Steffi machte eine Pause. Wincent kannte Steffis Geschwister und Freunde, die Kinder hatten. Bei ihm lösten sie jedoch komplett gegenteilige Gefühle aus. Er liebte es mit den Kindern zu spielen. Bei jeder Begegnung träumte er vor sich hin, wie es wohl mal sein würde Vater zu sein. Augenblicklich dachte er an Vivienne. Dieses kleine Mädchen hatte sein Herz im Bruchteil einer Sekunde erobert. Sein Körper wurde von einer wohligen Wärme erfüllt und ließ seine Mundwinkel nach oben ziehen. „Sieh dich an, Wincent. Ich weiß genau, dass du gerade an Kinder denkst." Ertappt sah er Steffi an. „Woher..", begann er doch wurde direkt von Steffi unterbrochen: „Dieses zufriedene Lächeln kenne ich bei dir nur, wenn du mit Kindern spielst oder über Kinder sprichst. Wincent..." Steffi drehte sich zu ihm und legte ihre Hand auf seinen Arm. Er schaute sie an. Ihr Gesicht war geprägt von Ernsthaftigkeit und Liebe. „... ich möchte nicht der Grund sein, dir dieses Glück, diese Zufriedenheit zu verwehren und dir dieses Lächeln auf deinen Lippen zu stehlen. Das hast du nicht verdient. Du bist mir viel zu wichtig, als dass ich dich leiden sehen könnte." Wincent wandte seinen Blick von Steffi ab auf die Meeresbrandung. Sein Kopf nahm ihre Worte wahr und stimmte ihr zu. Er wusste, dass sie Recht hatte. Wenn es wirklich ihre Pläne und Ziele für die nächsten Jahre war, dann würden sie gemeinsam nicht glücklich werden. Seine Gefühle tobten in ihm, wie die kleinen Sandkörnchen, die durch die Brandung aufgewirbelt wurden. Diese wunderschöne Frau neben ihm hatte ihm gezeigt, wie es sich anfühlte bei jemanden anzukommen. Mit ihrer reflektierte Art hatte sie seine spontanen verrückten Ideen realistisch betrachtet und ihn unterstützt. Sie ergänzten sich so gut. Wincent schluckte und fand seine Stimme wieder: „Steffi, ich liebte unsere gemeinsame Zeit. Mit dir war alles so viel leichter. Du hast mir geholfen, wieder an kleinen Dingen Freude zu haben. Ich weiß immer noch nicht wie du das gemacht hast, ich war glücklicher als je zuvor." Er machte eine kurze Pause. „Die letzten Wochen und Monate war viel los. Der Release vom vierten Album, Popup Stores, Arenatour. Ich war nur unterwegs. Ich war nicht für dich da." Steffi unterbrach ihn: „Wincent, hör auf! Red dir bitte nicht ein, dass unsere Trennung daran liegt. Es liegt nicht an deinem Job. Ich war in der Zeit doch auch viel unterwegs und hatte viele Jobs an unterschiedlichen Orten und trotzdem hatten wir es geschafft, uns regelmäßig zu sehen." Wincent überlegte. Steffi hatte recht. Trotz des straffen Zeitplans hatten sie verhältnismäßig viel Zeit miteinander verbringen können. Wincent setzte nochmal an: „Wir hatten uns davor schon häufiger gestritten. Ich dachte, es würde nach dem ganzen Stress, sobald die Tour vorbei wäre, besser werden. Hab ich dich nicht ernst genug genommen? Hab ich mir nicht genügend Zeit genommen?" „Wincent, nochmal", seufzte Steffi und legte wieder ihre Hand auf seinen Arm, „es liegt nicht an dir und deinem Job, der dir vermeintlich wenig Freizeit gibt. Unsere Streitereien haben mir ehrlicherweise geholfen zu reflektieren und zu verstehen, was ich möchte und was du möchtest. Wenn du jemandem die Schuld geben möchtest, dann gib sie mir. Du warst immer offen über deine Vorstellungen und Pläne. Ich kannte schon lange deine Träume für die Zukunft und habe nun gemerkt, dass meine ganz andere sind." Wincent schaute sie mit traurigem Blick an: „In den letzten Tagen, die ich hier verbracht habe, habe ich wieder gemerkt, dass hier mein Zuhause ist. Ich möchte weiter die Welt erkunden, dennoch will ich hier mein Zuhause aufbauen und mehr Zeit hier verbringen. Und Kinder..." Vor Wincents Augen tauchte wieder Vivi mit ihren blaugrünen Augen auf und er musste sofort lächeln. „Ohne Kinder macht das Leben keinen mir vorstellbaren Sinn." Steffi strich ihm aufmunternd über den Arm und nickte. „Steffi, du bist eine tolle Frau. Du versprühst gute Laune und Lebensenergie. Dir bei deiner Arbeit zuzuschauen macht Freude. Ich bereue die Zeit mit dir keine Sekunde. Ich danke dir für alles, was du mir beigebracht hast, zu lieben, zu vertrauen, gemeinsam zu lachen und zu weinen. Du wirst immer ein Teil von meinem Leben sein." Er nahm den Anhänger mit smaragdgrünen Stein seiner Halskette in die Hand und umschloss ihn.

Steffi und Wincent saßen noch einige Zeit am Strand und redeten wie gute Freunde. Es fühlte sich für Wincent gut an, mit ihr weiterhin reden zu können. Es war definitiv anders als damals, nachdem Yvonne Schluss gemacht hatte. Nach einer Weile verabschiedeten sie sich mit einer freundschaftlichen Umarmung. Sie würden sich in ein paar Wochen wieder sehen, wenn Wincent seine Sachen aus der Wohnung in Berlin holte. Steffi wollte dort wohnen bleiben, doch für Wincent gab es keinen Grund, weiterhin eine Wohnung in Berlin zu haben.

Ey, was für ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt