Kapitel 25

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Lúthëa saß in Legolas' Zelt und starrte in die Flammen des kleinen Feuers, das im Kamin knisterte. Ihre Augen waren von den letzten Ereignissen getrübt, und die Schwäche ihrer jüngsten Erlebnisse lag noch schwer auf ihr. Legolas, der neben ihr saß, beobachtete sie besorgt und wartete geduldig, während sie die Gedanken sortierte, die sie schon lange mit sich herumtrug.

„Legolas", begann Lúthëa schließlich leise, „es gibt etwas, das ich dir schon lange erzählen wollte. Etwas, das ich bisher nicht in Worte fassen konnte."

Legolas nickte verständnisvoll und sah sie an. „Du kannst mir alles sagen, Lúthëa. Was immer es ist, ich werde dir zuhören."

Lúthëa atmete tief ein und begann, ihre Geschichte zu erzählen. „Als ich drei Jahre alt war, wurde ich von Orks entführt. Ich kann mich kaum an diese Zeit erinnern, nur an die ständige Angst und den Schmerz. In Mordor wurde ich nur geschlagen und bekam sehr wenig Nahrung. Die Orks behandelten mich wie ein Stück Beute, das sie gerade für ihren eigenen Genuss behalten konnten."

Legolas' Gesicht verfinsterte sich bei den Worten. „Das klingt schrecklich, Lúthëa. Es tut mir so leid, dass du so etwas durchleben musstest."

Lúthëa nickte und fuhr fort. „Ich weiß, dass es unvorstellbar ist, aber ich war so verzweifelt, dass ich manchmal sogar den Tod herbeisehnte. Doch ich überlebte, und irgendwie schaffte ich es, die dunkle Magie zu nutzen, die ich in mir spürte, um meine Qualen zu lindern. Ich wusste nicht viel darüber, nur dass sie mir half, durchzuhalten."

Legolas sah sie mit einer Mischung aus Mitgefühl und Besorgnis an. „Du bist unglaublich stark, Lúthëa. Doch es gibt etwas, das mich stutzig macht. Ich habe in meiner Kundheit viel von den Schattenelben gehört. Sie sind eine seltene und mächtige Elbenrasse, die für ihre dunklen Kräfte bekannt ist. Könnte es sein, dass du ..."

Lúthëa sah ihn verwirrt an. „Was meinst du?"

Legolas nahm eine tiefe, nachdenkliche Atemzug. „Könnte es sein, dass du die vermisste Prinzessin der Schattenelben bist? Die Legenden besagen, dass ein Kind aus dieser Rasse entführt wurde und seitdem als verloren galt. Du hast dunkle Kräfte, die mit denen der Schattenelben übereinstimmen."

Lúthëa war sprachlos. „Die Prinzessin der Schattenelben? Aber ich wusste nichts davon. Ich dachte immer, ich sei einfach nur ein weiteres Opfer der Orks."

Legolas nickte. „Ich kann mir vorstellen, dass Thranduil, mein Vater, diese Geschichte kennt. Er wollte die Schattenelben aus dem Düsterwald fernhalten, um Konflikte zu vermeiden. Es ist möglich, dass er nicht wusste, dass du noch lebst."

Lúthëa schüttelte den Kopf. „Aber warum sollte jemand wie ich als Prinzessin der Schattenelben gelten? Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass ich besonders bin. Ich habe nur versucht, zu überleben."

„Vielleicht weißt du mehr, als du denkst", sagte Legolas sanft. „Vielleicht sind deine Kräfte und deine Herkunft mehr miteinander verbunden, als du dir je vorstellen konntest. Du solltest darüber nachdenken, wie du diese Kräfte nutzen kannst, um nicht nur dich selbst, sondern auch andere zu schützen."

Lúthëa nickte langsam, während sie über seine Worte nachdachte. „Ich werde darüber nachdenken. Es ist nur schwer, mit all dem auf einmal umzugehen."

Legolas nahm ihre Hand und hielt sie sanft. „Du bist nicht allein, Lúthëa. Wir werden diesen Weg gemeinsam gehen. Es gibt noch so viel, das wir herausfinden müssen, aber wir werden es zusammen schaffen."

Lúthëa lächelte schwach und drückte seine Hand. „Danke, Legolas. Deine Unterstützung bedeutet mir mehr, als du dir vorstellen kannst."

In dieser Nacht, während das Feuer weiter knisterte und die Dunkelheit draußen die Welt umhüllte, spürte Lúthëa eine leise Hoffnung aufkeimen. Sie wusste, dass sie eine Reise voller Herausforderungen vor sich hatte, doch mit Legolas an ihrer Seite fühlte sie sich bereit, sich der unbekannten Wahrheit über ihre Herkunft zu stellen und die Dunkelheit in sich zu überwinden.

Lúthëa weinte leise, ihre Schultern zitterten bei jedem Schluchzer. Legolas, der sie festhielt, sah die Tränen in ihren Augen und fühlte einen tiefen Schmerz in seinem Herzen. Ohne ein weiteres Wort beugte er sich zu ihr und küsste sie sanft, um ihr Trost zu spenden.

„Es tut mir leid, Lúthëa", flüsterte er mit einer Stimme, die vor Sanftheit und Sorge kaum zu erkennen war. „Es ist so viel auf einmal, und ich weiß, dass es schwer ist, all das zu verarbeiten."

Als er sie noch fester an sich zog, um sie zu trösten, verlor er das Gleichgewicht und stürzte sanft aufs Bett, wobei er Lúthëa mit sich zog. Die beiden landeten in einem Chaos aus Lachen und Erschöpfung auf dem Bett, Lúthëa immer noch in den Armen des Elben.

„Oh, das war wohl nicht ganz so geplant", murmelte Legolas schüchtern und versuchte, sich von Lúthëa zu befreien, ohne sie loszulassen.

Lúthëa konnte sich ein Kichern nicht verkneifen, trotz der Tränen, die noch auf ihren Wangen glänzten. „Du bist wirklich ungeschickt, weißt du das?"

Legolas lächelte, sein Gesicht immer noch nah an ihrem. „Das ist das erste Mal, dass jemand mir das sagt, während ich sie in den Armen halte. Normalerweise bin ich es, der dich vor Stürzen bewahren muss."

„Das kann ich mir gut vorstellen", erwiderte Lúthëa, während sie den Kopf schüttelte und sich ein wenig entspannte. „Aber manchmal ist es schön, wenn du mich einfach nur festhältst und mir zeigst, dass ich nicht allein bin."

Legolas lächelte sanft und strich ihr eine lockere Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich werde immer hier sein, Lúthëa. Egal, wie schwierig es wird. Du musst nur wissen, dass du nicht alleine durch all das gehen musst."

Lúthëa nickte, ihre Augen waren nun etwas ruhiger, auch wenn sie immer noch ein wenig feucht waren. „Ich weiß das zu schätzen, Legolas. Es bedeutet mir wirklich viel."

Legolas zog sie vorsichtig noch näher an sich, um sie warm und geborgen zu halten. „Schlaf ein wenig, Lúthëa. Du brauchst Ruhe, und ich werde hier bleiben, bis du dich besser fühlst."

Lúthëa schloss die Augen und atmete tief ein. Die Nähe und Wärme von Legolas ließen ihre Sorgen und Ängste etwas in den Hintergrund treten. Während sie sich entspannte und die Erschöpfung über sie kam, spürte sie die beruhigende Präsenz des Elben, der sie in seinen Armen hielt.

„Danke, Legolas", murmelte sie leise, bevor sie in einen ruhigen Schlaf fiel.

Legolas sah sie einen Moment lang an, bevor er sich langsam aufrichtete, ohne sie zu stören. Er blieb dicht bei ihr, sorgte dafür, dass die Decke gut über sie gelegt war, und setzte sich dann auf die Bettkante, um über alles nachzudenken. Die Verantwortung und der Druck, die auf ihm lasteten, waren groß, aber in diesem Moment fühlte er sich entschlossen, alles zu tun, um Lúthëa zu schützen und ihr zu helfen, die Antworten zu finden, die sie suchte.

Die Nacht verging ruhig, und als der erste Lichtstrahl des Morgens durch das Fenster drang, war Legolas noch immer wach. Er wusste, dass sie vor schwierigen Zeiten standen, aber er war entschlossen, Lúthëa beizustehen und sie auf ihrem Weg zu unterstützen, so gut er konnte.

Die Elbin des Schattens [Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt