Er stand vorsichtig zwischen Noah und Vivienne auf und berührte Anna vorsichtig am Arm. Es durchfuhr Anna und sie bekam sofort Gänsehaut. Sie schlug die Augen auf und sah Wincents liebevoll grinsendes Gesicht. Sie schlichen sich aus dem Schlafzimmer und setzten sich aufs Sofa. Nach kurzer Stille sagte Anna: „Die Kinder lieben dich. Besonders Vivi." Bei diesen Worten bekam Wincent Gänsehaut. „Seit Jonas Unfall bist du der erste, den Vivi so komplett an sich ran lässt. Klar Oma und Opa, Tante und Onkel sind vertraut und geduldet, aber bei dir ist sie anders. Bei dir ist sie, wie sie bei Jonas war. Sie war ein totales Papa Kind." Anna schaute kurz zu Wincent. Dieser schwieg. Anna schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit. „Es war wohl Liebe auf den ersten Blick." Überrascht schaute Anna ihn an. „Ich kann unsere erste Begegnung nicht mehr vergessen. Jeden Tag muss ich an unsere Begegnung in München denken, wie sie hilflos am Bahnhof nach dir suchte, wie schnell sie sich auf meinem Arm beruhigen ließ und sogar einschlief. Ich würde lügen, wenn ich sage das ließe mich ungerührt. Anna, deine Kinder sind mir ab dem ersten Moment ans Herz gewachsen. Ich möchte gerne so viel es mir möglich ist für sie da sein. Sofern du das möchtest und zulässt!?" Anna schaute ihn mit feuchten Augen an und presste ein „die Kinder würden sich freuen" raus. „Na komm mal her", sagte Wincent und breitete seine Arme aus. Anna setzte sich neben ihn und lehnte ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich von seinen Armen fest umschließen. Sie genoss diesen Moment. Dieses Gefühl von Geborgenheit und Wärme. Sie löste sich und schaute ihm tief in die Augen. Wincent nahm ein leises „Danke" wahr, doch war er eigentlich gar nicht wirklich im Hier und Jetzt. Konnte er seine eben ausgesprochenen Gedanken einhalten? Ja, er wollte für die Kinder so viel es geht da sein, doch würde er dies schaffen? Und war es nicht verrückt? Sie waren fremd und doch so vertraut.  „Schau mal, was für ein Spektakel", riss ihn Annas Stimme aus den Gedanken. Der bewölkte Himmel erleuchtete immer wieder. Es sah wie eine Lichtershow aus. Sie standen auf, stellten sich ans Fenster und beobachteten das Wetterleuchten. „Willst du wirklich gleich fahren?", fragte Anna, „es zieht eine Gewitterfront auf." Sie zeigte ihm das Wetterradar am Handy. „Ja, ich sollte leider noch heute in Spiez ankommen." „Pass auf dich auf." Anna spannte sich plötzlich an. „Hey alles gut, ich pass auf." Wincent ging auf Anna zu und schloss sie in seine starken Arme. „Ich pass auf und meld mich bei Pausen und wenn ich angekommen bin." Er hörte ein tiefes Ausatmen und leichtes Seufzen. „Tut mir leid, ich bin nicht gut in verabschieden, besonders wenn es mit dem Auto weggeht. Jonas...", sie unterbrach ihre Worte. „Ssch, ich pass auf, versprochen", sagte Wincent und drückte Anna noch fester an seine Brust. Er merkte, wie sein Tshirt etwas feucht wurde und schaute auf Anna runter. Er legte beide Hände an ihre Wangen und wischte ihre Tränen ab. „Hey", sagte er liebevoll und bekam sie dazu ihn anzuschauen. Sie schaute in seine braunen Augen, die sie liebevoll und fürsorglich durchdrangen. Es durchströmte sie ein wohliges Gefühl und so konnte sie nicht anders als ihn anzulächeln. „So, geht doch. So gefällst du mir viel besser."

Wincent zog seine Schuhe an. Anna beobachtete ihn und nahm all ihren Mut zusammen: „Wann werden wir uns Wiedersehen?" „Ich spiele morgen auf einem Festival in Spiez und am Tag danach in Arbon, ist das weit von hier?", überlegte er. „Wenn ich es richtig im Kopf habe, habe ich keine Interviews oder Verpflichtungen und Stagetime ist erst nach 21 Uhr. Ich hätte also etwas Zeit. Wenn ihr Lust auf einen Ausflug habt, würde ich mich über euren Besuch freuen." Wincent musste bei diesem Gedanken strahlen. Anna schmunzelte. Ihr gefiel der Gedanke Zeit mit Wincent zu verbringen, vor allem, dass die Kids mit ihm spielen konnten. Kaum den Gedanken gefasst, hörte sie sich schon sagen: „Arbon liegt auf der anderen Seite des Bodensees. Gut mit der Fähre zu erreichen. Das wird ein toller Ausflug für die Kinder werden." Etwas erschrocken über ihre Spontanität schob sie ein schnelles „natürlich nur wenn das wirklich bei dir passt" hinterher. Was ist denn los Anna? So spontan? Normalerweise musste sie erstmal alles genau durchdenken und wissen, wie alles ablaufen wird. Langsam kamen Zweifel auf. Was wird das denn? Sie konnte doch nicht einfach Wincent Weiss mit ihren Kids auf einem Festival besuchen. Wird Amelie dabei sein? Wen kannte sie denn noch?
„Na klar passt das für mich, sonst hätte ich das nicht vorgeschlagen", versicherte Wincent. „Wird Amelie da sein?" Er spürte die aufkommende Anspannung bei Anna. „Nein, leider dieses Mal nicht. Die Band wird da sein, die kennst du ja schon und Mats. Und Lisa müsstest du in Friedrichshafen auch gesehen haben. Ich freue mich schon jetzt auf Sonntagnachmittag in Arbon", grinste Wincent. Nach einer kurzen herzlichen Umarmung fuhr Wincent los. Anna musste erst noch realisieren, was an diesem Abend alles geschehen war. Sie atmete tief durch und starrte auf das Wetterleuchten draußen am Himmel. Das Klingeln ihres Handys riss sie aus ihren Gedanken.

Ey, was für ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt