Als Wincent in Berlin ankam, war Steffi noch nicht in ihrer gemeinsamen Wohnung. Sie war noch unterwegs. Geschafft vom ereignisreichen Tag schlief Wincent mit einem Lächeln im Gesicht ein. Am nächsten Morgen wachte er auf und die andere Bettseite war leer. War Steffi gar nicht nach Hause gekommen? Er nahm sein Handy zur Hand und sah eine Nachricht von Anna. Sie hatte ihm am Vorabend noch ein Bild von den zwei Kids geschickt, wie sie im Zug auf den Sitzen lagen und schliefen. Beim Anblick des Bildes wurde es wieder warm um sein Herz. Diese beiden Kinder lösten in ihm solch ein wohliges Gefühl aus, das er so nicht kannte. Er las: „Ereignisreicher Tag macht müde. Die Kids haben noch oft nach dir gefragt. Danke, dass du für Vivi deinen Zug verpasst hast, das ist wirklich nicht selbstverständlich 🤗" Wincent grinste über beide Ohren und merkte gar nicht, dass Steffi schon länger in der Türe stand und ihn beobachtete. Er legte das Handy auf die Brust, streckte sich und erschrak als er Steffis Stimme von näher als erwartet hörte: „Na Grinsebacke, wer hat dir den Kopf verdreht?" Verdammt, er konnte seine Gefühle wohl nicht verbergen. Wincent richtete sich auf und gab Steffi, die mittlerweile neben ihm am Bettrand saß, einen kurzen Kuss.  „Guten Morgen", strahlte er. Er wollte mit offenen Karten spielen und zeigte Steffi das Bild von den schlafenden Kids im Zug. Es sprudelte nur so aus ihm heraus und er erzählte ihr von seinem Erlebten. Als er fertig war, merkte er erst, wie ruhig Steffi war und erinnerte sich an ihren letzten Streit. Steffi schaute zu Boden und fing stammelnd an: „Wince... ich... ich kann dir das nicht geben. Ich dachte ich will das auch... eine Familie... aufs Land ziehen... ein Haus irgendwo im Nirgendwo... Ich kann das nicht. Nicht jetzt, nicht in den kommenden Jahren. Vielleicht, vielleicht irgendwann..." „Steff, wir hatten gesagt wir machen uns keinen Stress und lassen es mit Kindern auf uns zukommen. Ich dachte, das war auch deine Meinung. Wir hatten gleichzeitig beschlossen, dass wir nach der Sommertour Richtung Eutin aufs Land ziehen und dort was Schönes suchen. Ich dachte, das wolltest du auch?" „Wince... ich...", unterbrach ihn Steffi. „Ich kann das nicht. Ich möchte hier in Berlin bleiben. Ich will nicht an Kinder denken. Ich will hier mein Ding erstmal weitermachen. Ich sehe das Leuchten in deinen Augen wenn du Kinder siehst und mit ihnen spielst. Ich sehe deine Sehnsucht. Ich kann es nicht ertragen zu wissen, dass ich der Grund wäre, dies nicht zu erfüllen. Du wirst ein toller Papa sein, das ist nicht der Grund. Ich möchte einfach noch keine Mutter sein. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt mal Mama sein möchte. Du möchtest nach der Tour Zeit nehmen, um zu dir zu finden, ruhiger zu werden, eigene Meinungen zu bilden, dich selbst besser kennenzulernen, dir zuzuhören, was deine eigenen Bedürfnisse sind, weniger fremdbestimmt sein. Ich möchte dich darin unterstützen und ich denke es ist besser ich geh."

Wincent schluckte. Mit Steffi verbrachte er die letzten Monate so viel leichter. Sie tat ihm gut, er mochte sich mehr mit ihr und war glücklicher denn je. Zumindest bis vor ein paar Wochen als die Streitereien anfingen und heftiger wurden.
Steffis Worte klangen klar und reflektiert. Sie trafen ihn irgendwie, aber nicht so wie es ihn vor Jahren getroffen hatte, als seine langjährige Beziehung mit Yvonne zerbrochen war. Ja, er wollte das kommende Jahr nutzen, um sich zu orientieren und bei sich selbst anzukommen. Er dachte, das würde er viel leichter an ihrer Seite machen.

„Steff, du weißt, dass es mir sehr wichtig ist das nächste Jahr in der Heimat zu verbringen. Ich will näher an meinen Großeltern sein, für sie da sein, Mama und Shayenne öfter sehen und einfach der Großstadt entfliehen. Berlin ist geil zum Arbeiten, aber ich brauch endlich die Ruhe auf dem Dorf. Du klangst so begeistert noch vor Wochen. Mich überraschen deine Worte. Bist du dir sicher?" Steffi nickte und schaute ihn entschuldigend an. „Du kannst hier in der Wohnung bleiben. Ich muss gleich nach Hamburg fahren. Danach hab ich paar Tage frei und wollte zu meiner Familie. Lass uns dann nochmal in Ruhe reden. Okay?", fasste Wincent zusammen. Steffi nickte und hauchte: „Es tut mir leid".

Ey, was für ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt