„Ein Golden Retriever", kam es direkt von Wincent ohne lange zu überlegen. „Aaw", kam es von Anna. "Ja genau, aaw. Leicht schusselig, leicht blöd, aber nett und freundlich. Da wird man von allen geliebt, geknuddelt und einem wird nichts abgeschlagen. Mit diesem Hundeblick bekommt man alles, was man möchte." Anna lachte aus voller Kehle: „Glaubst du!?" „Ja klar!", kam es empört von Wincent. „Wurdest du schonmal von so einem süßen Goldie angeschaut? Benni hat einen. Sammy heißt er. Der ist so süß. Der braucht mich nur anzuschauen und er hat mich." Wincent hörte immer noch Anna am anderen Ende der Leitung kichern. Seine Magengegend wurde ganz flau. Angenehm flau. Anna fröhlich zu sehen oder gerade eher zu hören, machte ihn glücklich und gab ihm ein ganz besonderes Gefühl. „Und du?" „Mmh, ich glaube ich wäre gerne ein Delfin. Ich liebe Wasser. Es muss ein tolles Gefühl sein, so mühelos durchs Meer zu gleiten und aus dem Wasser zu springen." „Na, da bin ich ja froh, dass wir keine Tiere sind. Sonst wären wir uns wohl nicht begegnet", kommentierte Wincent. Anna stieg sofort die Röte ins Gesicht und ein Kribbeln machte sich in ihr breit. Gut, dass sie nur telefonierten und Wincent sie nicht sehen konnte. „Ich wäre auch gern ein Schmetterling", kam es ihr bei dem Gefühl in den Kopf. „So graziös durch die Luft flattern und in der Sonne baden, hätte auch was. Doch da würdest du nur nach mir schnappen", lachte sie. „Ey, als Goldie kann ich doch niemandem etwas zu Leide tun. Einem schönen Schmetterling erst gar nicht!", protestierte Wincent lachend. Er liebte es gerade sehr, mit Anna zu telefonieren. Diese Leichtigkeit, Annas humorvolle Art und doch auch die Tiefe der Gespräche waren ein Zusammenspiel, das er sehr genoss.
„Was sind deine Top Drei auf deiner Bucket Liste?", stellte er die nächste Frage. „Hmm, gute Frage. Ich habe keine Bucket Liste in dem Sinne. Aber die Nordlichter würde ich schon mal gerne sehen. Mit der richtigen Person vielleicht mal einen Tandem-Bungeesprung machen oder so ne lange Seilrutsche zu zweit fahren. Und als drittes, ein Tattoo stechen lassen", zählte Anna überlegend auf. „Hast du denn schon ein Tattoo?", fragte Wincent neugierig. „Hey, Spielregeln einhalten", ermahnte Anna ihn empört und fing direkt an zu lachen. Wincents Magengegend kribbelte unendlich. „Oh, aber natürlich, Frau Schiedsrichterin", entgegnete Wincent. „Dann bin ich wohl dran. Also, ich führe auch nur eine imaginäre Bucket Liste. Ich will später unbedingt mal einen Hund haben. Dann, wenn ich nicht mehr so viel unterwegs bin und dem Hund auch gerecht werden kann. Mein Lebensziel ist es Kinder zu haben und mit meinen Enkeln im Garten zu spielen. Ja, einfach glücklich alt werden mit Familie, Kinder, Enkeln, Hund und Garten." „Das hört sich schön an", kommentierte Anna vorsichtig. „Und als drittes: ich will endlich meinen Fallschirmsprungschein fertig machen." „Oha cool. Bist du schon gesprungen?" „Hey, Spielregeln einhalten", ermahnte er lachend und sprach weiter: „Ich bin schon mehrmals gesprungen. Würde gern den Tandemsprungschein machen. Dann könnte ich jeden mal mitnehmen. Hatte mit Amelie schon mal gescherzt; Einstellkriterium bei mir ist dann, als erstes mit mir aus dem Flugzeug springen." „Ohweia", lachte Anna. „Würde mich eigentlich mal interessieren, wer das machen würde", grübelte Wincent. „Also ich nicht", sagte Anna vehement. Wincent wusste nicht, was er sagen sollte. Damit hatte er nicht gerechnet. Es traf ihn irgendwie. Bevor er Worte fand, ergänzte Anna: „Ich würde sowas nie machen, als Bedingung für einen Job. Aber sonst in der Freizeit... warum nicht. Wenn es soweit ist, könnte ich mir das mit dir schon vorstellen", überlegte sie. Wincents Herz hüpfte. „Im Gegenzug machst du mit mir einen Tandem Bungeesprung! Mein Sprungpartner sollte einen Rückwärtssalto können, das kannst du doch, oder?" „Rückwärtssalto kann ich. Erfülle ich dann alle Kriterien?", lachte Wincent. „Mehr als das", murmelte Anna, räusperte sich und sprach schnell weiter: „Ich bin wieder dran oder?" Anna und Wincent stellten sich gegenseitig noch ein paar Fragen und tauschten sich über verschiedenste Themen aus.
„Anna, ich bin jetzt am Flughafen angekommen", äußerte Wincent zögerlich. „Da warst du aber schnell!", gab Anna erstaunt von sich. „Ja lief gut, war alles frei. So kann man die Strecke in gut zwei Stunden schaffen. Wir haben schon nach drei Uhr." „Was?", entging es Anna erstaunt. „Krass. Kam mir vor wie eine halbe Stunde!" „Danke, dass du meine Beifahrerin warst. Ich hoffe, du kannst jetzt beruhigt schlafen!?", sprach Wincent besorgt. „Ja, in der Tat bin ich beruhigt und es fühlt sich gut an. Danke", antwortete Anna sanft. Nach einem kurzen Moment der angenehmen Stille sagte Wincent schweren Herzens: „Ich werde mich jetzt ins Hotel einchecken und noch ein paar Stunden schlafen. Der Flug geht morgen früh." Er wollte noch gar nicht aufhören mit ihr zu reden. „Können wir morgen bitte genau hier weitermachen?", schob er hoffnungsvoll hinterher. „Gerne", hauchte Anna, deren Herz sich in dem Moment so unendlich geborgen fühlte. „Bis morgen dann. Schlaf gut." „Gute Nacht, Wincent."