Saisoneröffnung

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Jaenelle

Wow – die Max Schmeling Halle in Berlin. Es geht gegen Stuttgart. Ich war noch nie bei einem Profi-Handballspiel. Oder in einer so großen Halle. Ich war so aufgeregt, als müsste ich selbst spielen. Ich war beizeiten da, ich wollte alles in mir aufnehmen. Wie machen die sich warm, was passiert da vor dem Spiel.... Also ging ich schon in die Halle und suchte meinen Platz. Es sind noch nicht viele Menschen in der Halle, aber ein paar der Spieler sind auf der Spielfläche.... Laufen ein bisschen, zocken ein bisschen aufs Tor. Das ist ja wie bei uns..... Wie magisch angezogen ging ich ziemlich weit runter, um noch näher zu sein. Mathias oder Hans sah ich noch nicht. Aber da kommen Fabian Wiede und Paul Drux.... Deutsche Nationalspieler..... ich ertappte mich dabei, wie ich fast die Luft anhalte.... Ich benahm mich wie ein Kind.... Und dann fing mein Herz an zu rasen – da ist Mathias. Jetzt würde ich dann doch gerne im Boden versinken. Und dann fing ich seinen Blick auf. Er schaut erstaunt und dann breitet sich ein Grinsen über sein Gesicht aus. Genau DAS Grinsen. Ich glaube, ich bin rot angelaufen, als er mir rüberwinkt. Und dann fangen sie auch schon mit dem offiziellen Warmmachen an.

Das Spiel ein Traum – die sind ja alle sooooo gut. Und soooo schnell. Das kann man mit unserem Handball überhaupt nicht vergleichen. Und doch: Sie versuchen eigentlich ja auch nur das Runde in das Eckige zu werfen. Und Mathias? Er ist superschnell, aber das Schönste für mich, ist seine Freude am Spiel. Er strahlt das mit jeder Faser aus. Er liebt, was er tut. Wenn ich es nicht schon hätte, spätestens jetzt hätte ich mich in ihn verliebt. Ich könnte die ganze Zeit nur ihm zuschauen, aber die anderen Spieler haben auch meine Aufmerksamkeit verdient. Also konzentrierte ich mich darauf, das Spiel im Ganzen zur betrachten. Viel zu schnell ging die 1. Hälfte rum und dann kam ich auch dazu, mal mit meinem Sitznachbarn zu reden. „Hey – Du bist David, richtig?" „Ja – und ich bin persönlicher Geleitschutz für Dich!" grinst er. Hans hat ihn so im Groben informiert und ihm aufgetragen, mich auch auf jeden Fall nach dem Spiel mitzunehmen. Alles klar.... Auch die 2. Hälfte verging wie im Fluge und als die Füchse dann auch noch gewinnen, ist in der Halle echt eine tolle Stimmung. Einige der Spieler geben noch Autogramme – natürlich auch Mathias. Ich war ja versucht, mir auch eins zu holen, aber ich wollte ja Hans nicht enttäuschen. Er sollte unser „Wiedersehen" live miterleben. Also ging ich mit David schon mal aus der Halle. „David, kannst Du mir noch einen Moment Zeit geben." „Klar, kein Problem – wir treffen uns in 15 Minuten da vorne, ok? Es dauert eh' noch, bis die rauskommen" „Super!" Ich suchte mir eine etwas ruhigere Ecke. Ich brauchte einfach noch einen Moment, um alles zu verarbeiten und mich zu sammeln. Ich war mir nicht sicher, wie ich es angehen sollte. Ruhig Jan, ist nur ein Treffen und Hans ist ja auch da.... Das sind auch alles nur Menschen.... Und Mathias hat sich ja gefreut, dass Du da bist. Er hat dich ja angelacht...

Als wir um die Ecke bogen, waren noch nicht viele da. Ein, zwei von den Spielern und ein paar Frauen – wahrscheinlich Spielerfrauen. Alle begrüßten David – er war ja schließlich Hans Bruder und kein Unbekannter. Mich trafen ein paar fragende Blicke...

Es kamen immer mehr Spieler raus, einige sagten auch „Hallo", andere schauten mich nur fragend an. Dann kam Hans und direkt hinter ihm Mathias. Hans zwinkerte mir zu und trat beiseite. Mathias – mit meinem so geliebten Grinsen auf dem Gesicht – kam auf mich zu und umarmte mich, als wäre es das Normalste der Welt. Und dann fing das Chaos an...

Direkt hinter mir flötete eine Stimme „Mathias?" Ich wurde förmlich aus Mathias Armen gerissen, in eine Umarmung gezogen und eine Stimme sagte leise in mein Ohr „Sorry – aber ich will nur helfen!" und küsste mich. Und eins stand mal fest bei dem Kuss – Lasse Andersson weiß sehr sehr gut, wie man küsst.

„Ich bringe Dich von hier weg jetzt. Du nicht willst Zielscheibe von Mette werden. Das wäre echt übel, ok?" flüsterte er mir ins Ohr. Er hatte noch seinen Arm um meine Hüfte gelegt und zog mich weiter. Ich bekam noch mit, wie eine wunderschöne blonde Frau Lasse etwas hinterherrief und dann einen völlig überraschten Mathias küsste – und nicht mal eben so – sie schien ihn förmlich aufzufressen.

Handball im Herzen (Mathias Gidsel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt