Bild von Dir - [Kenan Yildiz]

Kapitel 21

Wie ein Welpe trottete ich Kenan hinterher, der mich an meiner Hand wieder durch die Eingangstür zurück ins Hotel zog. Als wir Stimmen von der unteren Etage hörten, ließen wir schnell voneinander los und richteten uns, um so ordentlich wie möglich auszusehen.

Mein Top war komplett verrutscht, genauso wie mein Rock, also ordnete ich beides schnell. Ich strich mir noch einmal durch die Haare, um sie so gut es ging zu zähmen. Meine Wimperntusche war mir wegen der Tränen, die beim Blowjob geflossen waren, an den Wangen heruntergelaufen, also wischte ich kurz unter meinen Augen. Mein Lipgloss hatte sich auch über mein ganzes Gesicht verteilt, also musste ich das ebenfalls korrigieren.

Währenddessen richtete sich auch Kenan, vergaß aber, dass seine Lippen immer noch von meinem Lipgloss glitzerten.

Hektisch wischte ich mit meiner Hand über seine Lippen, um sie so gut wie möglich zu säubern. Dabei begann er zu lachen, was mich ansteckte.

Als dann die Oberseiten von mehreren Köpfen bei der Treppe zu erkennen waren, ließ ich schnell von ihm ab.

Lachend stiegen die drei Unbekannten die Treppe hinauf, bis sie schließlich nicht mehr unbekannt waren.

Vor uns standen nun Arda, Barış und Ferdi, die uns mit hochgezogenen Augenbrauen und geweiteten Pupillen musterten.

„Selam kardeşler," {Moin, Freunde.} scherzte Arda, woraufhin wir ihn zurück begrüßten.

„Nereye gidiyorsunuz, sorabilirsem?" {Wohin des Weges, wenn ich fragen darf?} fragte ich mit gespieltem Interesse, um die unangenehme Stimmung zu brechen.

Warum machten sie es so unangenehm?

„Temiz hava almaya çıktık," {Wir wollten bisschen frische Luft schnappen,} antwortete Barış und zeigte in den Hintergarten. Mir rutschte das Herz in die Hose. Eine Minute früher und sie hätten gesehen, wie Kenans Hand in meine Unterhose glitt. Fünf Minuten früher und sie hätten gesehen, wie ich Kenan einen Blowjob gab. Dreißig Minuten früher und sie hätten gesehen, wie Semih und Kenan beide an meinem Hals saugten.

Eine höhere Macht hat uns vor unserem Untergang bewahrt.

Eigentlich sollte niemand von uns beiden erfahren. Es war fahrlässig, was wir getan haben.

„Siz de ‚temiz hava' almış gibi gözüküyorsunuz," {Es scheint, als ob ihr auch gerade ‚frische Luft' schnappen wart.} witzelte Ferdi weiter, was die anderen sehr amüsierte, aber Kenan und ich hatten Schwierigkeiten zu verstehen, was so lustig daran war.

„Lidya, sen en iyisi gelen günlerde boğazını kapat," {Lidya, bedecke am besten die nächsten Tage deinen Hals,} sagte Arda und deutete dabei auf meinen Hals, den ich beschämt mit meinen Händen bedeckte.

Ich hoffte inständig, dass dort keine Knutschflecken waren, aber es gab sonst keinen Grund, warum er sowas sagen sollte.

„Kenan, sen de en iyisi bir dahakine fermuarını kontrol et," {Kenan, du solltest anfangen deinen Reißverschluss zu kontrollieren.} fügte Arda hinzu und zeigte auf Kenans Schritt, wo der Reißverschluss weit offen stand.

Beschämt drehte sich Kenan mit dem Rücken zu den Jungs, bevor er sich hektisch den klemmenden Reißverschluss hochzog.

„Hayırlı geceler, uyursaniz eğer," {Gute Nacht, falls ihr vorhabt zu schlafen.} lachte Ferdi, bevor er die beiden anderen an den Schultern zum Hintergarten hinausführte.

Als sie außer Hörweite waren, ging ich zum Fahrstuhl, um ihn zu rufen. Meine Augen starrten Löcher in den Boden, weil ich mich nicht traute, in mein Spiegelbild auf irgendeiner Oberfläche zu schauen. Außerdem schämte ich mich zu sehr vor Kenan, der sich wahrscheinlich ebenso schämte.