Kapitel 23

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Ich warf mich auf das Sofa und verschränkte die Arme.

„Und, beruhigt?" kam es spöttisch von ihm. Er schien so zu tun, als wäre das, was vorhin passiert war, nicht von Bedeutung – was mir gut passte. Er hatte sich gewaschen und trug frische Kleidung.

„Ich will endlich Antworten. Schluss mit den Spielen."

„Dabei wurde es doch recht interessant, findest du nicht?" Dieser Tonfall... Warum sprach er in diesem Ton, der mein Inneres in Aufruhr versetzte? Doch diesmal würde ich mich nicht ablenken lassen. „Arsas!" kam es dementsprechend aus meinem Mund, und er verstand, dass ich es diesmal ernst meinte. Ich hatte wirklich keine Nerven für weitere Spielchen. Er hob kapitulierend die Hände. 

„Was willst du wissen?"

„Alles!"

„Wir wissen nicht, wie es sein kann, dass Wölfe infiziert werden. Wir wissen nur, dass diese Wölfe einmal unsere Familie und Freunde waren. Vor etwa einem Jahr kam es vermehrt vor, dass Wölfe entführt wurden. Wir wissen nicht, wie das möglich ist, nehmen aber stark an, dass sie ihren Entführern vertrauen mussten oder dass ihre Entführer stärker waren als sie." Er unterbrach kurz, setzte sich neben mich und sah mich an. Ich blieb still sitzen und hörte ihm zu. „Ich tippe eher auf das erste. Wir sind nicht der einzige Wolfsclan. Vor etwa 15 Jahren gab es einen Aufstand in unserer Mitte. Damals hatte ein anderer Alpha die Führung, etwa 100 Jahre lang. Doch dieser war der reinste Abschaum. Er hielt nicht viel von Menschen und noch weniger von Seltanen. Er wollte alle versklaven, die nicht Wolfsblut in sich hatten. Er nahm vielen das Essen weg, und seine Bestrafungen waren gnadenlos. Ihm war es egal, ob es sich um eine Frau oder ein Kind handelte – er bestrafte jeden gleichermaßen grausam. Die Clanwölfe waren die Einzigen, die in der Lage gewesen wären, den Alpha zu stürzen. Deswegen hatten sie im Verborgenen Pläne geschmiedet. Es musste schnell gehen, alles musste in einer einzigen Nacht passieren. Ich war damals 15 Jahre alt gewesen, noch kein richtiger Clanwolf, sondern ein Clanwolf-Anwärter. Ich war damals schon geübt im Kampf, hatte aber noch kein Blut an meinen Händen gehabt. Wie auch immer, wir hatten es geschafft, den Alpha zu stürzen. Doch er hatte viele Anhänger, und wir ließen die Verräter damals am Leben, was sich als großer Fehler erwies." Er sah mich weiterhin an, und ich wusste nicht, ob ich ihm überhaupt glauben sollte. Was hatte das alles mit den infizierten Wölfen zu tun? Ich hielt meine Fragen vorerst zurück.

„Deswegen nehmen wir stark an, dass diese Verräter ihre Familienmitglieder zu sich gelockt haben, nur um sie zu verraten. Da sie in der Unterzahl waren, dachten wir, von ihnen würde keine Gefahr ausgehen. Doch sie hatten sich mit Seltanen verbündet, um diese zu ihrem eigenen Interesse zu nutzen. Sie versprachen den Seltanen vieles, und das ist der Grund, warum niemand in der Stadt das wissen darf. Wenn sich noch mehr Seltanen ihnen anschließen, haben wir ein großes Problem." Er unterbrach sich erneut und ging ans Fenster. Jetzt musste ich doch eine Frage stellen.

„Habe ich das richtig verstanden? Die eigentlichen Feinde sind die Verräterwölfe, die ihr damals habt gehen lassen? Sie entführen ihre Artgenossen, um sie in diese Monster zu verwandeln, und niemand weiß, wie das möglich ist?"

„Wir wissen nicht, ob oder wie sie diese Verwandlung durchführen, aber ja so ähnlich." 

„Wo? Wo befinden sich diese Verräter?"

„An der Grenze im Osten. Die Greenzone ist nicht der einzige Ort, an dem man leben kann, Hope. Es gibt eine Art Brücke von der früheren Welt. Sie sind auf die andere Seite geflüchtet. Seitdem bewachen wir die Brücke, um sicherzustellen, dass niemand von ihnen die Grenze überschreitet."

„Nein, das kann doch nicht wahr sein!"

„Doch, der Ort wird von einem dichten Nebel verdeckt, und du müsstest weiter Richtung Nordosten gehen, um die Brücke zu finden."

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt