Kapitel 1

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Lúthëa wanderte durch die düsteren Wälder, deren Bäume wie schaurige Wachen in die Höhe ragten. Die Schatten schienen lebendig, und der Mond, der hoch am Himmel stand, warf kaltes, gespenstisches Licht auf den Boden. Ihr Herz schlug schnell, doch die Angst war nicht mehr die treibende Kraft. In den Jahren der Gefangenschaft hatte Lúthëa nicht nur ihre körperliche Stärke, sondern auch dunkle Kräfte entwickelt, die sie sich aus den finsteren Ritualen und Zaubersprüchen der Orks angeeignet hatte. Diese Kräfte waren wie eine dunkle Magie, nur noch mächtiger, und sie hatte gelernt, sie zu nutzen, um sich durch die Welt zu bewegen.

Eines Nachts, als die Kälte des Waldes durch ihre Kleidung kroch, entdeckte Lúthëa eine verlassene Hütte, die sich im dichten Nebel verbarg. Die Wände waren von Moos und Efeu überwuchert, und das Dach war von Zeit und Wetter zerfressen. Trotzdem sah sie es als ihre einzige Möglichkeit zur Zuflucht und entschloss sich, sich dort einzunisten.

Als sie die Tür aufstieß, knarrte sie laut, und der Staub, der sich in der Luft wirbelte, ließ sie husten. „Hier werde ich vorerst bleiben", murmelte sie zu sich selbst, während sie in die dunkle, verfallene Hütte trat. Das Innere war ebenso schlecht erhalten wie das Äußere, aber es bot Schutz vor den elementaren Gefahren des Waldes.

Die Tage vergingen, und Lúthëa richtete sich in ihrer neuen Behausung ein. Sie fand alte Möbel, die kaum noch brauchbar waren, und improvisierte, um sich eine bescheidene Unterkunft zu schaffen. Mit Hilfe ihrer dunklen Kräfte konnte sie die hölzernen Balken verstärken und einen Teil des Daches reparieren. Trotz der Umstände fühlte sie sich zum ersten Mal seit langem sicher, auch wenn sie wusste, dass die wahre Gefahr von außen kam.

Eines Abends, als der Wind durch die Ritzen pfiff und das Heulen der Wölfe durch die Bäume hallte, entdeckte Lúthëa eine Gruppe von Reisenden, die sich durch den Wald bewegten. Sie erkannte, dass sie Elben waren, und ihre Herzen schlugen schneller. Lúthëa wusste, dass ihre dunklen Kräfte und die Magie, die sie erlernt hatte, sie von diesen Elben trennen würden, aber der Drang nach Kontakt und Verständnis war groß. Sie versteckte sich in den Schatten, als sie die Elben näher kommen sah.

„Es ist seltsam, diesen Teil des Waldes zu betreten", sagte einer der Elben, dessen silberne Stimme durch den Wald hallte. „Es fühlt sich an, als ob wir beobachtet werden."

„Vielleicht liegt es an den alten Geschichten, die sich über diesen Ort ranken", antwortete eine andere Elbin, deren dunkles Haar im Mondlicht schimmerte. „Es gibt Gerüchte über eine verlorene Seele, die in diesen Wäldern umherirrt."

Lúthëa wusste, dass diese Gerüchte von ihr stammten, und sie hielt den Atem an. Sie wollte sich nicht entlarven und die Elben vorzeitig alarmieren. Dennoch zog sie eine leise, kühle Windböe herauf, um sich zu zeigen, ohne sich zu verraten.

„Ich fühle es auch", sagte der erste Elb, während er sich umblickte. „Es ist wie ein Schatten, der über uns hinwegschwebt."

Die Elben näherten sich der Hütte, und Lúthëa, die sich in einem Winkel versteckt hielt, konnte hören, wie sie sich über die verlassene Behausung unterhielten.

„Es scheint, als ob hier schon lange niemand mehr gelebt hat", bemerkte die Elbin, die eine Flamme in ihrer Hand hielt, um den Innenraum der Hütte zu beleuchten.

„Trotzdem ist etwas hier", fügte der Elb hinzu. „Wir sollten vorsichtig sein."

Lúthëa, die bemerkte, dass die Elben immer näher kamen, wusste, dass sie handeln musste, wenn sie nicht entdeckt werden wollte. Mit einem kräftigen Schub ihrer Kräfte ließ sie eine dichte Nebelwand entstehen, die die Elben vorübergehend umhüllte. Während sie in dem mystischen Nebel verborgen war, formte sie ihre Gedanken, um sich der Sprache von Mordor zu bedienen – eine Sprache, die sie durch ihre Gefangenschaft perfekt beherrschte.

Die Elbin des Schattens [Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt