Kapitel 13

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Die Sonne stand tief, als sich alle bei den Bussen einfanden, um nach Hamburg zu fahren. Dort sollten wir drei Nächte übernachten, bevor wir wieder nach Barsinghausen zurückkehren.

Die Planungen für Lidyas Geburtstag liefen auf Hochtouren. Ich hatte mit Arda schon eine Einkaufsliste geschrieben, alle wurden eingeladen, und wir hatten sogar schon beim Hotel angerufen, um den Gemeinschaftsraum als Veranstaltungsort zu reservieren.

Jetzt gab es nur noch eine Sache, die mir am Herzen lag: Lidyas Mutter einladen.

Aber es gab ein Problem: Ich wusste nicht wie. Ich hatte schon ihren Arbeitgeber nach der Nummer ihrer Mutter gefragt, in der Hoffnung, dass Lidya sie als Notfallkontakt angegeben hatte, aber vergeblich. Also musste ein Ablenkungsmanöver her, bei dem ich ihr Handy nehmen und die Nummer ihrer Mutter raussuchen konnte.

Kurz bevor wir aus dem Zimmer gingen, hatte ich mit Arda dran getüftelt, und wir entschieden uns dazu, dass er sie im Bus ablenkt, während ich ihr Handy entsperre, um die Nummer zu finden.

Nervös zitterte ich mit meinem rechten Bein, darauf wartend, dass Lidya vorne ihre Kopfhörer aufsetzte, damit sie abgelenkt ist, während Arda mir ihr Handy zuspielt.

Kurz vor der Grenze zu Hamburg konnte ich an ihren geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen erkennen, dass sie eingeschlafen war. Ich blickte zu Arda, der neben mir im Gang saß, und er verstand sofort.

Er stand auf und bewegte sich leise zu dem leeren Sitz neben ihr, wo wahrscheinlich das Handy lag, da er es von dort nahm und mir schnell zuwarf. Einige im Bus waren verwirrt über die Aktion, aber als sie realisierten, dass es wahrscheinlich etwas mit ihrer Geburtstagsfeier zu tun hatte, ignorierten sie es.

Schnell tippte ich den Code ein, den sie mir eine Nacht bei ihr im Zimmer beigebracht hatte: 1302, der Geburtstag ihres Vaters.

Hastig suchte ich nach dem Kontakt ihrer Mutter und gab die Nummer schnell in mein Handy ein, um sie später anzurufen. Als ich fertig war, warf ich das Handy wieder zu Arda, der nervös im Busflur stand. Ich sah von meinem Platz aus, wie Lidya langsam ihre Augen öffnete, und Arda tat geschickt so, als ob er das Handy gerade auf dem Boden gefunden hätte.

Er erklärte es ihr so, aber sie warf ihm trotzdem einen misstrauischen Blick zu, ignorierte es aber kurz darauf, um sich wieder schlafen zu legen.

Was sie wohl so müde gemacht hat? Ich hoffe, nicht unsere Begegnung in der Nacht zuvor.

Oder vielleicht doch.

Macht es mich zu einem schlechten Menschen, wenn ich wissen will, ob sie so viel an mich denkt, wie ich an sie denke?

Arda bewegte sich wieder auf mich zu und setzte sich auf seinen alten Platz.

„Oldu mu?" {Hat es geklappt?}
„Oldu, Arda. Ellerini, ayaklarını öperim." {Hat es. Ich küss deine Hände und Füße.}

Mit ausdruckslosem Gesicht drückte er mir seinen Fuß ins Gesicht, um mich zu ärgern, aber das konnte ich auch. Mit einem ebenso unlesbaren Gesicht bewegte ich meine Lippen aus Spaß zu seinem Fuß, den er angeekelt zurückzog, woraufhin uns beiden ein Lachen folgte.

Kurz danach sah ich neben Cenk Tosun einen freien Platz, da sein Sitznachbar, wer auch immer das war, sich von ihm weggesetzt hatte. Ich ergriff die Chance, zurückdenkend an Lidyas Worte, und kletterte über Arda, um mich neben ihn zu setzen.

„Cenk abi, wie geht's?"
„Gut, Kenan, dir? Hayırdır, wieso kommst du zu mir?"

„Ich wollte dich etwas fragen, wegen der Sache neulich. Es klang da in der Kabine bei meiner – du weißt schon – so, als ob du Erfahrung hättest." Nervös begann ich, mit meinen Fingern zu spielen.

Bild von Dir - [Kenan Yildiz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt