerüchte schon viel früher begannen.

Ich hatte schon zuvor DMs erhalten, als Kenan meine Instagram-Story repostete, die mich als Schlampe betitelten, aber auch als Homewrecker. Anscheinend soll ich Kenans und Karlottas Beziehung beendet haben. Es gab auch Morddrohungen, die mir aber wenig Angst machten.

Ich hätte damit rechnen können, und Kenan an meiner Seite zu haben, ließ die Probleme weitaus kleiner wirken.

Je länger Kenan vom Platz fernblieb, desto mehr Sorgen machte ich mir. Ich bekam das Gefühl, dass es etwas mit mir zu tun hatte, weil der Shitstorm gegen uns echt enorm war. All diese negativen Gedanken wurden verstärkt, als Kenan mit einem besorgten Gesicht zurück auf den Trainingsplatz trat.

Er fokussierte sich auf das Spiel, aber ohne jeglichen Erfolg. Seine mentale Abwesenheit erinnerte mich an das erste Training der Mannschaft in Barsinghausen, wo er auch negativ auffiel. Ihn plagte etwas, und ich fühlte mich als seine Freundin dazu verpflichtet, dem auf die Spur zu kommen.

Arda lief am Ende des Trainings zu ihm, was ich von den Seitenlinien aus beobachten konnte. Sie liefen beieinander, als Kenan aufgeregt stehen blieb. Kein Augenblick später schubste Kenan Arda zu Boden und begann wild auf ihn einzuschlagen.

Die anderen auf dem Feld waren zum Glück schneller als ich und trennten die beiden umgehend.

Im Schockzustand lief ich zu Kenan hin, weil ich mir enorme Sorgen machte. Ich spürte, wie das schlechte Gefühl im Bauch stärker wurde und ich nur einen Augenblick davon entfernt war, eine Angstattacke zu haben.

Mit einer besorgten Stimme sprach ich zu Kenan: „Kenan, was ist mit dir?"
Während Ferdi und Baris seine Arme festhielten, nahm er einen Schritt auf mich zu. „Lidya, er hat mich dazu provoziert, ich schwöre es dir!"

Als Montella nach ihm rief, war er schon weg und ich stand baff auf dem Trainingsplatz.

Es gab nur einen wunden Punkt zwischen Arda und Kenan, und der war leider ich. Wenn ich Kenans Worten Glauben schenkte, hieß das, dass Arda wahrscheinlich wieder schlecht über mich geredet haben muss oder Kenan meinetwegen beleidigt hat.

Beide Möglichkeiten gefielen mir ganz und gar nicht.

Mir wurde übel.

Mit übermenschlicher Schnelligkeit bewegte ich mich hinter ein Gebüsch und übergab mich pausenlos. Ich hatte nicht einmal gefrühstückt und wusste deshalb nicht, woher dieses ganze Erbrochene kam.

Zum Glück war niemand mehr auf dem Platz, um das zu sehen.

Als ich endlich fertig war, begab ich mich zum Ausgang, wo alle an mir vorbeiliefen, um zum Hotel zu gelangen. Ich fragte Semih am Ausgang, wo Kenan sei, und er antwortete mit: „Arda'ile Montella'nın yanında." {Er ist mit Arda bei Montella.}