Heute Nacht wollte ich Kenan so richtig verwöhnen, aber seine Aktion hat jede mögliche Rationalität aus meinem Kopf verdrängt. Ich war mir sicher, dass ich es ihm heimzahlen würde.
Die verschiedenfarbigen Lichter schimmerten durch den Raum, während ich mit pulsierendem Unterleib aufstand, um meine Verlegenheit zu überspielen.
Ich konnte es einfach nicht fassen.
Kenan hatte mich in einem Raum voller Menschen gefingert, nur um mich dann links liegen zu lassen.
Ich konnte einfach nicht aufhören, an seine schimmernden Lippen zu denken, wie sie so schön glitzerten, weil er die Körperflüssigkeit, die er säuberlich aufgesogen hatte, zur Schau stellte.
Während ich ging, zogen sich meine Oberschenkel erneut zusammen, und ich griff nach der nächstgelegenen Schulter, um mich abzustützen.
„Lidya, iyi misin?" {Lidya, geht es dir gut?} fragte mich Ahmetcan, an dessen Schulter ich mich festhielt.
„Sağol Ahmetcan, iyiyim. Pardon." {Danke Ahmetcan, alles gut. Sorry.} Beschämt zog ich meine Hand von seiner Schulter, und er wandte sich wieder seiner kleinen Tanzrunde zu. Da auch Semih und Arda dabei waren, entschied ich mich, mich zu ihnen zu gesellen. Ihre Energie war ansteckend, und mein erster Instinkt war, von der lachenden Runde ein Foto zu schießen.
In dem Moment, als ich die Kamera wieder um meinen Hals hängen ließ, wurde ich an der Hüfte an einen männlichen Körper gezogen. Mein Hintern strich an den Schritt der Person, und mir fiel niemand außer Kenan ein, der sich sowas trauen würde.
Ich war jedoch positiv überrascht, als ich sah, dass es Semih war, der mich zu sich gezogen hatte. Da ich wusste, dass Kenan irgendwo in der Nähe war, begann ich mit Semih an meinem Rücken zu tanzen.
Die lateinamerikanische Musik, die dabei lief, intensivierte den Moment nur, und für einen Augenblick verlor ich mich in seinen Armen, die er um meinen Bauch geschlungen hatte. Für mich war es nicht romantisch, sondern freundschaftlich, aber als er mir einen Kuss auf die Wange drückte, wurde mir klar, dass ich dem ein Ende setzen musste.
So sehr ich ihn als Mensch mochte, so sehr respektierte ich auch seine Würde.
Um ihn nicht vor seinen Freunden zu blamieren, lächelte ich, da die Geste sehr lieb war, aber ich musste ihm klar machen, dass ich an so etwas nicht interessiert bin. Also entschuldigte ich mich bei ihm, bevor ich seine Arme von meinem Bauch löste.
Obwohl ich keine Ahnung hatte, wohin mit mir, lief ich durch die tanzende Menge. Die Schuldgefühle begannen sich in meinem Kopf zu manifestieren.
Ich wollte nicht, dass es mit Semih so weit kommt. Ich spürte nicht annähernd so viel Elektrizität mit ihm wie mit Kenan. Eigentlich gar keine.
Was dachte ich mir nur dabei? Klar, ich war frustriert wegen Kenan, aber das gab mir nicht das Recht, Semih falsche Signale zu senden. Kenan ist immer noch mein Freund, und mit ihm habe ich Momente erlebt, die ich mit niemand anderem erleben möchte.
Warum musste ich das tun? Habe ich es unbewusst getan, weil mein Kopf wieder versucht, ihn von mir wegzudrücken?
Ich konnte nicht verstehen, was mir dabei durch den Kopf ging. Ich musste den Drang unterdrücken, mich zu übergeben.
Das verunsichert ihn doch nur, und das ist das Letzte, was ich wollte. Er sollte doch nur bereuen, mich am Rand stehen gelassen zu haben.
„Ich hoffe, es hat dir gefallen, deinen Arsch an Semihs Schritt zu reiben," Desorientiert drehte ich mich in die Richtung, aus der Kenans Stimme kam, und traf auf seine dunklen Augen.
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Bild von Dir - [Kenan Yildiz]
FanfictionLidya-Nur ist ein junges, ambitioniertes Mädchen mit Träumen. Die Fotografie ist wie ihre Luft zum Atmen und als sie schon mit 19 Jahren ihren Traumjob bekam, wurde ihr Leben von einem jungen Fußballer auf den Kopf gestellt. Entscheidet sie sich für...