Am folgenden Tag standen einige Meetings bei Wincent an. Doch zuerst ging er mit Phillip ins Gym. Der Tag verging wie im Flug und abends genoss er das Peter Fox Konzert auf der Waldbühne. Er liebte es auf Konzerte zu gehen, doch mehr liebte er es, selbst aufzutreten. Nach einem weiteren Tag mit vielen Besprechungen in Berlin, machte er sich auf den Weg nach München. Er musste unbedingt seine Reha wegen seinem Fuß voranbringen. Er durfte eigentlich gar nicht joggen und schon gar nicht springen. Doch das konnte er nicht. Er konnte nicht einfach still auf der Bühne stehen. Schon traurig genug, dass er seine Ideen für verschiedene Stunts auf der Bühne nicht umsetzen konnte, wie beispielsweise mit dem Trampolin über Flo am Schlagzeug zu springen. Das ging dieses Jahr tatsächlich nicht. So vernünftig war er. Es nervte einfach, dass der Fuß noch nicht so funktionierte, wie vor dem Unfall. Bevor er sich diesen Gedanken länger hingab, bestaunte er den gefärbten Abendhimmel und die Landschaft mit Windrädern, die an ihm vorbeizogen. Dann wählte er eine ihm bekannte Nummer:

„Moin Wince, alles klar?", nahm Marco sein bester Kumpel das Telefonat entgegen. „Hey Diggi, ja alles fit. Bin grad auf dem Weg von Berlin nach München. Wie geht's wie steht's? Wie geht's Simmi? Was machen die Hochzeitsvorbereitungen?" „Jo, danke alles fit hier. Wir waren mal auf dem Standesamt und haben nach freien Terminen gefragt. Die Termine dieses Jahr haben uns nicht so zugesagt. Außerdem...", Marco stockte. „Hey, was los? Alles gut bei euch?", Wincent kannte seinen besten Freund und hörte, dass ihn etwas beschäftigte. „Ja, also...", Marco druckste vor sich hin. „Simone ging's die letzten Tage nicht so gut. Sie war total schlapp und ihr war immer wieder schlecht. Das geht jetzt schon seit 3-4 Wochen so. Ich hab mir langsam echte Sorgen gemacht." „Oh, ging ihr es doch zu schnell mit dem Antrag und der Hochzeit?", hackte Wincent besorgt ein. „Was? Nein, das ist es nicht. Ich, ach ich wollte es dir Face to Face sagen." „Kein Probelm" Wincent tippte auf FaceTime und grinste Marco an. Marco lachte. Er liebte seinen Kumpel für seine Spontanität und Verrücktheit auch wenn das nicht immer leicht zu ertragen war. Er wusste, auf Wincent war Verlass wenn es drauf ankam. Doch da wurde Marco wieder Ernst. Irgendwie hatte er bedenken Wincent die Wahrheit zu sagen. Es ist eine Nachricht über die er sich vor einem Jahr mehr als gefreut hätte, doch war sich Marco über den aktuellen Zustand von Wincent nicht sicher. „Simmi ist schwanger." Wincents Augen weiteten sich: „Heeyy Glückwunsch! Wow, Diggi! Du wirst einfach Vater!" Marco freute sich und war gleichzeitig etwas skeptisch, was Wincents überschwängliche Gratulation verbarg. „Du siehst nicht so glücklich aus", stellte Wincent fest. „Doch doch, ich... Ich wollte es dir nur im richtigen Moment sagen. Es fühlt sich so doof an. Wir hatten uns immer vorgestellt, dass wir Kinder in ähnlichem Alter haben werden und Anfang des Jahres sah es noch so aus, als könnte das klappen", erklärte Marco zögerlich. „Hey stop. Natürlich haben wir uns immer vorgestellt, wie toll es wäre, wenn wir gleichzeitig Kinder bekämen und die genau wie wir aufwachsen könnten. Du kannst nichts für mein verkorkstes Liebesleben! Freu dich über das kleine Wunder. Ich freu mich und kann es kaum erwarten das kleine Menschlein kennenzulernen", äußerte Wincent sich ehrlich. „Bro, Danke. Ich bin auch ganz aufgeregt", gab nun Marco erleichtert von sich. Die beiden redeten noch etwas über die Neuigkeiten und wechselten dann auch das Thema. In München angekommen, checkte Wincent ins Hotel ein und fiel erschöpft aufs Bett. Schlafen konnte er noch nicht direkt. Seine Gedanken kreisten um das Thema Kinder. Marco würde im kommenden Jahr einfach Vater werden. Wahnsinn. Vater zu werden war für Wincent definitiv ein Ziel und irgendwie auch Sinn des Lebens. Kinder, Haus, Hund, Garten - da sah er sich. Er wollte immer schon gerne früh Papa werden. Das Glück wollte wohl nicht auf seiner Seite sein. Ohne Partnerin, die auch Kinder wollte würde es schwierig werden. Wobei, mussten es zwanghaft leibliche Kinder sein? Seine Großeltern lebten ihm es doch vor. Seine Mama war nicht das leibliche Kind seiner Großeltern. Sie zeigten, dass das keine Rolle spielte, ein Kind wie sein eigenes zu lieben und ihm Familie zu sein. Dieser Gedanke gab ihm ein friedliches Gefühl. Ohne nachzudenken, öffnete er wie von selbst den Chat mit Anna und schaute verträumt die Fotos von Noah und Vivienne an. Plötzlich kam ihm eine Idee und er schlief zufrieden ein.

Ey, was für ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt