Antonia versuchte ernst zu bleiben und antwortete: „Ja, wir haben schon was vor" und schob ein unschuldiges „tut mir leid" hinterher. „Ok, schade", klang Wincent etwas enttäuscht. Antonia konnte es nicht lassen und reizte es ein wenig aus. „Kinder ins Bett bringen und dann gemütlichen Filmeabend." „Klingt gut. Stimmt auf die Kids muss ja jemand aufpassen...", erwiderte Wincent ein bisschen in Gedanken. Was machte er hier? Warum wollte er die beiden denn überhaupt einladen? Er wollte niemanden auf sein Konzert zwingen. Seine Gedanken wurden von Antonias lautem Lachen unterbrochen und Wincent schaute sie verdutzt an. „Oh Gott, tut mir leid, konnte es mir nicht verkneifen", prustete Antonia. „Du weist es gar nicht, oder? Ich hab es endlich geschafft, dass Anna mal rauskommt, seit Jonas Unfall. Hab ihr paar Dinge vorgeschlagen und sie hat sich für das Open Air heute Abend entschieden." Wincents Laune schlug plötzlich um: „Hey cool, dann würde ich euch gern nach der Show ins Backstage einladen." „Klar gern, zumindest meinerseits und Anna werden wir auch überzeugen."
„Wovon werdet ihr mich überzeugen", kam Anna frisch und fröhlich mit noch feuchten Haaren ums Eck. Da Wincent noch in Gedanken darüber war, was es wohl mit Jonas Unfall zu tun hatte und nun Anna anstarrte, ergriff Antonia das Wort: „Wincent hat uns nach dem Konzert in den Backstagebereich eingeladen, da gehen wir hin, ohne Widerrede", bestimmte sie. Anna wurde etwas verlegen, sie merkte Wincents Blick auf sich und wollte eigentlich gar nicht, dass er wusste, dass sie auf dem Konzert sein würden. „Ok", kam nur von Anna, die nun auch Wincent anstarrte. „Na das war ja einfach", hörten sie Antonia sagen, „so gefällst du mir immer besser". Anna hielt erstaunlich lange Wincents Blick stand, doch lächelte dann verlegen und schaute zu Antonia, die ihr grinsend zuzwinkerte. Anna warf ihr nur einen scharfen Blick zu und verdrehte die Augen. „Oh fast hätte ich vergessen", Wincent schlug sich gegen die Stirn und rannte zum Auto. Amelie hatte das Buch und das Skateboard in buntes Papier eingepackt. Als Wincent mit den Geschenken wiederkam, wurden die Augen der Kinder groß. „Hatte hier jemand vor paar Tagen Geburtstag?", fragte er. „Ich", sagte Noah laut, streckte eine Hand nach oben und hüpfte von einem auf das andere Bein. „Alles Gute zum Geburtstag, Noah. Hier für dich", überreichte Wincent das große Geschenk. Vivienne beobachtete geknickt, wie ihr großer Bruder sein Geschenk aufriss. „Bow cool. Ein Skateboard", kommentierte Noah sein ausgepacktes Geschenk. Wincent kniete sich vor Vivienne und hielt ihr das kleine Geschenk hin. Sie blickte zunächst auf das Geschenk und dann in Wincents Augen. Wincent durchfuhr es wie ein Blitz. Diese leuchtenden freudestrahlenden Kinderaugen hauten ihn beinahe um. Als Vivi angesprungen kam und sich ihm um den Hals warf, fiel er tatsächlich rückwärts ins Gras und Vivi auf ihn. Vivi lachte herzhaft und Wincent stieg mit ein. Als er sich wieder aufsetzte, setzte sich Vivi sofort auf seinen Schoß: „Helfen" Vivienne deutete auf die Schleife. Vivienne wollte natürlich, dass Wincent ihr gleich vorliest. Er begann vorzulesen und imitierte Tabaluga mit seiner typischen Stimme. Sie tauchten in ihre eigene Welt ein. Wincent vergaß alles um sich herum und war in diesem Moment gefangen, bis eine Stimme ihn in die Gegenwart brachte. „Vielen Dank für die Geschenke. Das ist wirklich lieb von dir", hörte er Anna sagen. „Nicht, dass wir dich loshaben wollen, aber wann musst du denn an der Location sein?" Wincent schaute auf sein Handy und sah eine Nachricht von Amelie. „Du rettest wieder mal meinen Zeitplan", grinste er. „Hä? Das letzte mal war ich Schuld daran, dass du deinen Zug verpasst hast", lachte Anna. „Naja, den folgenden hätte ich ohne deinen Nachdruck auch verpasst", grinste Wincent. Vivienne war in der Zwischenzeit von Wincents Schoß aufgestanden und bestaunte das Skateboard, auf dem Noah im Gras stand. Wincent stand auf und zeigte Noah noch, wie er am besten auf dem Skateboard stehen sollte. Dann verabschiedete er sich schweren Herzens von den Kids. An Anna und Antonia gewandt sagte er: „Ich muss los. Ich freu mich, euch nach der Show zu sehen. Schreib mir, wenn ihr vor dem Konzert da seid, ich schick Amelie raus, die soll euch die Besucherbänder bringen. Danke, dass ich euch so überfallen durfte. Schade, dass ich nicht länger mit ihnen spielen konnte", sagte er bedauernd mit Blick zu den zwei Kids. „Kommst halt mal wieder", mischte sich Antonia ein. „Hab ja noch ein Eis offen", grinste Wincent Anna an. Anna lächelte verlegen und nickte. Wincent umarmte erst Antonia kurz und kam dann auf Anna zu. Er umarmte sie feste und flüsterte ihr ein „freu mich auf später" ins Ohr, welches trotz der sommerlichen Temperaturen eine Gänsehaut bei ihr hinterließ.