Kapitel 19

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In der Festung von Helms Klamm herrschte hektische Betriebsamkeit. Überall liefen Männer mit Rüstungen umher, bereiteten Pfeile und Waffen vor und stellten sich auf die bevorstehende Schlacht ein. Aragorn, der schwer verletzt und erschöpft war, kehrte mit ernsten Neuigkeiten zurück.

„Sie kommen in Scharen", sagte er schwer atmend, während er sich auf ein Schwert stützte. „Viel mehr, als wir erwartet haben. Die Orks sind zahlreicher und brutaler, als wir dachten."

Legolas, der an der Seite von Lúthëa stand, spürte, wie sich seine Sorge verdichtete. Sein Blick glitt von Aragorn zu Lúthëa, die sich entschlossen die Waffen der Elben überprüfte. Er wusste, dass sie kämpfen wollte, aber er konnte es nicht riskieren, sie in dieser Schlacht zu verlieren.

Er trat an sie heran und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Lúthëa, bitte", begann er leise. „Du solltest bei den Frauen und Kindern in der Höhle bleiben. Es ist sicherer dort."

Lúthëa hielt inne und drehte sich zu ihm um, ihre Augen funkelten vor Entschlossenheit. „Legolas, das kann ich nicht. Ich bin eine Kriegerin, genau wie du. Ich werde nicht einfach zusehen, wie du und die anderen kämpft, während ich mich verstecke."

„Ich weiß, wie stark du bist", sagte Legolas sanft, seine Augen voller Sorge. „Aber diese Schlacht... sie wird anders sein. Sie wird grausam. Es sind zu viele, Lúthëa. Bitte, ich flehe dich an."

Lúthëa konnte die Dringlichkeit in seiner Stimme hören, doch sie war hin- und hergerissen. „Und was ist mit dir?" fragte sie leise. „Ich kann dich nicht allein lassen. Was, wenn etwas passiert? Ich würde mir das nie verzeihen."

Legolas trat näher, seine Stirn legte sich leicht in Falten, und er nahm ihre Hände in seine. „Ich verstehe deine Angst, glaub mir", sagte er und suchte ihren Blick. „Aber wenn dir etwas zustößt... wenn ich dich verliere... Lúthëa, das würde mich zerstören. Ich kann mir nicht vorstellen, ohne dich weiterzumachen."

Lúthëa spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Legolas war normalerweise der Ruhepol in ihrem Leben, doch seine Worte zeigten, wie tief seine Angst um sie ging. Sie sah die Erschöpfung und den Schmerz in seinen Augen, und sie konnte seine Bitte nicht ignorieren.

Legolas trat noch näher, bis sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. „Bitte", flüsterte er, seine Stimme bebte leicht. „Bleib sicher. Für mich."

Bevor Lúthëa etwas erwidern konnte, beugte sich Legolas vor und küsste sie sanft, aber innig. Der Kuss überraschte sie, doch sie spürte die Verzweiflung und Liebe, die er in diesen Moment legte. Es war ein Kuss, der mehr sagte als Worte.

Als er sich schließlich von ihr löste, sah er sie mit flehenden Augen an. „Lúthëa, ich brauche dich... aber ich brauche dich am Leben."

Lúthëa war überwältigt. Sie wollte nicht von ihm getrennt sein, nicht in einer so gefährlichen Zeit. Doch dieser Kuss... diese Worte. Sie wusste, dass sie ihm diesen Wunsch nicht abschlagen konnte, nicht nachdem er so offen seine Ängste gezeigt hatte.

Sie atmete tief ein und nickte schließlich widerwillig. „In Ordnung", flüsterte sie. „Ich werde bei den Frauen und Kindern bleiben. Aber Legolas..." Ihre Stimme bebte leicht. „Komm zu mir zurück. Egal, was passiert, komm zurück."

Legolas legte eine Hand an ihre Wange und lächelte leicht, obwohl die Sorge nicht aus seinen Augen wich. „Ich verspreche es dir."

Mit einem letzten Blick drehte sich Lúthëa um und machte sich auf den Weg in den Keller, wo die Frauen und Kinder bereits Zuflucht suchten. Jeder Schritt, den sie von ihm weg machte, fühlte sich schwer an. Sie wollte kämpfen, wollte an seiner Seite sein, aber sie wusste, dass dies das Richtige war – für ihn und für sie.

Die Elbin des Schattens [Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt