Kapitel 3

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Lúthëa saß in einer der großen Hallen des Palastes, als Thranduil sie zu sich rief. Sie war überrascht über die plötzliche Einladung, aber auch neugierig, was der König von ihr wollte. Als sie den prächtigen Thronsaal betrat, fand sie Thranduil in Gedanken versunken vor, doch sein Blick hellte sich auf, als er sie sah.

„Lúthëa, komm näher", rief er ihr zu, während er sich von seinem Thron erhob. „Ich wollte mit dir über etwas Wichtiges sprechen."

Lúthëa trat respektvoll näher, blieb aber auf gebührendem Abstand stehen. „Was gibt es, mein König?" fragte sie höflich.

Thranduil lächelte leicht und setzte sich auf einen der kunstvoll geschnitzten Stühle, die den Raum säumten. Er deutete auf den Stuhl neben ihm, und Lúthëa nahm zögerlich Platz. „Du hast dich in den letzten Monaten gut in unserem Reich eingelebt", begann Thranduil. „Legolas spricht oft von dir und deinen Fortschritten. Ihr seid gute Freunde geworden."

Lúthëa nickte, aber ihr war klar, dass dies nicht der einzige Grund für das Gespräch war. „Ich bin dankbar für alles, was Legolas mir beigebracht hat", sagte sie. „Er hat mir mehr gezeigt, als ich je zu hoffen gewagt hätte."

Thranduil neigte zustimmend den Kopf. „Er ist ein guter Lehrer und ein noch besserer Freund. Aber es gibt etwas, das du vielleicht nicht weißt, etwas, das dich überraschen könnte."

Lúthëa sah ihn fragend an. „Was meinst du, mein König?"

„Legolas wird bald 2000 Jahre alt", sagte Thranduil ruhig und beobachtete aufmerksam ihre Reaktion.

Lúthëa erstarrte. „2000 Jahre?" wiederholte sie ungläubig. „Aber... aber das bedeutet..." Sie stockte und suchte nach den richtigen Worten. „Ich bin erst 40 Jahre alt. Das ist ein enormer Unterschied."

Thranduil nickte leicht und ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Für Elben ist es in der Tat ein Unterschied, aber keiner, der von Bedeutung wäre. Du siehst, Elben werden erst mit 2000 Jahren als erwachsen angesehen. In unseren Augen bist du noch ein Kind, genauso wie Legolas es bis zu seinem kommenden Geburtstag ist."

Lúthëa starrte den König fassungslos an. „Ein Kind?" murmelte sie. „Das bedeutet, dass ich..."

„...noch sehr jung bist", ergänzte Thranduil mit einem Lächeln. „Aber du hast in diesen kurzen Jahren schon viel durchgemacht und gelernt. Elbenalter ist nicht so einfach zu vergleichen, wie du vielleicht denkst. Es ist mehr eine Frage der Reife als der Jahre."

Lúthëa schwieg eine Weile und versuchte, die Informationen zu verarbeiten. „Also... Legolas wird in 8 Tagen 2000 Jahre alt?"

„Genau", bestätigte Thranduil. „Er wurde in der letzten Woche des Frühlings geboren, kurz nachdem mein Vater im Kampf gefallen war. Einen Tag nach seiner Geburt musste ich den Platz meines Vaters als König einnehmen. Es war eine Zeit des Umbruchs und der Trauer, aber auch der Hoffnung, denn mit Legolas' Geburt kam ein neues Leben in unsere Familie."

„Das ist eine bewegende Geschichte", sagte Lúthëa nachdenklich. „Es erklärt, warum Legolas so stark und verantwortungsbewusst ist."

Thranduil nickte zustimmend. „Er ist ein Produkt dieser Zeit, geprägt von Verlust, aber auch von der Hoffnung, die in ihm als nächstem Erben liegt. Doch trotz seines Alters ist er in gewisser Weise immer noch ein Kind, das lernt und wächst, so wie du."

Lúthëa seufzte tief und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Das ist schwer zu begreifen. Ich habe nie wirklich über das Alter von Elben nachgedacht, zumindest nicht in diesen Dimensionen."

Thranduil lachte leise. „Das ist verständlich. Die Zeit fließt anders für uns, und es ist oft schwierig für andere, dies zu verstehen. Aber es ist auch eine der größten Stärken unserer Art – die Fähigkeit, über Jahrhunderte zu lernen und zu wachsen."

Die Elbin des Schattens [Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt