Anna hatte tatsächlich geantwortet. Hektisch öffnete er die Nachricht. Ihm wurde sofort warm ums Herz als er das Video anschaute, das er bekommen hatte. Vivienne und Noah standen in einem Planschbecken in einem schönen Garten mit Trampolin im Hintergrund. Noah goß einen Eimer Wasser über Viviennes Kopf. Beide lachten aus voller Kehle. Dieses Kinderlachen war sofort ansteckend. Wincent lachte an Ort und Stelle herzlich mit. Er las: „Hi Wincent. Sorry nochmal für deine verzögerte Abreise letztes Mal aus München. Den Kindern gehts gut. Mit Wasser sind die sommerlichen Temperaturen im Garten auch gut aushaltbar. Vivi und Noah haben sich über das Video mit den lustigen Enten gefreut. Danke."
„Dieses Kinderlachen 🤩 Made my day 🥰 Danke. Und kein Grund zur Entschuldigung. Die Verzögerung hatte ich gern in Kauf genommen. Seid ihr mal wieder in München?", schrieb Wincent ohne zu überlegen direkt zurück.
Eine Antwort von Anna ließ nicht lange auf sich warten: „Ein München Besuch ist in naher Zukunft noch nicht geplant."
Wincents Laune sank augenblicklich durch diese Antwort. Was hatte er sich erhofft? Dass der Zufall einen ausgab und die Drei aktuell in München wären und er sie auf der Stelle sehen könnte? Wincent schüttelte sich und kam in der Realität an. Er beschloss sich etwas zu Essen zu bestellen und sich von einem Film im Bett berieseln zu lassen.

Am nächsten Tag ging es nach einer Gymsession quer durch Süddeutschland nach Sankt Wendel. Bei schönem Wetter ein Open Air Konzert zu spielen war einfach unfassbar. Nach diesem Auftakt hatte Wincent so richtig Bock auf die Sommershows, die in den kommenden Wochen anstanden. Davor war erstmal sein Umzug von Berlin angesagt und ein Projekt, auf das er sich besonders freute. Neben Umzugskisten packen und sein kleines Homegym abbauen ging es nämlich auch ins Studio zu Bjorn, Joe und Philipp. Er musste noch drei Lieder für das Überraschungsalbum final einsingen, das Ende des Jahres rauskommen würde. Und wie passend, dass es der 24. war. Da kamen schon die ersten Crewmas-Vibes auf, die er direkt mit seinen Fans teilte. Er liebte es seine Fans mit seinen Hashtags wuschig zu machen und heizte die Gerüchteküche ordentlich ein, was wohl dieses Jahr für Crewmas geplant war.

Steffi befand sich in der Zeit doch nicht in Berlin, sondern hatte einen Job in London. Es kam nicht selten vor, dass Wincent allein in Berlin in ihrer gemeinsamen Wohnung arbeitete, sodass der einzige Unterschied bei seinem diesmaligen Aufenthalt darin bestand, dass er sein dortiges Hab und Gut in Kisten und Säcke verpackte. Wenn er abends im Bett lag, war er viel zu erschöpft, als dass er lange über die gemeinsame Zeit mit Steffi in der Wohnung nachdenken konnte. Wincent war total im Arbeitsmodus. Studio, ein Pausenhofkonzert zum Start der Sommerferien in Bayern und der Umzug seiner Sachen aus Berlin nach Ostholstein. In seiner Altbau-WG in einem kleinen Dorf im Hinterland von Eutin wollte er schon lange sein kleines Homegym aufbauen und freute sich, dies endlich zu verwirklichen. Er wusste, es würde nur für wenige Monate sein, bis er das wieder umziehen würde. Dann in sein Haus. Wie unwirklich das noch klang. Marco ging ihm willig zur Hand und so verbrachten sie einige Tage mit dem Umzug, in Baumärkten, beim Wände streichen, Gym aufbauen und einweihen. Seine Wohnung in Berlin war nun Geschichte und somit wurde die WG mit seiner Schwester zu seinem Zuhause Nummer eins. Wincent fühlte sich immer mehr in seiner Heimat in Ostholstein angekommen. Nach seiner Büroarbeit genoss er es mit seinem grünen Oldtimer, liebevoll Marki genannt, über das Land zu cruisen.

Am folgenden Tag fuhr er mit Marki nach Hamburg an den Flughafen. Manu, sein Klavierspieler, hatte Geburtstag und wollte im kleinen Rahmen feiern. Wincent war ausnahmsweise früh genug am Flughafen und langweilte sich. Er wusste schon, warum er nicht der Überpünktlichste war, da musste man nur unnötig warten. Er nutzte die Zeit, um einige Funktionen von Snapchat auszuprobieren und seinen Fans etwas Content zu liefern. Er spielte mit verschiedensten Filtern und brachte die Wartezeit belustigt rum. Mit einem Automagazin ausgestattet war auch der Flug nach München schnell vergangen. Manu, dank ihm Wincent zu seiner Band gekommen war, holte ihn vom Flughafen ab. Sie fuhren gemeinsam zu ihm ins Hinterland. Benni, sein Gitarrist war auch am Start nur Manni, der Bassist und Flo, der Schlagzeuger fehlten, um die Runde der Band zu vervollständigen. Sie schafften es nicht zum Geburtstag. Sie würden sich in ein paar Tagen beim nächsten Gig wieder sehen. Und so saßen Benni, Manu und Wincent in einer urigen bayerischen Kneipe südlich von München und quatschten. Wincent liebte seine Band. Die Jungs waren einfach klasse. Sie waren nunmal einen ticken älter als er und hatten bereits Frau, Haus, Kind. All das, was er sich die kommenden Jahre mit Steffi aufbauen wollte. Tja, sollte wohl nicht sein. Nun war er wieder zurück an dem Punkt der Ungewissheit, wann und ob er überhaupt dieses Glück noch erfahren würde oder ob er als ewiger Single in die Geschichte einginge. So hatte Wincent gedacht, bevor er auf Steffi getroffen war. Dann war sie ganz unvorhergesehen gekommen. Also nicht verkopfen, warum sollte es nicht wieder so klappen. Eines Tages steht die Richtige einfach vor ihm, beschwichtigte Wincent seine Gedanken und drängte sie weit weg. Er wollte eine schöne Zeit mit den Jungs haben und nicht in Selbstmitleid verfallen und Trübsal blasen. Das klappte auch und sie hatten einen gemütlichen feuchtfröhlichen Abend bei dem das ein oder andere bescheuerte TikTok Video bei rauskam. Er fand auf dem Heimweg eine Schraube auf dem Boden und grinste in sein Handy: „Leute, ich glaube ich hab ne Schraube locker" Er zog diese aus seinen Haaren und zeigte sie schelmisch grinsend in die Kamera. Fans würden sich freuen.

Ey, was für ein JahrWo Geschichten leben. Entdecke jetzt