Kapitel 34

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„Wie konntest du so etwas vor mir verheimlichen?" Seine Stimme bebte vor Zorn, während er aufgebracht im Wohnzimmer auf und ab ging. Obwohl das ganze Dorf ihn verabscheute für das, was er den 'toten' Narmanen angetan hatte, war seine Wut jetzt allein auf mich gerichtet. Viele hatten verzweifelt versucht, ihre Freunde, Familienmitglieder oder Verwandten auf den Friedhof zu bringen, doch Arsas hatte seine Autorität durchgesetzt. Niemand wagte es, dem Clanwolf zu widersprechen. Nicht einmal ich traute mich, den Mund aufzumachen. So wütend hatte er noch nie auf mich geschaut, und der Ausdruck in seinen Augen ließ mich fürchten, dass er mich verabscheute.

„Bitte hasse mich nicht", flüsterte ich kaum hörbar, überrascht von meiner eigenen Schwäche. In diesem Moment konnte ich nicht die Starke sein. Nicht nach allem, was zwischen uns passiert war. Um dem Schmerz zu entgehen, starrte ich auf meine Hände, unfähig, ihn anzusehen. Eine Weile blieb es still, dann holte er tief Luft, setzte sich neben mich und zwang mich, ihm in die Augen zu sehen.

„Ich könnte dich niemals hassen, Hope", sagte er sanft und atmete erneut tief durch, bevor er weitersprach. „Aber du musst mir alles erzählen."

„Ich war draußen, auf dem Marktplatz, als plötzlich Setran hinter mir auftauchte und mich aufforderte, ihm zu folgen. Das tat ich. Wir gingen in den Wald, und dort erzählte er mir, was passiert war. Oder eher, er wusste es selbst nicht genau; er meinte nur, er sei plötzlich erwacht." Ich wählte meine Worte mit Bedacht, denn Arsas wusste nicht, dass Setran und ich in der Erde gewesen waren. Sollte er dies jemals erfahren, würde er mich wirklich hassen, unabhängig davon, was er jetzt dachte. Denn das wäre Verrat. Ich fühlte mich schrecklich, aber ich durfte ihm die Wahrheit einfach nicht sagen.

„Der Geruch an dir... Ich wusste, dass da etwas war, aber ich konnte es nicht einordnen. Es war also sein Geruch! Warum hast du es mir nicht gleich gesagt?"

„Ich konnte nicht. Weil ich selbst nicht wusste, was genau er ist."

„Nein, du wolltest ihn schützen!" Seine Worte trafen ins Schwarze.

„Natürlich wollte ich ihn schützen! Setran ist mein Freund, und ich hatte Angst, dass du ihn..." Ich schloss die Augen, überwältigt von der Situation. Wann würde dieser Albtraum endlich enden?

„Dass ich was? Dass ich ihn umbringen würde? Du hast keine Ahnung, was er ist, Hope! Er könnte eine Gefahr für uns alle sein. Du musst mir sagen, wo er ist!"

Ich hob den Kopf und schüttelte unbewusst den Kopf. Nein! Ich würde nicht zulassen, dass die Wölfe ihm etwas antäten, nur weil er anders war.

„Hope, du hast darauf bestanden, dass ich alle Narmanen einsperren lasse, die sich in das verwandeln, was Setran jetzt ist. Warum? Weil du selbst nicht wusstest, wie sie sich verhalten würden, wenn sie erwachen. Doch jetzt schützt du ihn, obwohl er eine Bedrohung sein könnte!"

„Nein! Setran ist keine Gefahr. Ich habe mit ihm gesprochen, und er war wie immer... einfach Setran. Vielleicht sind die Erwachten wie er, vielleicht nicht aggressiv. Die Vorsichtsmaßnahme diente nur unserem Schutz, deshalb habe ich dich darum gebeten."

„Woher willst du wissen, dass der Setran, mit dem du gesprochen hast, noch derselbe ist?"

„Ich weiß es einfach, Arsas. Du musst mir vertrauen."

„Nein, das kann ich nicht, Hope. Das ist nicht meine Entscheidung, das muss der Alpha treffen. Ich habe nicht die Macht, das alleine zu entscheiden. Sag mir einfach, wo er ist, und ich verspreche dir, dass ich alles tun werde, um ihn zu schützen."

„Nein, das kann ich nicht. Jetzt, da er lebt, kann ich ihn nicht verraten."

„Hope!" Diesmal klang seine Stimme wie ein Befehl.

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt