Kapitel 36

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Alles in mir sehnte sich danach, zu Arsas zurückzukehren. Ich wollte meinen Kopf an seine Brust legen und den Rest meines Lebens einfach dort verweilen, alles andere vergessen: die infizierten Wölfe, die infizierten Narmanen, sogar die Erde selbst. Doch ich konnte es nicht. Bis jetzt hatte ich mich oft genug in dunklen Wäldern und tiefen Höhlen versteckt, aber diesmal würde ich das nicht tun.

Ich ritt lange, hielt nur an, um dem Pferd eine Pause zu gönnen. Während dieser Pausen aß ich das Essen, das Amelia mir mitgegeben hatte. Als ich mich von ihr verabschiedete, flossen ihre Tränen wie ein Wasserfall. Immer wieder versicherte ich ihr, dass wir uns wiedersehen würden. Obwohl sie nickte, hinterließ ihre Traurigkeit eine tiefe Spur in meinem Herzen. Am schwersten fiel es mir jedoch, mich von Arsas zu verabschieden. Ich hätte nie gedacht, dass es so schmerzhaft sein würde.

Nach einer Weile hielt ich mitten im Wald an und wurde mir plötzlich bewusst, dass ich nicht wusste, wo der Eingang zur Erde war.

„Verdammte Scheiße!", fluchte ich. Das hätte ich mir wohl vorher überlegen sollen. Ich meine weit müsste es nicht sein, es musste irgendwo hier sein. In meiner Verzweiflung rief ich laut Setrans Namen, in der Hoffnung, er würde mich irgendwie hören. Doch nichts geschah, und ich entschied, mein Lager hier aufzuschlagen. Irgendwann würde ich schon etwas hören oder sehen.

Ich muss eingeschlafen sein, denn als ich plötzlich eine Präsenz spürte, schreckte ich aus dem Schlaf hoch und sah direkt in zwei schwarze Augen.

„Verdammte Scheiße, Setran! Musst du mich so erschrecken?", rief ich, während dieses Arschloch lachte und sich lässig gegen einen Baum lehnte. Ich fasste mir ans Herz, beinahe hätte ich ihm mein Messer in den Bauch gerammt. Zum Glück hatte ich gute Reflexe.

„Ich habe mir schon gedacht, dass du hier irgendwo bist", sagte er grinsend.

„Ach ja? Kannst du jetzt etwa in die Zukunft sehen?", fragte ich gereizt. Die Reise hatte meine Nerven strapaziert, aber Setran ließ sich von meiner verärgerten Stimmung nicht beirren.

„Noch nicht, vielleicht irgendwann. Ich habe dich gerochen." sagte er und tippte sich auf die Nase. Verwundert blickte ich zu ihm auf und schüttelte dann genervt den Kopf. „Könnt ihr alle bitte endlich damit aufhören, an mir zu riechen!" Sofort kam mir Arsas in den Sinn, und ein wohliges Gefühl breitete sich in meinem Herzen aus. Kaum zu glauben, aber ich vermisste ihn schon jetzt.

„Wie meinst du das?", fragte Setran verwirrt, doch ich winkte ab.

„Lass uns zur Erde gehen." sagte ich. Er grinste wieder breit. „Oh ja, ich habe eine Überraschung für dich." Er kam auf mich zu, half mir hoch, und wir setzten unseren Weg zu Fuß fort.

„Was für eine Überraschung?"

„Ach Hope, wenn ich es dir verrate, wäre es doch keine Überraschung mehr, Kleine", tadelte er mich, und ich musste kurz lächeln. Es war schön, den Setran vor mir zu haben, den ich damals kennengelernt hatte.

„Sag mal, wie bist du eigentlich geflohen?", fragte Setran nach einer Weile. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Nein, etwas hielt mich davon ab, also log ich.

„Ich bin verschwunden, als die Kacke am Dampfen war. Infizierte Wölfe haben ein Narmanendorf angegriffen, Setran, es waren so viele!" Ich erinnerte mich an die Toten und musste hart schlucken. Doch das, was Setran als nächstes sagte, ließ mich abrupt stehen bleiben.

„Ich weiß. Mich wundert eher, dass dein Clanwolf dich aus den Augen gelassen hat!" Setran ging ein paar Schritte weiter, bemerkte dann aber, dass ich nicht mehr neben ihm war, und hielt inne.

„Was hast du gerade gesagt? Woher zum Teufel weißt du, was im Dorf passiert ist?!"

„Ich bin nicht derjenige, der dir das erzählen sollte, Hope. Komm, lass uns weitergehen."

Doch ich blieb stehen. Wusste er überhaupt, was er da gerade gesagt hatte? Und wenn er das wusste, wusste er vielleicht auch von Arsas und mir? Nein, sonst hätte er nicht gefragt, wie ich geflohen war. Als Setran merkte, dass ich mich nicht rührte, kam er zu mir, nahm meine Hand und zog mich mit sich.

Als wir endlich die Erde betraten, blieben alle Menschen stehen und sahen in meine Richtung. Sie neigten ihre Köpfe respektvoll. Was zum Teufel ging hier vor sich? Aus der Ferne sah ich Kay, der mich anlächelte und ebenfalls den Kopf neigte. Sein Blick machte mich zutiefst unwohl.

„Setran, was geht hier vor sich?!", fragte ich, doch Setran schien das alles zu amüsieren, und ich sah, dass er aufgeregt war. Aber warum?

„Du wirst es gleich erfahren, Prinzessin", grinste er mich an. Prinzessin? Was sollte das jetzt bedeuten? Hatten sie mich zum Anführer gekrönt? 

„Willkommen zurück, Hope. Es freut mich, dass es dir gut geht", sagte Kay, während er mich weiterhin mit diesem seltsamen Blick ansah, der mich in meiner Haut unbehaglich fühlen ließ. „Komm", sagte er, ging voraus, und Setran und ich folgten ihm. Vor einer Tür blieb Kay stehen, öffnete sie und deutete mir, einzutreten. Das alles machte mich extrem nervös.

„Vater, hier ist sie", sagte Kay zu einem Mann, der hinter einem großen Tisch saß und uns den Rücken zuwandte. Als Setran und Kay die Tür schlossen und ich allein mit diesem Mann war, drehte er sich langsam zu mir um. In diesem Moment schien alles in mir stillzustehen, und als er sprach, stockte mir der Atem.

„Endlich habe ich dich gefunden, meine wunderschöne Tochter."




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Ich muss hier einen Cut machen und würde gerne von euch wissen, wie ist die länge von diesem Kapitel? Findet ihr die vorherigen Kapitel länger, oder soll ich sie so wie hier, kürzer verfassen ? :) Manchmal habe ich das Gefühl, das ich zu lange Kapitel schreibe :/  Aufjedenfall, würde ich mich auf ein Feedback freuen :) <3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 12 ⏰

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