Da wir gestern früh einschliefen, fiel es mir nicht schwer, früh aufzustehen.
Kenan ging es jedoch schlechter als mir. Der Traum hielt ihn nach eigenen Angaben die ganze Nacht wach, weshalb er nicht fit genug war, uns weiter nach Bodrum zu fahren.
So kamen meine Fahrkünste ins Spiel, aber Kenan kam gestern gar nicht dazu, meine Fahrkünste zu beurteilen. Umso anstrengender war es, dass er sich jede Sekunde darüber ausließ, wie schlecht ich doch fahren würde.
Ich konnte nicht anders, als ihn auszulachen. Er machte mich auf die kleinsten Sachen aufmerksam, die ich sogar schon wusste, bevor ich mit dem Führerschein angefangen hatte.
Irgendwann hatte ich es satt und nörgelte ihn an. Ich warf ihm an den Kopf, dass er bitte übernehmen solle, wenn er sich wegen der kleinsten Sachen aufregt. Danach war er still. Wir wussten beide, dass er nicht fit genug dafür war und mich nur provozieren wollte.
Nach einiger Zeit schlief er schließlich ein, und ich genoss die Stille mehr, als ich sollte. Es lief Kenans Playlist, die er für mich gemacht hatte, und die Schmetterlinge in mir konnten nicht anders, als aufzuwachen, als „Trillions" von Alicia Keys lief.
Ich schaute rüber zu Kenan, der friedlich schlief, aber ab und zu seine Nase hochzog, da die Sonne direkt in sein Gesicht schien. Seine Lippen waren einen Spalt geöffnet, um atmen zu können, während seine Wimpern sanft auf seinen unteren Lidern ruhten.
Ich kramte bei einer Ampel leise meine Kamera aus meiner Handtasche und versuchte ein spontanes Foto zu schießen, erschrak aber, als Kenan plötzlich zu sprechen begann.
„Augen auf die Straße."
„Ich hasse dich. Wieso kriegst du immer alles mit?"
Es war die Eigenschaft, die ich eigentlich am meisten an Kenan liebe, aber es frustrierte mich, dass er immer Sachen erkannte, die sonst niemand sehen würde.
„Lügnerin, das magst du doch am meisten an mir", grinste er, immer noch mit geschlossenen Augen.
Also schoss ich noch ein Foto, während ich gleichzeitig versuchte, die Spur zu halten.
Er muss meinen Kampf gespürt haben, denn seine grünen Kulleraugen starrten mich plötzlich an. Keine Sekunde später wurde mir die Kamera aus der Hand gerissen. Ich rief ein lautes „Ey!", konnte aber nicht lange sauer sein.
Denn sein wunderschönes Lächeln erwischte mich an meiner schwächsten Stelle.
„Sorry, ich wollte dich doch nur fotografieren. Du siehst niedlich aus, wenn du schläfst."
Seine Lippen verließen ein tiefes Lachen, bevor er sich aufrichtete, um mich zu fotografieren. Ein Kichern konnte ich leider nicht unterdrücken, was bedeutete, dass er diese Diskussion erneut gewann.
Er schoss ein schnelles Foto von mir am Steuer, bevor er die Kamera versteckte.
„Damit du dich darauf konzentrierst, keinen Unfall zu bauen."
„Jetzt geh wieder pennen", lachte ich, während ich sein Gesicht von mir drückte. Er lächelte und schlief kurz darauf wieder ein.
Nach einer weiteren Stunde kamen wir schließlich im All-Inclusive-Hotel an, das direkt am Strand lag. Kenan und ich waren mit allen anderen zum Mittagessen in einer Stunde verabredet, um danach mit allen weiter zum Strand zu gehen.
Also wollten wir nicht zu lange trödeln.
Der Plan ging aber von hinten los, als wir am Zimmer ankamen.
Ich hatte mich schon gewundert, warum der Bagagist nicht mit ins Zimmer kam, um das Gepäck abzulassen, so wie sie es immer tun. Aber als Kenan schließlich die Tür öffnete, war mir klar, warum.
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Bild von Dir - [Kenan Yildiz]
Fiksi PenggemarLidya-Nur ist ein junges, ambitioniertes Mädchen mit Träumen. Die Fotografie ist wie ihre Luft zum Atmen und als sie schon mit 19 Jahren ihren Traumjob bekam, wurde ihr Leben von einem jungen Fußballer auf den Kopf gestellt. Entscheidet sie sich für...