Kapitel 20

14 2 0
                                    

Als die ersten Sonnenstrahlen des Morgens die Ruinen von Helms Klamm beleuchteten, brach die Stille ein, die nur nach einer Schlacht herrscht. Der Kampf war endlich vorüber, aber die Luft war noch schwer von dem Geruch nach Rauch, Blut und Tod. Lúthëa hielt es nicht länger aus, als sie die Ruhe spürte. Sie rannte sofort aus der Höhle hinaus, in der sie die ganze Schlacht verbracht hatte.

„Legolas!" schrie sie und sah sich hektisch um. Überall lagen gefallene Orks, aber auch viele der tapferen Männer Rohans. Die Soldaten gingen erschöpft umher, versuchten ihre Toten zu bergen, während einige wenige Verwundete medizinisch versorgt wurden. Doch von Legolas war keine Spur.

Lúthëa's Herz schlug bis zum Hals. Die Angst, die sie die ganze Nacht über zu verdrängen versucht hatte, machte sich jetzt mit voller Wucht bemerkbar. Wo war er? Ihre Augen suchten verzweifelt die Szene ab, doch sie sah nur Verzweiflung und Tod.

„Legolas!", rief sie erneut, ihre Stimme brüchig vor Panik. Niemand antwortete.

Ihr Herz raste, als sie weiterlief, immer tiefer ins Schlachtfeld hinein, durch die Trümmer und Überreste des Kampfes. Überall herrschte Chaos, und es schien, als würde sich das Schlachtfeld endlos vor ihr ausbreiten. Ihre Füße trugen sie, ohne nachzudenken, immer weiter, bis sie schließlich in der Ferne eine vertraute Gestalt erspähte.

„Legolas!" rief sie, diesmal lauter. Die Gestalt drehte sich um.

Es war Legolas.

Er stand dort, unversehrt, ein wenig abseits, während er auf das Schlachtfeld blickte. Seine Augen waren voller Traurigkeit und Müdigkeit, aber sein Gesicht war unverletzt, und seine Haltung strahlte immer noch die Eleganz und Stärke aus, die sie so gut kannte.

Lúthëa spürte, wie die Erleichterung sie wie eine Welle überrollte. Ohne nachzudenken rannte sie auf ihn zu, das Blut rauschte in ihren Ohren. Legolas drehte sich in dem Moment zu ihr um, als sie auf ihn zu stürmte. „Lúthëa?" flüsterte er überrascht, als sie ihm entgegenkam.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, sprang Lúthëa in seine Arme und küsste ihn sofort. Es war ein leidenschaftlicher, verzweifelter Kuss, in dem all die Sorgen, die Angst und die Erleichterung lagen, die sie in dieser einen Nacht erlebt hatte. Für einen Moment schien die Welt stillzustehen.

Legolas, zunächst überrascht, legte dann sanft seine Arme um sie und erwiderte den Kuss. Seine Lippen auf ihren fühlten sich warm und vertraut an, und für einen kurzen Moment war alles andere vergessen – die Schlacht, der Schmerz, die Verluste. Es gab nur sie beide in diesem Augenblick.

Als sie sich schließlich voneinander lösten, sah Lúthëa ihm in die Augen, Tränen des Glücks und der Erleichterung sammelten sich in ihren eigenen.

„Ich dachte, ich hätte dich verloren", flüsterte sie, ihre Stimme zitternd. „Ich habe dich nicht gefunden, und ich hatte so schreckliche Angst..."

Legolas streichelte sanft ihre Wange und sah sie mit einem sanften Lächeln an. „Ich bin hier, Lúthëa. Unversehrt. Du hast mir einen Schrecken eingejagt, als du nicht da warst."

Lúthëa lehnte sich an ihn, spürte seine beruhigende Wärme. „Ich wollte bei dir sein... Ich hätte dich beschützen sollen."

„Du hast getan, was ich dich gebeten habe. Du bist sicher geblieben", sagte Legolas und drückte sie enger an sich. „Das ist alles, was ich wollte."

Für einen Moment sagte keiner von beiden etwas. Sie standen einfach nur da, Arm in Arm, während um sie herum die Welt langsam zur Normalität zurückkehrte. Die Soldaten von Rohan begannen, die Verwundeten zu versorgen und die Toten zu zählen, während die Morgensonne langsam über den Hügeln aufstieg.

Die Elbin des Schattens [Legolas FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt