Kapitel 3

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Als mich plötzlich etwas am Arm berührte, fuhr ich erschrocken hoch. Ein kurzer Schrei, offenbar von einem Mann, drang an meine Ohren, und ich spürte einen stechenden Schmerz, der mir ein lautes „Verdammte Scheiße!" entlockte. Ich versuchte, den Schmerz wegzuatmen.

„Ja, verdammte Scheiße! Du hättest mich fast aufgespießt! Für einen Moment sah ich mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen," sagte Setran und schüttelte ungläubig den Kopf. Langsam kehrte meine Erinnerung zurück, und ich wurde mir der Situation bewusst.

„Warum schleichst du dich auch so an mich heran?" Ich war wütend.

„Und warum sollte das meine Schuld sein? Ich wollte dich nur aufwecken, aber es hat nicht funktioniert. Woher hätte ich wissen sollen, dass es mein Tod hätte sein können, zu versuchen dich aufzuwecken?" Er wirkte noch immer etwas panisch angesichts der Tatsache, dass ich ihn beinahe verletzt hätte.

„Hör auf, das zu dramatisieren. Selbst wenn ich dich getroffen hätte, wäre es bestimmt nicht tödlich gewesen."

„Na, das beruhigt mich ungemein! Komm, das Essen ist fertig." Ohne eine weitere Erklärung ging er zurück zur Küche und setzte sich an den Esstisch. Die Situation fühlte sich immer noch surreal an. Ich vertraute ihm nicht, und das würde sich so schnell auch nicht ändern. Doch ich konnte erkennen, dass er keine bösen Absichten hegte. Menschen mit schlechten Absichten waren mir oft begegnet, und ich hatte eine Art Gespür dafür entwickelt, ihre Aura zu spüren. Trotzdem blieb ich vorsichtig.

„Komm schon, ich verhungere gleich," rief er ungeduldig aus der Küche. Seufzend erhob ich mich und ging langsam zum Tisch. Meine Muskeln fühlten sich schwer an, und die Wunden schmerzten. Ich hatte Mühe, mich wach zu halten.

Kaum saß ich, schob er mir einen Teller zu. Der Duft der Gemüsesuppe ließ meinen Magen knurren, was ihm ein amüsiertes Lächeln entlockte.

„Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?"

„Ich weiß es nicht." Skeptisch betrachtete ich die Suppe. Was, wenn sie vergiftet war? Was, wenn er mich betäuben wollte? Als hätte er meine Gedanken erraten, nahm er einen Löffel von meiner Suppe und probierte sie.

„Mmmh, ich bin wirklich ein geborener Koch," lobte er sich selbst und begann, von seinem eigenen Teller zu essen.

„Vielleicht solltest du im Schloss arbeiten," sagte ich belustigt und begann ebenfalls zu essen. Zu meiner Überraschung schmeckte die Suppe hervorragend, obwohl es nur eine einfache Gemüsesuppe war. Natürlich würde ich ihm das niemals zugeben. Er reichte mir auch ein Stück Brot und grinste wieder.

„Das wäre ein Traum, aber die Wölfe lassen keine Menschen in ihre Mitte. Schade für sie, dass sie auf so etwas Köstliches und Einzigartiges verzichten müssen."

„So gut ist deine Suppe auch wieder nicht," murmelte ich, doch er blieb unbeeindruckt.

„Ich rede auch nicht von der Suppe, sondern von mir," antwortete er mit einem Augenzwinkern.

Ich schüttelte genervt den Kopf, und wir aßen eine Weile schweigend. Schließlich brach ich die Stille.

„Würdest du wirklich ins Schloss gehen, wenn sie dich reinlassen würden? Bist du so scharf darauf, ihr Sklave zu sein?"

„Warum Sklave?" Er sah mich irritiert an, als würde er meine Frage nicht verstehen. Er schien, wie viele andere, zu glauben, dass die Wölfe unsere Freunde seien. Doch ich wusste es besser. Als er keine Antwort erhielt, stellte er eine Frage, die mich innehalten ließ.

„Haben die Wölfe dir etwas angetan? Ist das der Grund, warum du sie so sehr hasst?"

Hatten sie mir etwas angetan? Ja, das hatten sie!

HopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt