Kapitel 12

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„Du kämpfst für deine Spezies und das ohne Angst. Das beeindruckt mich." Er trat einen Schritt näher an mich heran, während ich nervös einen Schritt zurückwich.

„Was willst du von mir, Kayles?"

„Ich möchte, dass du dich uns anschließt. Wir könnten Menschen wie dich gut gebrauchen." Moment mal... anschließen? Ich versuchte, gelassen zu wirken.

„Ach ja? Und wer seid ihr, dass ich mich euch 'anschließen' sollte?"

„Wir sind eine Gruppe von Menschen, die es leid sind, unter dem Kommando der Wölfe zu leben. Wir haben eine geheime Organisation gegründet, in der nur Menschen arbeiten und sich gegen die Wölfe verbünden."

Für einen Moment blieb mir der Mund offen stehen, doch ich versuchte, ruhig zu bleiben. Log er, war das eine Falle der Wölfe? Ich hatte bisher nichts Derartiges bemerkt, wobei ich zugegebenermaßen auch nie lange genug in der Stadt geblieben war.

„Und was genau macht ihr? Euch verstecken und warten, bis die Wölfe an Altersschwäche sterben?" Der Sarkasmus in meiner Stimme war unüberhörbar. Es war beabsichtigt, denn wenn er die Wahrheit sagte, warum hatten sie bisher nichts unternommen?

„Wir versammeln uns und warten auf den richtigen Moment." Er sprach mit einer Ernsthaftigkeit, die ich in seinen Augen erkennen konnte. „Lass uns hier nicht weiterreden, zu viele neugierige Ohren. Komm mit mir, ich stelle dich unserem Anführer vor."

„Warum sollte ich dir vertrauen?"

„Ich bin ein Mensch. Das sollte als Antwort genügen." Er sprach, als wäre das die logischste  Antwort überhaupt.

Ich dachte über seine Worte nach und betrachtete ihn lange. In seinem Gesicht konnte ich keine Anzeichen für eine Lüge erkennen, doch ich kannte diesen Mann auch nicht. Was könnte mir schon passieren? Wenn diese Organisation tatsächlich existierte, wäre das meine Chance. Aber was, wenn es eine Falle der Wölfe war? Vielleicht wollten sie so alle Unruhestifter unauffällig beseitigen. Dennoch, das nagende 'Was, wenn er nicht lügt?' überwog.

„Setran kommt mit mir."

„Das ist in Ordnung, immerhin ist er auch ein Mensch, wenn auch ein wenig... naja, anders." Er warf einen kurzen Blick auf Setran, in dem etwas Aufblitzendes zu sehen war.

„Warum habe ich bisher nichts von euch gehört?" fragte Setran schließlich misstrauisch, was ich gut nachvollziehen konnte.

„Wie gesagt, geheim." Kay grinste ihn an, doch Setran blieb misstrauisch, das sah ich in seinen Augen.

„Kleine, könnte ich kurz mit dir allein sprechen?" wandte er sich schließlich an mich. Kay nickte verständnisvoll und trat ein paar Schritte zurück.

„Vertraust du ihm?" flüsterte Setran mir zu.

„Nun, er ist ein Mensch." Ich zuckte mit den Schultern.

„Und das genügt dir? Was, wenn es eine Falle ist und er uns direkt in die Arme der Wölfe führt?" Setran dachte klug, das mochte ich an ihm, aber trotzdem...

„Ich habe keine andere Wahl, Setran. Ich muss ihm vertrauen. Ich zwinge dich nicht mitzukommen. Wenn du gehen willst, ist das in Ordnung." Ich meinte das ernst. Er hatte mir oft geholfen und sogar sein eigenes Leben riskiert.

„Kleine, ich lasse dich jetzt doch nicht allein. Natürlich komme ich mit und hoffe, dass das keine Falle ist." Es schien, als hätte er längst entschieden, nicht von meiner Seite zu weichen. Gefiel mir das? Irgendwie schon. Seit Setran in meinem Leben war, fühlte ich mich nicht mehr... einsam. Irgendwo war ich dankbar, dass er bei mir war.

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